Im Dortmunder Westen steht ein neuer Bücherschrank In die Freude mischt sich aber auch Sorge

Lütgendortmund hat nun einen eigenen Bücherschrank auf dem Marktplatz
Lesezeit

In den umliegenden Stadtteilen gibt es schon länger welche – jetzt hat auch Lütgendortmund einen, an ganz prominenter Stelle: Am Rande des Heinrich-Sondermann-Platzes, mitten im Herzen des „Dorfs“, steht ein Bücherschrank. Jeden Tag kommen hier Hunderte Passanten vorbei.

Der Schrank, den zu beiden Seiten das städtische Lesemaskottchen „Plappermaul“ ziert, steht bereits seit Mitte Dezember und war zunächst von rot-weißem Absperrband umgeben.

Das hat Lütgendortmunder Lese-Fans nicht davon abgehalten, den Schrank sofort zu nutzen. Es hat kaum ein paar Tage gedauert, da standen die ersten, noch wenigen Bücher, in den Regalen. Schon zu Weihnachten war der Schrank bereits gut gefüllt.

Und er scheint fleißig genutzt zu werden, denn wer häufiger hineinschaut, merkt: Der Bücher-Tausch läuft rege. Bücher werden mitgenommen, neue kommen hinzu – der Sinn eines solchen Schranks.

Erste Bücher stehen kurz vor Weihnachten 2024 im neuen Bücherschrank auf dem Heinrich-Sondermann-Platz in Lütgendortmund.
Kaum dass der neue Bücherschrank stand, stellten auch schon die ersten Menschen Bücher ein. © Natascha Jaschinski

Das rot-weiße Absperrband ist mittlerweile verschwunden. Wer es abgemacht hat, ist offen. Klar ist: Die Lütgendortmunder haben sich „ihren“ Schrank erobert, ehe er offiziell an den Start gegangen ist. Ein Pre-Opening sozusagen. Denn: Wie eine Anfrage bei der Stadt ergibt, ist der Schrank bislang eigentlich noch nicht eröffnet.

„Wir haben eine feierliche Eröffnung geplant – die Abstimmungen dazu laufen aber noch“, sagt Stadtsprecher Markus Kaminski. Man wolle „begleitende Lesekampagnen im Bezirk initiieren“, bei denen auch das Lesemaskottchen „Plappermaul“ dabei sein soll. Zudem warte die Stadt „auf etwas besseres Wetter“.

Freude und Sorgen

Regen, Schnee und Eis schienen Lesebegeisterte allerdings bisher nicht abzuschrecken, Bücher zu bringen oder mitzunehmen. Auch in den sozialen Medien war die Freude sofort groß.

Eine tolle Sache sei das – so der einhellige Tenor. User kündigten an, bald Bücher einstellen zu wollen. In viele Kommentare mischte sich aber auch schnell Sorge, dass der Schrank nicht lange heil bleiben könnte. Hoffentlich werde er nicht zerstört, ist oft zu lesen. Hingewiesen wird in den Befürchtungen auf einen anderen Bücherschrank im Dortmunder Westen.

Er steht in der Jungferntalstraße, unweit der gleichnamigen Grundschule, und ist vor etwa 12 Jahren aufgebaut worden – damit gehört er zu den ältesten Bücherschränken der Stadt. Jahrelang hat sich eine Gruppe von Ehrenamtlichen gekümmert. Doch irgendwann gaben mehr und mehr Ehrenamtler auf – fünf Jahre lang pflegte Walter Heinrich allein den Schrank.

Ende 2023 machte auch er Schluss. Es fand sich ein Nachfolger, doch nur wenige Wochen, nachdem dieser übernommen hatte, ist der Schrank zerstört worden. Eine Scheibe wurde eingeschlagen, der Schrank ist seitdem abgesperrt.

Der Bücherschrank im Jungferntal abgesperrt, nachdem er zerstört worden war.
Anfang 2024 ist der Bücherschrank im Jungferntal zerstört worden. © Natascha Jaschinski

Auch jüngere Vorfälle aus Mengede zeigen, dass die Sorgen vor Vandalismus nicht unbegründet sind: So hat der Gewerbeverein des Stadtteils im Herbst drei Spieleverleihschränke aufgestellt, aus denen zum Beispiel Boccia-Kugeln oder Fußbälle entliehen werden können. Nach kurzer Zeit nur waren sie beschmiert bis stark beschädigt.

Anfang Dezember schließlich war der Gewerbeverein stinksauer. Da fiel auf, dass ein 3,80 Meter hoher Tannenbaum, den Mengeder Gewerbetreibende auf einer Verkehrsinsel aufgestellt hatten, geklaut worden ist. „Ist das die Zukunft unseres Stadtbezirks?“, fragte sich Pressewart Ingo Plettner.

Der Mengeder Gewerbeverein freute sich: Nachdem sein Tannenbaum Anfang Dezember 2024 gestohlen worden war, sorgte eine Spende schließlich für Ersatz.
Der Mengeder Gewerbeverein freute sich: Nachdem sein Tannenbaum Anfang Dezember 2024 gestohlen worden war, sorgte eine Spende schließlich für Ersatz. © Gewerbeverein Mengede

Ihren Baum bekamen die Mengeder trotzdem noch. Ein Landschaftsbaubetrieb spendete eine Ersatz-Tanne. Wer genau auf den neuen Bücherschrank in Lütgendortmund aufpasst, ist noch nicht ganz klar. Laut Stadt ist es ein öffentlicher Schrank, den aber der Verein „Africa 21“ verantwortet. Noch sei man „in der Abstimmung“ über Pflege und Fragen der Bücherpatenschaft. Einer von mehreren Kooperationspartnern sei die Jugendfreizeitstätte, vor der der Schrank unmittelbar steht.

Viele aktuelle, interessante und hintergründige Nachrichten finden Sie jeden Tag unter rn.de/luetgendortmund.

Hier eine Auswahl unserer Top-Artikel aus den vergangenen Wochen: