
© Oliver Schaper
„Wie kann man denn so süß sein?“ – der Dortmunder Zoo hat mit Nashorn Willi einen neuen Star
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Nashorn-Baby Willi hat seinen ersten offiziellen Ausgang im Zoo Dortmund mit viel Medien-Rummel und Bravour gemeistert. Jetzt ist klar, wann das Nashorn-Haus auch für Besucher geöffnet ist.
Willi hat echte Starqualitäten: Der kleine Nashornbulle zeigte keine Spur von Nervosität, als er am Freitag (17.1.) erstmals vor die Presse und die vielen Fernsehkameras trat. Im Gegenteil: Er hoppelte und galoppierte durchs Gehege, zeigte aufregende Bremsmanöver, machte einen Abstecher in die Suhle, stellte sich Ohren wackelnd in Position und hielt Fotografen ebenso wie Mutter Shakina auf Trab. Die ließ ihren Nachwuchs nicht aus den Augen.
Das kleine Südliche Breitmaulnashorn ist am 8. Januar um 22.55 Uhr zur Welt gekommen. Es ist putzmunter, eine kleine Rakete auf vier Tapsbeinen, geschätzt 50 bis 60 Kilogramm schwer. „Wie kann man denn so süß sein?“, quiekt eine Frauenstimme aus der Presse-Schar. „Meinen Sie mich?“, scherzt Zoodirektor Dr. Frank Brandstätter.
Seit Freitag ist das Nashorn-Haus für Besucher geöffnet. Dort wird noch manches Mal der Ausruf „Wie süß!“ zu hören sein. Auch die Tierpfleger Mike Pernau, Stefan Bohland und Melissa Engelke sind von dem jüngsten Zuwachs in ihrem Huftierrevier begeistert.
Willi lässt sich kraulen
Shakina habe viel Geduld mit ihrem Baby und lasse auch seine spielerischen Attacken über sich ergehen, sagen die Pfleger. Die Mutter-Kind-Bindung sei sehr gut, und der Kleine trinke ausgiebig.
Willi habe bereits am zweiten Tag den Kontakt zu ihnen gesucht, erzählt Mike Pernau: „Er lässt sich kraulen“. Die Tierpfleger nutzen das für den Augenblick, wenn Willi mal von der Tierärztin untersucht werden muss. „Wenn man ein Nashorn unter dem Bauch krault, dann fällt es um“, sagt Pernau.
Bisher war eine tierärztliche Untersuchung für den gut eine Woche alten Bullen nicht nötig. Lediglich der „erste Schiss“, so Tierpfleger Bohland – eine dünne, dunkle Soße, auch Darmpech genannt – wurde von Tierärztin Dr. Christine Osmann begutachtet. Alles in Ordnung.
Geburtstermin aus dem Kot abgelesen
Aus dem Kot der Nashörner lässt sich offenbar viel lesen. So hat schon Prof. Franz Schwarzenberger, Wissenschaftler der Veterinärmedizinischen Universität in Wien (VUW), im Dezember 2018 aus einer Kotprobe von Shakina den Geburtstermin am 8. Januar 2020 errechnet. Nashörner haben eine Tragzeit von 16 bis 17 Monaten, berichtet Zooassistent Markus Patschke.
Wenn Willi Durst hat, fiept er nach seiner Mutter, die sich für ihn hinlegt, wenn er trinken will. Das erste Jahr wird er vor allem noch Milch trinken, aber nach ein, zwei Monaten auch schon anfangen, am Heu und dem Kraftfutter der Mutter zu knabbern.
In den nächsten zwei, drei Wochen dürfen auch die anderen Nashörner ihren neuen Bewohner kennenlernen. Die Gruppe ist getrennt. Das sei auch in der Natur so, sagt Stefan Bohland. „Die Nashorn-Mutter würde sich nie in der Nähe des Vaters aufhalten. Das wäre zu gefährlich, da Nashornbullen nicht genau wissen, ob es ihr Junges ist.“
Noch ohne Horn
Willi hat noch kein Horn. Das hat die Natur so eingerichtet, damit Nashorn-Babys durch den Geburtskanal passen. Aber wenn man genau hinsieht, ist bereits zu erkennen, was mal ein Hörnchen werden will. In zwei, drei Wochen sehe man schon mehr, sagen die Pfleger.

Größenvergleich: Willi wiegt „erst“ 50 bis 60 Kilogramm. Ein ausgewachsenes Nashorn bringt es auf mehr als 2000 Kilogramm. © Oliver Schaper
Der Zoo Dortmund ist einer von bundesweit nur sechs Zoos, denen bislang die Nachzucht eines Breitmaulnashorns gelungen ist. Obwohl das Breitmaulnashorn die häufigste gehaltene Nashornart in deutschen Zoos ist, ist die Geburt etwas ganz Besonderes und mit viel Aufwand verbunden. Willi ist der zweite Nachwuchs, den das Nashorn-Paar Shakina und Amari gezeugt hat. Ostern 2014 kam Tochter Abebi zur Welt.
Der Vorschlag, den Kleinen Willi zu nennen, kam von den Tierpflegern aus dem Huftierrevier. Sie wollten damit ihren Kollegen Wilfried „Willi“ Eichel ehren, der nach mehr als 40 Jahren als Tierpfleger im Huftierrevier im Juni in den Ruhestand geht.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
