Der neue Unfallchirurgie-Chefarzt am Hellmig-Krankenhaus in Kamen strebte in seinen jüngeren Jahren eine Karriere als Fußballer an. „Ich wäre beinahe Vertragsamateur geworden“, erzählt Dr. Yousseff Benali. Doch beim Spielen habe er sich einen Oberschenkelbruch zugezogen. Die Fußballerträume beim VfL Bochum platzten und der Bergmannssohn schlug einen beruflichen Weg in der Medizin ein.
Dieser Weg hat den 47-Jährigen nun nach Kamen geführt. Benali studierte Medizin in Düsseldorf, wurde Facharzt für Orthopädie und Chirurgie und durchlief vom Assistenzarzt bis zum Oberarzt und Durchgangsarzt diverse Karrierestationen an Krankenhäusern in Leverkusen, Münster und Dortmund.
Auch im Ausland war er tätig – in Südafrika und in Kalifornien, dort bei den Vereinsärzten des American-Football-Clubs San Diego Chargers (heute Los Angeles Chargers). „Ich bin ein gebürtiger Wanne-Eickeler, den es nach Kamen verschlagen hat“, sagt Bengali schmunzelnd.
Aus Brackel nach Kamen
2021 wechselte Yousseff Benali vom Klinikum Dortmund als Chefarzt ans Knappschaftskrankenhaus in Dortmund-Brackel. In Brackel hatte Prof. Dr. Karl-Heinz Bauer die Leitung der Chirurgie abgegeben und die Klinik wurde neu aufgeteilt. Benali übernahm die Führung der neuen Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie und Kindertraumatologie.
Dazu gekommen ist zum 1. Januar die Chefarzt-Position der gleichnamigen Klinik am Kamener Krankenhaus, das ebenfalls zum knappschaftlichen Klinikum Westfalen gehört. „Ich bin mehr in Kamen als in Brackel“, sagt Benali. Der ausgewiesene Experte auf verschiedenen Gebieten der Chirurgie trat die Nachfolge von Dr. Dieter Metzner an, der aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand ging.

Benali ist Vater von drei Kindern im Alter von 13 bis 17 Jahren, „die mich wie die Klinik regelmäßig auf Trab halten“. Mit der Familie hat er auch morgens das erste Meeting des Tages, wie er es nennt. Gegen 6 Uhr macht sich der Chefarzt auf den Weg zur Arbeit. „Ich schaue, was nachts reingekommen ist, was zu operieren ist“, sagt er.
Der typische Arbeitstag setzt sich mit der Visite fort. „Dabei schaue ich mir alle Patienten an“, sagt er. Nicht nur die Privatversicherten. Am Donnerstag dieser Woche steht Benali am Bett von Jörg Müller, dessen linke Hand dick geschwollen und lila verfärbt ist. „Mich hat im Garten irgendeine Spinne gebissen und das hat sich entzündet“, sagt der 48-Jährige. Der Kamener hat den operativen Eingriff wegen der tiefen Bindegewebsentzündung gut überstanden und betont, dass er sich gut aufgehoben fühlt. „Das Kamener Krankenhaus ist besser als sein Ruf“, so Müller. Benali rät ihm, die Beweglichkeit der Hand zu trainieren.
Nach der Visite geht es in den Operationssaal
Nach der Visite auf der Station 5b – die nach einer vorübergehenden Schließung wieder eröffnet ist – stehen Operationstermine an. Am Donnerstag dieser Woche führt Benali beispielsweise eine Kniearthroskopie durch, um eine Sportverletzung zu behandeln. „Die Sporttraumatologie ist einer der Schwerpunkte, den ich gerade in der Nähe zu Kaiserau etablieren möchte“, sagt der Chefarzt in Anspielung darauf, dass Kamen mit der Sportschule in Kaiserau ein Zentrum des westfälischen Fußballs ist.

Jederzeit könnte Benali der Ruf ereilen, dass er sich für eine Not-OP klarmachen muss, weil der Rettungsdienst ein Unfallopfer eingeliefert hat. Oder wie der Mediziner es ausdrückt: „Unfallchirurgie ist ein Fach, das von einer hohen Flexibilität und einem hohen Einsatz profitiert.“
Neuer Computertomograf spart Zeit
Wo es auf jede Sekunde ankommen kann, gewinnen Benali und das Ärzteteam jetzt wertvolle Zeit durch eine Neuanschaffung. Vor Weihnachten wurde bei dem Radiologen Dr. Martin Möller ein neuer Computertomograf (CT) aufgestellt, der weniger Zeit für Röntgenaufnahmen braucht. „Gerade bei schwerverletzten Patienten haben wir die Möglichkeit, sehr schnell zu handeln“, freut sich Benali.
Der neue Chefarzt will die „gut aufgestellte“ Klinik weiterführen, aber auch neue Leistungen anbieten. Vorgesehen ist, spezielle Sprechstunden in den Bereichen Schulter-, Hand-, Knie-, Fußchirurgie, Gelenkprothesen und Kindertraumatologie einzurichten bzw. auszuweiten. Auch die sogenannte BG-Ambulanz, also die Behandlung und Betreuung von Arbeitsunfällen, soll ausgebaut werden. Das von Dr. Metzner etablierte Endoprothetikzentrum soll weitergeführt werden. Das sei ihm eine Herzensangelegenheit, so der neue Chefarzt.
Ein Video-Interview finden Sie auf hellwegeranzeiger.de/kamen
