„Abschied. Der Rekorder schließt seine Türen“, kündigt der Veranstaltungsort zwischen Club und Kneipe am Sonntag (1.10.) in den sozialen Medien an. Es ist das Ende für einen der wichtigsten Treffpunkte für die Dortmunder Subkultur.
Nach seiner Eröffnung 2013 entwickelte sich der Laden in der Gneisenaustraße schnell zu einer festen Größe was Parties, Konzerte und sonstige Kulturveranstaltungen angeht. Dass es im nächsten Jahr zu Ende geht, war jedoch keine Entscheidung, der Mitglieder der Tonbande e.V., die den Rekorder seit zehn Jahren ehrenamtlich in der Gneisenaustraße betreiben.
Der Vermieter habe überraschend die Kündigung eingereicht. „Wir sind total getroffen von der Schließung“, sagt Max Tröndle vom Rekorder. „Wenn es nach uns ginge, würden wir locker noch weitere zehn Jahre bleiben. Aber wir kommen hier gegen die Eigeninteressen des Vermieters nicht an“, heißt es in der Mitteilung in den sozialen Medien.
Letzte Party im März
Der Gewerbemietvertrag, der beiden Vertragsparteien die Kündigung zum Ende des Jahres ermöglicht, werde vom Vermieter nicht verlängert.
Man habe den Mieterschutzbund eingeschaltet, rechtlich sei gegen die Kündigung aber wohl nicht vorzugehen, sagt Tröndle. Auch einem Kioskbetreiber, einem Café und einem Supermarkt sei gekündigt worden. Bis Ende März muss der Rekorder seine Räumlichkeiten geräumt haben.

Für die Mitglieder der Tonbande e.V. ist das ein Ausdruck der Gentrifizierung im Hafenviertel. Das Kollektiv bemängelt, dass sich immer weniger Orte der Alternativ- und Subkultur in Dortmund halten können und dass gerade am Hafen, dessen lebendige Szene die Stadt nicht müde wird zu betonen, eben jenes Leben zu verschwinden droht. Es sei schön, wenn am Hafen etwas Neues entstehe. Nur sei es „irgendwie knifflig, dass an anderen Ecken so viel wegbricht“.
„Ein Ort, an dem man scheitern kann“
„Wenn der Rekorder schließt, wird es noch dünner, was die freie Kulturszene in Dortmund angeht“, heißt es in dem Beitrag in den sozialen Medien. „Jenseits der sehr großen Spielstätten ist leider nicht mehr viel übrig - was wir nicht aus Eigeninteresse blöde finden, sondern vielmehr aus stadtpolitischer Sicht katastrophal ist.“
Es brauche Orte für lokale Releasekonzerte, internationale Geheimtipps und subkulturelle Vernetzung, betont das Kollektiv. „Der Rekorder ist seit seiner Gründung ein Ort, an dem man sich ausprobieren kann – und auch ein Ort, an dem man scheitern kann“, sagt Max Tröndle. Wie alle anderen Mitglieder des Kollektivs ist er ehrenamtlich im Rekorder aktiv.

„Der Rekorder ist uns und vielen anderen ein Zuhause“, sagt Tröndl. Viele Menschen hätten sich dort kennengelernt. Das möchte man trotz der schlechten Nachricht mit einer großen Party Mitte März feiern.
Für das Kollektiv ist aber auch klar, diese Party soll kein Schlussstrich sein. Der Rekorder II in der Scharnhorststraße, der zweite Raum des Kollektivs, werde auch weiterhin bestehen. Darüber hinaus will man sich auf die Suche nach neuen Räumen begeben, auch wenn es nicht leicht sei, etwas Vergleichbares zu finden.
Rekorder sucht neue Räume
Deshalb ruft das Rekorder-Team auch alle auf, sich zu melden, die Hinweise oder Ideen zu einem anderen Laden haben. Wer Ideen hat, könne sich per Mail unter info@rekorder.org melden. Auch sonst freue man sich über Unterstützung, teilt die Tonbande e.V. mit.
2013 gründete sich dann der gemeinnützige Kunst- und Kulturverein Tonbande e. V. als Kollektiv aus DJs, Musikern, Autoren und Künstlern und bezog im Juli desselben Jahres den Rekorder. Seitdem veranstaltete der Verein zahlreiche Parties, Konzerte, Lesungen, Spiele- und Kneipenabende.
Seinen Social-Media-Beitrag schließt das Kollektiv mit: „Wir putzen mal unser weinendes Auge und versuchen, mit dem lachenden Auge in die Zukunft zu schauen.“
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