Es war ein tragischer Unfall. Am Morgen des 10. Oktober kam ein 62-jähriger Radfahrer beim Überqueren der Stadtbahngleise an der Haltestelle Eisenstraße auf der Bornstraße ums Leben, nachdem er von einer Stadtbahn erfasst worden war. Offensichtlich hatte der Mann die herannahende Bahn in Richtung Grevel übersehen.
Die genauen Umstände des Unfalls lassen sich kaum noch aufklären. Für die Experten des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) sollte der tödliche Unfall allerdings Konsequenzen haben. „Aus meiner Erfahrung als Polizeibeamter weiß ich, dass ein Unfall nie nur eine Ursache hat“, sagt der ADFC-Kreisvorsitzende Werner Blanke.
Gefahren beim Überweg
Die ADFC-Experten haben denn auch eine ganze Reihe an gefährlichen Mängeln an der Unfallstelle ausgemacht, die ihre Ansicht nach ein Handeln erforderlich machen. Die Unfallstelle sei ähnlich eng wie an der Mallinckrodtstraße, an der am Übergang Gneisenau-/Arnoldstraße vor wenigen Jahren ein Schüler von der Bahn erfasst und getötet wurde.
Die erlaubte Geschwindigkeit für Autos und Bahn sei zu hoch. Und wegen der kurzen Ampelphasen für Fußgänger ließen sich die Straßen nicht in einem Zug überqueren. So müsse man auf einem engen Überweg in der Mitte der Fahrbahn Halt machen.
Tatsächlich ist die Radfahrer-Furt an der Stadtbahnstation Eisenstraße nur gut 1,30 Meter breit. „Die vorhandenen Linien sind ziemlich abgenutzt, damit schlecht erkennbar und nicht rot eingefärbt“, listet Werner Blanke weitere Mängel auf. Die gravierendste Stelle sei die viel zu knappe Aufstellfläche zwischen den Straßenbahnschienen und den östlichen, stadtauswärts führenden Fahrbahnen der Bornstraße. „Hier wird man regelrecht zwischen den vorbeifahrenden LKW und der Bahn eingequetscht“, sagt Blanke.

Wegen der Abrundung der „Insel“ für den Abbiegeverkehr aus der Eisenstraße ist ausgerechnet die Spur für Radfahrer an der engsten Stelle angelegt. „Da wird es für normale Fahrräder extrem eng, Lastenräder passen hier überhaupt nicht mehr hin“, stellt Werner Blanke fest.
Die Forderung des ADFC: Die Aufstellbereiche müssen dringend erweitert werden. Und das hätte - nicht nur in diesem Fall an der Bornstraße - drastische Konsequenzen. „Funktionieren dürfte das nur auf Kosten einer Autospur“, erklärt Blanke. Das heißt, dass die Fahrspuren für die Autos in diesem Bereich von zwei auf eine reduziert werden müssten.
Eingabe an Bezirksvertretung
Eine entsprechende Eingabe will der ADFC an die Verwaltung und die Bezirksvertretung Innenstadt-Nord machen. Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum (Grüne) zeigte sich bei einem Ortstermin prinzipiell offen für Veränderungen. „Die Lösung ist hier offensichtlich“, sagte sie. Es sei letztlich eine Frage der Prioritätensetzung: Gibt man der Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern Vorrang oder dem Fluss des Autoverkehrs.
Die Bornstraße ist nicht die einzige Hauptverkehrsstraße, an der der ADFC solche Probleme sieht. Betroffen sein etwa auch Münster- und Evinger Straße im Norden sowie weitere Straßen im Stadtgebiet etwa auf der Hellweg-Achse.
„Grundsätzlich ist festzustellen, dass die großen Straßenzüge, an denen auch die U-Bahn entlangfährt, vor Jahrzehnten ‚auto-orientiert‘ gebaut wurden“, erklärt Blanke. Der fließende Autoverkehr habe Priorität. „Da sich die Zeiten geändert haben und es inzwischen deutlich mehr Fahrradfahrende gibt, genügen die Straßenzüge mit ihrer großen Kreuzung und Haltestelle nicht mehr den Anforderungen“, so der ADFC-Kreisvorsitzende. „Deshalb fordern wir Politik und Verwaltung auf, ein Gesamtkonzept zu entwickeln, um Straßen umzubauen und Unfällen vorzubeugen.“
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