„Die Jugendlichen waren anfangs eher auf Abstand“ Kathi und Strato haben große Jugendtreff-Pläne

Kathi und Strato wollen in der JFS „einen Ort zum Wohlfühlen“ schaffen
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Wenn Katharina Kras und Efstratios Giouvagkotzas von ihrer Arbeit erzählen, wird dem Zuhörenden klar: Das sind zwei, die ihren Job lieben und ganz darin aufgehen. Als neue Leitung der Jugendfreizeitstätte Westerfilde haben die beiden viel vor – und trotzen den Herausforderungen und gewissen Niederschlägen, die ihnen tagtäglich begegnen.

Bereits Ende 2023 hat Katharina Kras die Leitung der Jugendfreizeitstätte in der Wenemarstraße 15 übernommen, Efstratios Giouvagkotzas kam im Frühjahr dazu. Als Team leiten „Kathi“ und „Strato“, wie sie im Jugendtreff genannt werden, das „Kess“ gemeinsam und harmonieren augenscheinlich sehr gut. Neu im Team ist seit April auch Fachreferent Tobias Bahlmann. Die Drei nahmen sich nun die Zeit, um sich offiziell als Team vorzustellen.

Von der Wohngruppe zur JFS

Kathi Kras brennt für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen schon, seit sie selbst ein Teenie war. „Mit 12/13 Jahren habe ich ehrenamtlich in der Kinder- und Jugendarbeit meiner damaligen Kirchengemeinde gearbeitet“, erzählt die 27-Jährige. Es folgten Nebenjobs in der Offenen Ganztagsbetreuung, bei der Naturfreundejugend und als Schwimmlehrerin für Kinder.

Nach ihrem Studium hat die Dortmunderin zunächst eine Wohngruppe begleitet und anschließend in einer Jugendwerkstatt gearbeitet. „Irgendwann kam ich aber an den Punkt, dass es für mich in meiner Entwicklung weitergehen musste“, erklärt sie. Die ausgeschriebene Stelle als Leitung der JFS Westerfilde kam da wie gerufen: Im Sommer 2023 wurde sie zunächst stellvertretende Leiterin, im November übernahm sie dann die Leitung.

Katharina Kras und Efstratios Giouvagkotzas wollen das musikalische Angebot in der JFS Westerfilde weiter ausbauen. Das Tonstudio, das bereits fertig ist, soll künftig mit einem Bandraum verbunden werden.
Katharina Kras und Efstratios Giouvagkotzas wollen das musikalische Angebot in der JFS Westerfilde weiter ausbauen. Das Tonstudio, das bereits fertig ist, soll künftig mit einem Bandraum verbunden werden. © Julia Kowal

Als vielfältig, aber auch herausfordernd beschreibt Katharina Kras ihre Arbeit. Ihr Kollege Efstratios Giouvagkotzas nickt zustimmend - denn das Zeltlager, das die beiden zu Beginn der Sommerferien angeboten haben, steckt ihnen noch in den Knochen: Fünf Tage lang zeltete das Team mit Kindern im Alter von bis zu 14 Jahren. Anfangs waren 42 Kinder dabei, einige wollten oder mussten nach der ersten, schlaflosen Nacht allerdings abbrechen.

Doch diese Herausforderungen sind es auch, an denen Kathi und Strato wachsen. Wie Katharina Kras hat auch Efstratios Giouvagkotzas bereits Erfahrung in der Kinder- und Jugendarbeit gesammelt, war als studentischer Mitarbeiter bereits zwei Jahre in der JFS in Lütgendortmund.

