Anwohner kritisieren Pläne für zweiten Phoenix-See in Dortmund „Man braucht hier keinen neuen Hotspot“

Naherholung oder doch ein zweiter Phoenix-See? Das sagen Westerfilder
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Ein neuer, künstlicher See zwischen Westerfilde und Jungferntal in Dortmund ist schon länger im Gespräch. Nun soll die städtische Verwaltung prüfen, ob nicht sogar ein zweiter „Phoenix-See“ machbar wäre: mit Wohnraum, Gastronomie, Geschäften oder Büros.

Aber wie stehen Menschen aus Westerfilde zu der Idee? Nicht alle Anwohner sind begeistert. Im Gegenteil - es gibt viel Kritik. Wir waren vor Ort und haben mit vielen Menschen gesprochen.

Dieter Gerund (67) zeigt sich von der Idee wenig begeistert: „Das ist ein reines Naturschutzgebiet da oben und da soll auch nichts anderes hin.“ Ähnlich sieht es Bernhard Fründt (67) und ergänzt: „Wir brauchen hier keinen neuen Phoenix-See. Da wird nur unnötig gebaut für Sachen, die wir hier wirklich nicht benötigen. Ich würde das als Schwachsinn bezeichnen.“

Eingang zum Biergarten
Der Biergarten des Gasthofs "Im schönen Wiesengrund" grenzt direkt an das Gebiet, für das verschiedene Planungen im Gespräch sind. © Katrin Popenda

Mehr Bänke und Mülleimer

Viele Anwohner sind auch mit dem jetzigen Zustand des Gebiets zufrieden. Schließlich gibt es mit dem Mastbruch-Teich bereits ein Gewässer vor Ort. „Man sollte diesen Teich so lassen, wie er ist. Lediglich ab und zu vielleicht mal ausbaggern, weil der mit Sicherheit verschlammt“, sagt Helga Bergmann (69). „Ansonsten ist ein Leuchtturmprojekt wie ein zweiter Phoenix-See nicht nötig. Denn das wäre nur Kohle, die woanders dringender gebraucht wird.“

Zufrieden zeigt sich auch Heinz Mattheis (76), hat aber auch Verbesserungsvorschläge: „In dem Gebiet, wie es jetzt ist, könnten es ein paar Bänke und ein paar Mülleimer mehr sein. Wegen der Sauberkeit müsste man sich an der Autobahn A45 ein bisschen mehr kümmern. Ansonsten finde ich das Umfeld hier ringsherum eigentlich gut.“

„Wir haben hier den kleinen See im Rahmer Wald. Der ist schon ein Biotop mit Fischreihern und mehr. Warum braucht man etwas Künstliches?“, findet Sebastian Krüger. „Tatsächlich wäre es viel sinnvoller, die Grünflächen, die wir haben, mal vernünftig zu pflegen und aufzubereiten, um auch hier nahe Erholung zu schaffen. Man kann das Gebiet mit geringen Mitteln aufwerten, mit Sitzbänken und vernünftig gepflegten Wegen. Aber man braucht hier keinen neuen Hotspot“, sagt der 50-Jährige.

Krüger schätzt das Rückzugsgebiet, in dem er mit seinem Hund spazieren geht. Dem Phoenix-See in Hörde kann er nichts abgewinnen. „Das, was sich um den See entwickelt hat, ist weniger für die Bürger, sondern das ist zum einen ein Wohngebiet für Leute, die extrem besser verdienend sind. Das hat nichts mehr mit Wohnraumbeschaffung für die Allgemeinheit zu tun“, sagt Sebastian Krüger. „Zum anderen ist das, was sich dort touristisch drumherum abspielt, auch nicht mehr schön. Dort spazieren zu gehen, macht keinen Sinn.“

Westerfilde im Norden, Naturschutzgebiet Mastbruch im Osten, Jungferntal-Rahm im Süden und A45 im Westen: Für die Fläche dazwischen war zunächst ein Naherholungsgebiet mit Regenrückhaltebecken im Gespräch.
Westerfilde im Norden, Naturschutzgebiet Mastbruch im Osten, Jungferntal-Rahm im Süden und A45 im Westen: Für die Fläche dazwischen war zunächst ein Naherholungsgebiet mit Regenrückhaltebecken im Gespräch. © RVR 2023

Keine Spaßzone

Johannes Ecke-Schüth findet einen See zwischen Westerfilde und Jungferntal als Regenrückhaltebecken gut. „Es ist schön, wenn am Rande des Naturschutzgebietes vom Rahmer Wald eine weitere naturbelassene Landschaft bleibt. Wäre auch nicht schlecht, wenn man für ein Gläschen Wein oder irgendwas auch ein bisschen Gastronomie hätte“, sagt der 65-Jährige. „Aber sollte auf keinen Fall irgendeine Spaßzone im Sinne des Phoenix-Sees werden oder eine Ansiedlung von Büroräumen.“

Andere Menschen sehen aber nicht nur negative, sondern auch positive, mögliche Auswirkungen. „Ich sehe das Ganze tatsächlich ein bisschen in zwiegespalten. Für die Ortsteilentwicklung wäre es natürlich schön, sowas zu haben. Man hat auch in Hörde gesehen, was das Ganze so ein bisschen gebracht hat. Und wenn man sich Westerfilde anguckt, ist das halt suboptimal“, sagt Oliver Wiegand.

„Auf der anderen Seite weiß ich nicht wirklich, ob ich diesen ganzen Publikumsverkehr und sowas hier haben möchte – gerade, weil es hier relativ ruhig gelegen ist“, überlegt der 41-Jährige. „Ich bin da echt noch ein bisschen unentschlossen. Aber es gab ja auch mal Pläne, die halt nicht einen Phoenix-See vorgeschlagen haben, sondern einfach nur so ein Naherholungsgebiet. Das würde ich tatsächlich eher befürworten.“

Gerd Obermeit ist 1. Vorsitzender des Heimatvereins Bodelschwingh und Westerfilde. Welche Fläche in der Planung der SPD genau gemeint ist, ist aus seiner Sicht vorerst zu klären. Obermeit sagt: „Generell ist die Frage: Soll es den Naherholungswert stärken oder ein Wohngebiet für Reiche werden?“