Neuer Chef der Unfallchirurgie Dr. Martin Hoffmann „Er hätte fast auf Krücken angefangen“

Neuer Chef der Unfallchirurgie Dr. Martin Hoffmann: „Er hätte fast auf Krücken angefangen“
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Dr. Martin Hoffmann mag Herausforderungen. Das ist ein Grund, warum der Mediziner kürzlich seine Stelle gewechselt hat. Der 51-Jährige hat zum 1. November die Leitung der Unfallchirurgie am St.-Josefs-Hospital in Hörde von Dr. Thomas Fritz übernommen, der altersbedingt in den Ruhestand geht.

Dr. Hoffmann war zuvor zehn Jahre am Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil der Ruhr-Uni Bochum tätig - zuletzt als leitender Oberarzt. Nicht nur der Chefarzt-Posten am St.-Josefs-Hospital habe ihn gereizt, erzählt der Mediziner, sondern auch „der Sprung ins Ungewisse“. Eine neue Herausforderung.

Er habe sich zudem für den Wechsel entschieden, um die Möglichkeit zu haben, „etwas aufzubauen“. Das Bergmannsheil sei ein Platzhirsch. „Mir hat es dort gut gefallen“, betont Dr. Hoffmann. Doch die Aussicht auf die Chefarzt-Stelle in einem „aufstrebenden Haus“ habe ihn überzeugt. „Man geht immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge.“

Erste Verletzung des Lebens

Beinahe wäre die neue Herausforderung indes größer geworden, als Dr. Hoffmann lieb gewesen wäre. „Er hätte fast auf Krücken hier angefangen“, erzählt Clemens Galuschka und lacht. Er ist der Geschäftsführer der St.-Paulus-Gesellschaft, ein Gesundheitsverbund mit mehreren Einrichtungen in der Region. Das Krankenhaus in Hörde gehört dazu.

Dr. Martin Hoffmann kickt in seiner Freizeit in einer Altherren-Mannschaft in Bochum, wo er mit seiner Frau und den vier Kindern lebt. Kurz bevor er seine neue Stelle in Dortmund antrat, zog er sich beim Fußball einen Sehnenabriss zu. „Das war meine erste Verletzung in meinem ganzen Leben“, sagt Dr. Hoffmann. Auf dem Platz muss er deshalb noch pausieren, aber die Krücken benötigte er an seinem ersten Arbeitstag im neuen Job dann glücklicherweise doch nicht.

Mensch und Technik

„Ich habe niemanden in meiner Familie, der Arzt ist“, erzählt der 51-Jährige. Er sei „aus freien Stücken“ Mediziner geworden, ergänzt er und schmunzelt. „Ich musste keine Praxis übernehmen, oder so.“ Erst ein Krankenpflegepraktikum habe ihn ins überhaupt zum Gesundheitswesen gebracht. „Eigentlich wollte ich Maschinenbauer werden.“ Aber der rein technische Bereich habe ihm nicht zugesagt. Ihm mache die Arbeit mit Menschen Spaß. Als Unfallchirurg könne er nun beide Bereiche kombinieren.

Dr. Hoffmann ist derjenige, der zuständig ist, „wenn's plötzlich knacks macht“, wie es Galuschka formuliert. In seiner Abteilung, zu der auch die Orthopädie mit Co-Chefarzt Dr. Jürgen Hagemeyer gehört, unterscheidet man zwischen geplanten Operationen und Notfällen. Letztere fallen in Dr. Hoffmanns Bereich. Das könne ein Kind sein, das sich auf dem Weg in die Schule den Arm gebrochen hat. Oder ein Autofahrer, der mit seinem Wagen gegen einen Baum geprallt ist, und in den Schockraum kommt.

Einsatz von Kopf bis Fuß

Seine Arbeit zeichne ein großes Spektrum aus, betont der Chirurg. Er behandele Patienten im Alter von drei bis 100 Jahre oder älter, vergleichsweise leichte genauso wie sehr schwere Verletzungen. Wobei ihn die schwierigen Fälle - Stichwort Herausforderung - besonders reizen. Dr. Hoffmann ist ausgewiesener Experte für traumatologische Wirbelsäulen- und Becken-Eingriffe. Gleichwohl sei er „von Kopf bis Fuß“ im Einsatz.

Vorgänger und Nachfolger: Dr. Martin Hoffmann folgt auf Dr. Thomas Fritz, der in den Ruhestand geht.
Vorgänger und Nachfolger: Dr. Martin Hoffmann folgt auf Dr. Thomas Fritz, der in den Ruhestand geht. © Tim Schulze

Gleich in der ersten Woche des neuen Jobs habe er einen komplizierten Bruch im Kniegelenk auf dem Tisch gehabt. Seine Lieblings-Operationen seien solche, „wo man eine Fraktur sieht, und denkt: ,Das ist toll'“, sagt Dr. Hoffmann. Fersenbrüche könnten beispielsweise sehr interessant sein. Zu seiner Arbeit gehören auch minimalinvasive Eingriffe - also Operationen mit Hilfe kleiner Hautschnitte - sowie computergestützte Operationen.

Die große Herausforderung

Im Grunde sei das Ziel eines jeden Eingriffs, den Zustand, so wie er vor dem Unfall war, wiederherzustellen - und zwar nicht nur auf dem Papier. Der Patient solle das Gefühl zurückerhalten, das er vor der Verletzung hatte, betont der Mediziner. Ein bisschen so, als würde man die Zeit zurückdrehen. Dr. Hoffmann nickt. „Wir wollen den Patienten ihre Lebensqualität zurückgeben. Das ist die große Herausforderung.“

Sein Fazit nach einem Monat Chefarzt in der Unfallchirurgie des St.-Josefs-Hospitals fällt positiv aus. Er lobt das Team bis hin zur Pflege. „Das Team hat Spaß an der Arbeit, und ich fühle mich hier schon ganz gut zu Hause“, sagt Dr. Hoffmann.

Der Vorgänger

Sein Vorgänger Dr. Thomas Fritz hatte 2011 am St.-Josefs-Hospital angefangen. Der 67-Jährige hätte am liebsten gern weitergearbeitet, wie er erzählt. Eine gesetzlich vorgegebene Altersgrenze habe dies jedoch verhindert. Diese Grenze widerspreche jedoch den realistischen Gegebenheiten, ergänzt er. „Ich hätte weitermachen können.“ Und: Ohnehin handele es sich aus seiner Sicht dabei nicht um Arbeit. „Das ist vielmehr ein Hobby, das man machen darf.“

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