Es ist neblig in Dortmund – und das bereits seit mehreren Tagen. Am Sonntag (19. Januar) war die Luft über Teilen der Stadt so trüb, dass Flüge, die am Airport landen sollten, umgeleitet werden mussten.
Wer am Wochenende in Dortmund unterwegs war, dem wird jedoch aufgefallen sein, dass es nicht überall so neblig war wie etwa in Wickede. In höheren Lagen, also im Dortmunder Süden Richtung Hohensyburg, schien am Sonntag die Sonne an einem wolkenlosen, strahlend blauen Himmel. Verantwortlich für diesen augenscheinlichen Widersprich sei eine Inversionswetterlage, erklärt Thomas Gerwin, Wetterdiensttechniker im Regionalbüro Essen des Deutschen Wetterdienstes (DWD).
Über Mitteleuropa befinde sich zurzeit ein großes Hochdruckgebiet mit kalter, extrem feuchter Luft in der unteren und warmer, trockener Luft in der oberen Schicht. Die warme Luft sei leichter als die kalte. Da außerdem kein Wind wehe – erzeugt durch ein entsprechendes Tiefdruckgebiet aus dem Westen – bleibe die Feuchtigkeit stehen und das Ergebnis sei dieser dichte, hartnäckige Nebel. „Die niedrigen Lagen sitzen in dieser Suppe“, sagt Wetterdiensttechniker Gerwin. „Für alle, die höher wohnen, schon auf etwa 250 Metern, gibt es Sonnenschein. Die leichte Luft in den hohen Lagen hält den Deckel auf dem Nebel geschlossen.“
Dortmund wirkte wie verschneit
Eine Wetterlage wie diese habe es zum Beispiel im Januar 1985 gegeben, als Smog über dem Ruhrgebiet hing und nicht abzog. In industriellen Ballungsräumen, wie es das Ruhrgebiet damals war, können Inversionswetterlagen laut DWD gefährlich werden. Die Luftschichten würden sich nicht durchmischen, weshalb das Risiko wächst, dass sich die untere Schicht mit Schadstoffen anreichert. „Heute ist die Luft bei uns besser. Deshalb gibt es keinen Smog, sondern nur Nebel.“
Die Wetterlage hat auch ihre schönen Seiten: An vielen Orten in Dortmund waren Wiesen, Büsche und Bäume am Sonntag mit dickem Raureif überzogen. Mitunter wirkte es so, als hätte es geschneit, vor allem in den Grenzgebieten der beiden Luftschichten, die sowohl im Nebel als auch in der Sonne standen. „Wir hatten Temperaturen von unter 0 Grad Celsius. Deshalb konnte sich die Feuchtigkeit absetzen und gefrieren.“ Außerhalb des Nebels, in der oberen Schicht, sei die Luft trocken. „Deshalb dauert es, bis die Sonne den Raureif schmelzen lässt, und alles sieht weiß aus.“
Wann zieht der Nebel aus Dortmund ab? „Es gibt einen Wetterumschwung“, verspricht Burkhard Dreischer, Wetterexperte für Dortmund bei Radio 91.2. Am Dienstag (21. Januar) solle es mitunter zwar noch trüb sein und – je nach Höhenlage – leichter Schnee oder Sprühregen in der Luft liegen, danach aber halte ein Tiefdruckgebiet Einzug, das Wind und damit warme Luft auf dem Südwesten bringt. Die Temperaturen steigen wieder.
„Ab Mittwoch mischt das Wetter durch. Tagsüber gibt es Wolken mit hier und da ein paar Sonnenstrahlen. Abends zieht dann Regen auf.“ Und es wird nicht besser: Für Freitag prognostiziert Dreischer ein Tief, das in Dortmund für Regen und stürmische Windböen sorgt. „Wie schlimm es wird, kann man jetzt aber noch nicht sagen. Dafür ist es zu früh.“
Auch stehe noch nicht fest, ob der Januar nach einem kalten Start ein warmes und ungemütliches Ende findet, meint Burkhard Dreischer. „Auf warme Luft folgt in der Regel kalte. Es kann also auch wieder in die andere Richtung gehen.“