
© Dieter Menne
Obwohl der Bauantrag noch fehlt, könnte Mitte 2020 wieder Leben in den Hannibal einziehen
Hannibal in Dorstfeld
Seit einem Jahr rottet der Hannibal vor sich hin. Aber es gibt Veränderungen, es gibt neue Verwalter, neue Geschäftsführer und der Mieterverein ist verhalten optimistisch.
Die Veränderung ist nicht auf den ersten Blick offensichtlich: Wer sich die Internetseite der Intown Property Management GmbH anschaut, muss in der Rubrik Impressum nachschauen. Dort werden seit einigen Tagen als Geschäftsführer die Herren Christian Gau und Sven Scharke geführt. Bisher war Geschäftsführer und damit auch Ansprechpartner für die Stadt Dortmund Sascha Hettrich.
Bundesweit einmalig
Hettrich war in Dortmund das Gesicht der Firma Intown, zu der die Lütticher 49 Properties GmbH gehört, die wiederum den Hannibal mit seinen 412 Wohnungen 2011 erworben hatte. Ende September 2017 wurden erhebliche Brandschutzmängel bekannt, die Stadt Dortmund räumte den Gebäudekomplex sehr kurzfristig, 753 Menschen verloren innerhalb weniger Stunden ihre Wohnungen. Dieser Vorgang war bundesweit einmalig.
Es geht um 28.000 Quadratmeter Wohnfläche
Seit dieser Zeit streiten sich die Stadt Dortmund und das Firmengeflecht Intown gerichtlich um die Rechtmäßigkeit dieser Räumung und die dadurch entstandenen Kosten. Auf der anderen Seite fehlen dem Dortmunder Wohnungsmarkt seit dieser Zeit 412 Wohnungen im angespannten Segment der bezahlbaren Wohnungen. Und Intown beziehungsweise der Lütticher 49 Properties fehlen die Einnahmen aus rund 28.000 Quadratmetern Wohnfläche.
Intown wird Lianeo
Richtig sei, sagt Intown-Pressesprecher Robert Döring am Mittwoch auf Nachfrage, dass die Geschäftsführung gewechselt habe. Man befinde sich gerade in einer Umstellung: Aus Intown wird die Lianeo Real Estate, die die Gewerbe- und Büroflächen verwalten wird. Die Wohnimmobilien der Intown, zu denen auch der Hannibal gehört, würden jetzt von der All Sites Property Management GmbH verwaltet. „An den Eigentumsverhältnissen ändert sich nichts“, so Sprecher Döring. Doch Intown sei „so groß geworden“, dass eine Umwandlung notwendig geworden sei.
Noch keine eigene Homepage
Wie viele Wohnimmobilien All Sites jetzt zu verwalten hat, möchte Döring im Detail nicht angeben. Richtig sei, dass Intown deutlich mehr Gewerbeimmobilien im Bestand hatte. Wer nach All Sites im Netz sucht, stellt fest, dass die GmbH offenbar im August 2018 aus der Taufe gehoben wurde. Hauptsitz ist Berlin, an der gleichen Adresse sitzen auch Intown und Lianeo. Eine eigene Homepage von All Sites existiert öffentlich noch nicht. Dafür inseriert die Firma diverse Wohnungen auf den einschlägigen Wohnportalen in diversen Städten: Hannover, Wuppertal oder etwa Schwerin. Alles Orte, an denen Intown größere Wohnungsbestände besitzt und wo es Probleme mit Mietern gab oder gibt.
„Der Name ist verbrannt“
Ob Intown so groß geworden ist, dass eine Umbenennung und Aufteilung notwendig wurde, kann Tobias Scholz, wohnungspolitischer Sprecher des Mietervereins Dortmund nicht bewerten. Für ihn ist der „Name Intown in den letzten Jahren verbrannt“. So oder so komme eine Trennung von Gewerbe- und Wohnimmobilien zu spät. „Das hätten wir vor einem, eher zwei Jahren gebraucht.“
Verhaltener Optimismus
Auch der Mieterverein hatte in den letzten Tagen - wie auch die Stadt Dortmund - bereits mit der All Sites Property Management GmbH Kontakt. Was aus Scholz´ Sicht positiv zu bewerten ist. Erstmals seit 2012 sei von einer Verwaltungsfirma des Hannibals aktiv das Gespräch mit dem Mieterverein gesucht worden. Themen dieses Gespräches sei etwa der Zugang zu den Wohnungen, ausstehende Kautionen oder auch eine Sanierung des Hannibals in Abschnitten gewesen. Verhalten optimistisch ist man jetzt beim Mieterverein, es mit einer professionellen Verwaltung für den Hannibal zu tun zu haben. Scholz: „Wir werden sehen, ob das eingehalten werden wird.“
Sanierungsstau wird nicht kleiner
Der Hannibal selbst rottet, man muss das so schreiben, seit der Räumung vor sich hin: Die Heizungsanlage ist ausgebaut, die Versorgungsstränge nach außen sind gekappt, das Wasserleitungssystem im Haus dürfte, Stichwort Legionellen, ein Komplett-Sanierungsfall sein. Dazu die Brandschutzmängel, Probleme an den Aufzügen, der Sanierungsstau wird nicht kleiner.
Bisher gibt es noch keinen Bauantrag
Ein entsprechender Bauantrag für den Hannibal war im Sommer vergangenen Jahres für vor Weihnachten 2018 von Intown angekündigt worden. Eingegangen ist der bisher noch nicht. Laut Sprecher Döring habe es Verzögerungen gegeben, an dem Bauantrag werde gearbeitet. In der Verwaltung der Stadt Dortmund rechnet man mit einem solchen Antrag im Februar, vielleicht im März. Der müsste dann zunächst geprüft und genehmigt werden, bevor sich am Hannibal tatsächlich etwas verändert. Mit entsprechender Ausschreibung und zügigem Baubeginn könnte, optimistisch gesehen, vielleicht Mitte 2020 wieder Leben in den Hannibal zurückkehren.
Demnächst Post im Briefkasten
Wer jetzt, nach dem Geschäftsführerwechsel, der Ansprechpartner für die Stadt in Sachen Hannibal ist, will Döring nicht festlegen. „Das kommt darauf an, um was es geht“, so der Sprecher. Sicher ist, dass Menschen, die noch einen Mietvertrag für den Hannibal haben, in den kommenden Wochen Post bekommen werden, in der sie über einen Verwalterwechsel im Hannibal informiert werden. Und auch der Mieterverein will sich aktiv bei seinen betroffenen Mitgliedern melden.
Ich wurde 1973 geboren und schreibe seit über 10 Jahren als Redakteur an verschiedenen Positionen bei Lensing Media. Als problematisch sehen viele meiner Kollegen oft die Länge meiner Texte an. Aber ich schreibe am liebsten das auf, was ich selber bevorzugt lesen würde – und das darf auch gerne etwas länger sein.
