Auch wenn der Kindergarten nur einen Flügelschlag entfernt ist, war er für diese Eltern wohl kein Kriterium bei der Auswahl ihrer Kinderstube: Ein Turmfalkenpaar hat sich im Glockenturm von St. Magdalena eingenistet und zieht nun seine Küken in luftiger Höhe auf.
Anfang April hat das Paar die Brutstätte bezogen, das Weibchen hat nach und nach seine Eier gelegt - insgesamt sechs Stück. „Fünf Küken sind inzwischen geschlüpft und putzmunter“, erzählt Horst-Betreuer Franz Saturnus. Woher der Lütgendortmunder das alles so genau weiß? Im Kirchturm ist eine Webcam installiert, über die sich das Falkenpaar und seine Küken beobachten lassen.

Zwei Antennen senden per WLAN die Daten nach außen, wer die Login-Daten kennt und nah genug an der Kirche steht, kann live beobachten, was im Horst passiert. Franz Saturnus hat als Betreuer der Brutstätte natürlich einen Zugang, Küster Jens Kowalke ebenfalls und auch der benachbarte Kindergarten St. Magdalena kann per Webcam in die Brutstätte blicken. „Die Kinder können die Vögel immer mal wieder beobachten und finden das sehr spannend“, weiß Saturnus.
Ein Livestream auf der Internetseite der Gemeinde wäre technisch möglich und den beiden Herren zufolge auch sehr wünschenswert. Doch die ungeklärte Frage, wer die Kosten dafür übernimmt, verhindert dies zurzeit. Und so erzählen Franz Saturnus und Jens Kowalke eben, was in der letzten Zeit im Kirchturm passiert und zeigen viele Fotos und Videos.

„Da wollten sich zuerst zwei Dohlen einnisten, deshalb haben wir das Nest nochmal verschlossen“, erklärt Kowalke. Über den Winter wird die Brutstätte, deren Eingang genau über der Zwölf der Turmuhr ist, ebenfalls abgeriegelt. Nur wenige Tage nachdem Kowalke und Saturnus den Eingang erneut geöffnet hatten, lag bereits das erste Falkenei im Horst.
Wie in diesem hatte das Weibchen auch im vergangenen Jahr sechs Eier gelegt, vier Küken waren schließlich geschlüpft. „Ein Jungvogel hat wohl zu früh versucht, aus dem Nest zu klettern und ist verunglückt“, erinnert sich Saturnus.
Nest ist kein Rückzugsort
Im Horst sind Weibchen und Männchen nur sehr kurz gemeinsam zu sehen - beim „Schichtwechsel“. Ein Rückzugsort ist der Horst für die Vögel nicht. „Falken sind Baumsitzer, der Horst ist also eine reine Brut- und Aufzuchtstätte“, erklärt Saturnus.
Seitdem die Küken geschlüpft, ist nur noch das Weibchen im Horst zu sehen. „Das Männchen bringt Mäuse und Ähnliches, das Weibchen füttert die Küken“, weiß Saturnus. „Das Treiben im Horst zu beobachten, ist wirklich spannend“, erzählt Kowalke. Deshalb werden Franz Saturnus und Jens Kowalke weiterhin regelmäßig einen Blick aufs Tablet werfen - bis die jungen Falken flügge sind.