Dicker Mann stürzte gegen Knie
Nach Unfall in U43: 72-Jährige kann Monate nicht laufen
Doris Ehrlich wollte nur ein paar Hundert Meter Fußweg sparen. Jetzt kann die 72-jährige Wambelerin wohl monatelang nicht mehr laufen. Der Grund: Während einer kurzen Fahrt mit der U43 stürzte ein dicker Mann - und Doris Ehrlichs Knie war im Weg.
Doris Ehrlich wird wohl nach dem verhängnisvollen Sturz des dicken Mannes die nächsten Monate nicht laufen können. Sie liegt jetzt im Knappschaftskrankenhaus. © Oliver Schaper
Doris Ehrlich liegt in ihrem Bett im Knappschaftskrankenhaus, das linke Bein hochgelegt. Ihr linkes Knie ist dreimal so dick wie normal. Die Kniescheibe ist abgerissen. Ehrlich wird wohl die nächsten drei, vier Monate nicht laufen können.
Schuld daran ist eine kurze Fahrt mit der Stadtbahn. Es ist Donnerstag, der 28. Dezember, zwischen 17 und 18 Uhr. Ehrlich kommt vom Einkaufen, ihr Bus fährt von der Haltestelle „Am Zehnthof“ bis praktisch vor ihre Haustür. Sie steigt an der Berliner Straße in die U43 ein, sie will nur eine Station mitfahren, also bleibt sie am Eingang stehen. Mit ihr betritt auch ein Mann die Bahn. Er ist „sehr korpulent“, wird die Polizei später schreiben, Ehrlich schätzt ihn auf etwa 120 Kilo bei 1,70 Meter Größe. Er will sich hinsetzen. In diesem Moment fährt die Bahn an.
„Ohne mich wär‘ er wohl mit voller Wucht auf dem Boden aufgeschlagen“
Was dann passiert, erlebt Ehrlich „wie in Zeitlupe“, wie sie erzählt. Der Mann verliert das Gleichgewicht und stürzt - „von links genau gegen mein linkes Knie“, sagt Ehrlich. „Ich war praktisch der Puffer. Ohne mich wär‘ er wohl mit voller Wucht auf dem Boden aufgeschlagen.“ Ein stechender Schmerz durchfährt Ehrlich, „mir wurde es ganz schlecht“.
Der Mann sitzt am Boden und schreit „Anhalten!“, so erinnert sich Ehrlich. „Drei, vier Männer versuchten, ihn wieder auf die Füße zu bekommen, schafften es aber nicht.“ Um Ehrlich selbst kümmert sich ein Ehepaar. Als die Bahn kurze Zeit später am Zehnthof ankommt, steigen die drei aus. Die Bahn fährt weiter, und mit ihr der gestürzte Mann.
Gestürzter lehnte Hilfe des Fahrers ab
Doris Ehrlich ruft ihren Mann an, er soll sie abholen. Das hilfsbereite Paar bleibt bei ihr, bis er eintrifft. „Meine Tochter wollte mich direkt ins Krankenhaus bringen, aber ich war dagegen“, erzählt die 72-Jährige. Eine Nacht hält sie durch, doch die Schmerzen lassen nicht nach, im Gegenteil: Sie werden schlimmer. Am Morgen bringt ihre Familie die Wambelerin ins Knappschaftskrankenhaus. Nächsten Montag ist OP. Den gebuchten Urlaub nach Fuerteventura haben die Eheleute bereits abgesagt.
Und der Gestürzte? „Der hat durch mich richtiges Glück gehabt“, sagt Ehrlich. Es gibt einen Bericht des Stadtbahn-Fahrers. In ihm schreibt er, dass er dem Mann später angeboten habe, einen Rettungswagen zu rufen und den Fall aufzunehmen. Das habe der Mann aber abgelehnt. Er sei später aus eigener Kraft ausgestiegen, wo, ist nicht bekannt, sagt DSW21-Sprecherin Britta Heydenbluth.
Videoaufnahmen werden ausgewertet
Der Vorfall liegt nun bei der Polizei. Sie sucht sowohl den gestürzten Mann als auch das hilfsbereite Paar, um sie zu befragen. Auch werden Videoaufnahmen aus der Stadtbahn ausgewertet. Doris Ehrlich hofft vor allem, dass sich das Paar bei der Polizei meldet: „Das Ehepaar war so nett zu mir, ich möchte mich nochmal bei ihm bedanken.“