In Westerfilde sind die beiden gut angekommen, vor allem bei den Jugendlichen war das aber auch ein Stück harte Arbeit, wie Katharina Kras erzählt: „Die Kinder haben mir direkt selbstgemalte Bilder geschenkt, die Jugendlichen waren anfangs eher auf Abstand, haben gezielt Regeln hinterfragt und ihre Grenzen ausgetestet.“

Schöne und traurige Erlebnisse

Die persönlichen Erlebnisse mit den Kindern und Jugendlichen stimmen die beiden mal besonders glücklich, mal aber auch sehr traurig. Efstratios Giouvagkotzas erinnert sich an eine Jugendliche, die auf die schiefe Bahn geraten war. „Sie hatte Diebstähle begangen und Drogen konsumiert“, erzählt er. „Ich habe immer wieder viel mit ihr gesprochen. Heute möchte sie Fachabi machen und studieren.“

Aber auch Rückschläge teilt der 23-Jährige: „Zu einem Jungen hatte ich eine sehr enge Beziehung, wir haben jeden Tag Billard gespielt.“ Doch eines Tages kam der Junge nicht mehr in die JFS. „Ich habe ihn leider völlig verloren“, bedauert Strato.

Efstratios Giouvagkotzas nimmt mit den Kindern und Jugendlichen regelmäßig Podcasts in der "Kess"auf. Hier testet er die Anlage mit seiner Kollegin Katharina Kras.
Efstratios Giouvagkotzas nimmt mit den Kindern und Jugendlichen regelmäßig Podcasts in der "Kess"auf. Hier testet er die Anlage mit seiner Kollegin Katharina Kras. © Julia Kowal

„Schnell ins Herz geschlossen“

Zu den Kindern und Jugendlichen in Westerfilde haben Kathi und Strato inzwischen eine enge Beziehung. „Es ist erstaunlich und schön, wie schnell sie uns ins Herz geschlossen haben“, sagt Katharina Kras. Dafür leisten die beiden aber viel, mehr, als ihnen selbst wohl bewusst ist: Sie sind für alle Kinder und Jugendlichen, die das „Kess“ besuchen, da, gehen auf sie und ihre Bedürfnisse ein, versuchen viele unterschiedliche Angebote zu schaffen.

Zu Beginn des Jahres hielten Katharina Kras und Efstratios Giouvagkotzas zum Beispiel ein Jugendforum ab, bei dem sie mit den Kindern und Jugendlichen die Jahresplanung für das „Kess“ gestalteten. Strato hat zudem einen Podacst ins Leben gerufen, drei Folgen hat er mit Jugendlichen bereits aufgenommen und bei Youtube hochgeladen.

Kathi plant zudem, einen Bandraum im Jugendtreff einzurichten. „Ich mache selbst gerne Musik und freue mich, dass wir hier auch viele musikalische Kinder und Jugendliche haben“, begründet sie ihre Pläne. Ein Tonstudio gibt es im „Kess“ bereits, in dem schon eingige selbstgeschriebene Songs aufgenommen wurden.

Tobias Bahlmann (l.) steht mit Katharina Kras und Efstratios Giouvagkotzas als Fachreferent in engem Austausch.
Tobias Bahlmann (l.) steht mit Katharina Kras und Efstratios Giouvagkotzas als Fachreferent in engem Austausch. © Julia Kowal

Das übergeordnete Ziel der neuen Leitung ist, einen „Schutzraum“ für die Kinder und Jugendlichen zu schaffen. „Wir wollen einen Ort bieten, an dem sich alle wohlfühlen, sie selbst sein können und viele Möglichkeiten erhalten“, beschreibt Katharina Kras. Das sei in einem Stadtteil wie Westferfilde besonders notwendig: „Denn Migration und Armut sind hier große Themen.“

Bei der Lösung der Herausfoderungen, die sich in der JFS Westerfilde stellen, werden Kathi und Strato von Tobias Bahlmann, dem neuen Fachreferenten für Kinder und Jugendförderung in Mengende unterstützt. Der 35-Jährige steht in engem Austausch mit dem „Kess“-Team und will auch die Kinder und Jugendlichen stärker beteiligen: „Mein Ziel ist es, eine Art Kess-Rat zu schaffen, zu dem jede Jugendfreizeitstätte ein oder zwei Jugendliche entsendet.“