Zu teuer: DSW21 verzichtet auf Neubau Stadtkonzern verlegt Unternehmenssitz lieber ans Dortmunder U

Neubaupläne von DSW21 gestorben: Stadtkonzern verlegt seinen Sitz zum U
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Das aktuelle DSW21-Verwaltungsgebäude an der Deggingstraße hat die besten Zeiten hinter sich. In den 60er- und 70er-Jahren erbaut weist die Immobilie in der östlichen Innenstadt eine schlechte Klima- und Energiebilanz auf. Also: Neubau oder Sanierung? Das ist die Gretchenfrage, die sich die DSW21-Spitzen seit Jahren stellen.

Noch 2022 sah es so aus, als würden die Würfel für einen Neubau fallen. Die Idee war, die neue Unternehmenszentrale auf dem unmittelbaren Nachbargelände zwischen DSW21 und dem Großmarkt zu platzieren. Das Grundstück gehörte früher der Rewe-Tochter Doego, liegt aber längst in Händen des Stadtkonzerns DSW21.

BIG zieht zum Phoenix-See

Die Überlegungen haben sich nun zerschlagen. Wie die Aufsichtsräte in ihrer jüngsten Sitzung erfuhren, disponiert DSW21 komplett um, verzichtet auf einen Neubau und zieht stattdessen mit Mann und Maus in das Gebäude der Krankenkasse „BIG direkt gesund“ am U-Turm.

Die Krankenkasse wiederum räumt ihr Domizil zugunsten eines Neubaus namens „Südtor“ am Phoenix-See. Wie es zuletzt hieß, soll der Umzug voraussichtlich im 3. Quartal 2025 über die Bühne gehen. Der Mietvertrag der BIG endet am 31.12.2025.

DSW21 will Immobilie kaufen

Läuft alles nach Fahrplan, könnte DSW21 das Gebäude ab Anfang 2026 komplett in Beschlag nehmen – und knapp 300 Mitarbeiter ans Westentor mitbringen. Das sieben-geschossige Bürogebäude mit rund 21.000 Quadratmetern Nutzfläche war vor rund 13 Jahren von Kölbl Kruse (Essen) erbaut worden und gehört inzwischen der Hannover Leasing.

DSW21 will das Gebäude kaufen und hat mit dem Eigentümer bereits verhandelt. Wie es heißt, seien die Gespräche vor Kurzem „grundsätzlich zu einem positiven Abschluss geführt worden“.

DSW21-Vorstandsvorsitzende Heike Heim hofft, dass der Aufsichtsrat den Kauf der Immobilie durchwinkt.
DSW21-Vorstandsvorsitzende Heike Heim hofft, dass der Aufsichtsrat den Kauf der Immobilie durchwinkt. © Frauke Schumann

„Werden schnell Tempo aufnehmen“

Bevor die Kaufverträge unterzeichnet werden ist der DSW21-Aufsichtsrat am Zug, der dem Vorhaben noch zustimmen muss. „Wir werden die notwendige Beschlussvorlage für die erste Aufsichtsratssitzung im neuen Jahr vorbereiten“, kündigt DSW21-Vorstandsvorsitzende Heike Heim an.

Noch sei man in vielen Punkten ganz am Anfang der Überlegungen. „Stimmt der Aufsichtsrat dem Kauf zu, werden wir sehr schnell Tempo aufnehmen“, so DSW21-Chefin Heim. Zudem gebe es die Option, Teile des Gebäudes bereits vor 2026 zu beziehen.

Wie es heißt, soll die Immobilie am U geeignet sein, „neue und zeitgemäße Arbeitsformen anzubieten“. Die Zeiten, da alle Beschäftigten täglich am eigenen Schreibtisch sitzen, sind ohnehin vorbei: Wer will, kann zwei Tage pro Woche im „Home Office“ arbeiten – oder bis zu vier Tagen in der Woche zuhause auf Telearbeit umschwenken.

Neubau kaum unter 80 Mio. Euro

Offen bleibt aktuell auch, wie viele Beschäftigte künftig mit dem eigenen Auto kommen: DSW21 könnte zwar die Tiefgaragenstellplätze der BIG übernehmen. Auf der anderen Seite gibt's im Vergleich zum Noch-Standort an der Deggingstraße eine deutlich bessere ÖPNV-Anbindung: Vom Hauptbahnhof zum U sind es wenige Minuten Fußmarsch – und die Haltestelle der U43 liegt direkt vor der Tür.

Eines der wichtigsten Argumente für den Umzug in eine Bestandsimmobilie dürften die Finanzen sein: Vor dem Hintergrund der gestiegenen Baupreise hätte ein Neubau Schätzungen zufolge mit rund 80 Millionen Euro zu Buche geschlagen. Die kann sich der Stadtkonzern nun sparen – zumal auf DSW21 in den nächsten Jahren ohnehin enorme Ausgaben zukommen. Ob und wie sehr das Gebäude am U noch energetisch ertüchtigt werden muss, war nicht zu erfahren. Die fast schon obligatorische PV-Anlage auf dem Dach soll es in jedem Fall geben.