Millionen-Immobilie am U-Turm soll in städtischen Besitz Stadt Dortmund will Big-Gebäude kaufen

Nach Rückzug von DSW21:Stadt Dortmund will Bürogebäude am U kaufen:
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Den Kauf der früheren Zentrale der Hoesch Stahl AG an der Rheinischen Straße hat die Stadt inzwischen vollzogen. Die spätere Nutzung des Gebäudes ist noch offen. Aktuell laufen dort weitere Untersuchungen, die genauen Aufschluss über Statik und Zustand des Gebäudes liefern sollen. Und das ist nicht die einzige Immobilie, nach der die Stadt ihre Hände ausgestreckt hat: Auch das Bürogebäude am Heiligen Weg 74 bis 80 weckt ihr Interesse: Dort haben sich die Continentale und die Deutsche Rentenversicherung eingemietet. Die Stadt will die Büroimmobilie kaufen und dort Ämter einquartieren, die derzeit zur Miete in privaten Immobilien sitzen.

Jetzt schickt sich die Stadt an, die nächste Büroimmobilie zu übernehmen: Dabei geht es um das von der Big-Krankenkasse gemietete Gebäude am U-Turm. „Wir sind in Gesprächen“, wie Liegenschaftsdezernent und Kämmerer Jörg Stüdemann auf Anfrage bestätigt. „Wenn es klappt, soll der Kauf in diesem Jahr vollzogen werden.“

Rückzug kurz vor Toresschluss

Bemerkenswert dabei: Eigentlich sollte das Gebäude bereits verkauft sein – an die Dortmunder Stadtwerke (DSW21). Sie wollten ihre Hauptverwaltung von der Deggingstraße zum U-Turm verlegen, haben 2024 dann aber einen Rückzieher gemacht. Nach damaliger Lesart soll es quasi auf den letzten Metern vor dem Abschluss zu „Unstimmigkeiten“ zwischen DSW21 und dem Eigentümer Hannover Leasing gekommen sein.

Einer der Knackpunkte soll die Frage gewesen sein, wer für Mängel oder Schäden aufkommt, die erst nach dem Auszug der Big-Krankenkasse sichtbar werden. Die Big, so letzter Stand der Dinge, will im „Herbst 2025“ ausziehen und ihren Sitz in das „Südtor“ genannte Gebäude am Phoenix-See verlegen. Der damals verhandelte Kaufpreis: rund 67 Millionen Euro.

Und was will nun die Stadt mit dem Gebäudekomplex am U-Turm? Wie Stüdemann erläutert, sollen dort (ähnlich wie im Gebäude am Heiligen Weg) städtische Ämter einziehen – konkret das Personal- und Organisationsamt. Das Amt ist zurzeit im Gebäudekomplex des Hansa Carré an der Brauhausstraße 1 bis 5 untergebracht. Nach dem Kauf der „Big-Immobilie“, so der aktuelle Plan, steht der Umzug Ende 2025/Anfang 2026 an.

Dosys zieht nicht zum Hafen

Ihre Umzugskartons packen sollen auch die Mitarbeiter des städtischen IT-Dienstleisters Dortmunder Systemhaus (Dosys) – und das überrascht. Sie sitzen aktuell an der Deggingstraße 38, quasi Seite an Seite mit DSW21. Die eigentlichen Pläne von Dosys waren andere: Eigentlich sollte das IT-Haus in den Hafen ziehen und ein Ankerpunkt für das geplante „Digital-Quartier“ an der Speicherstraße werden.

Als Standort war ein geplantes, zehn-geschossiges und insgesamt 7.000 Quadratmeter großes Hochhaus an der Bülowstraße vorgesehen – dort, wo aktuell die Hafen-Verwaltung ihren Sitz hat. Der Umzug ins „Big-Gebäude“ macht nun einen Strich durch die Dosys-Pläne.

Dominik Serfling, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft d-port21.
Dominik Serfling, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft d-port21, muss auf einen geplanten Mieter im kommenden Hafenquartier verzichten. © RN

Dominik Serfling, Geschäftsführer der Quartiers-Entwicklungsgesellschaft d-port21, bedauert das. „Schade, das Vorhaben mit Dosys hätte uns ein hohes Maß an Planungssicherheit verschafft“, sagt Serfling. Dennoch werde man am Bau des „Hochpunktes“ an der Bülowstraße festhalten – so, wie in den Entwürfen von Cobe Architekten vorgesehen. Alternativ sei nun geplant, die Grundstücke, auf denen das Hochhaus gebaut werden soll, potenziellen Investoren am Grundstücksmarkt anzubieten.

Mit dem Einzug von Dosys und des städtischen Personal- und Organisationsamtes ins „Big-Gebäude“ am U ist die Immobilie quasi „voll“: Sie hat eine Gesamtfläche von gut 20.600 Quadratmetern. Den ein oder anderen Mieter neben der Big gibt es bereits: beispielsweise der Dortmunder Kunstverein und die Concordia AG. Mit dem Kauf des Gebäudes folgt die Stadt einer besonderen Strategie: Ämter sollen so weit wie möglich aus Privatgebäuden herausgeholt und in den Bestand der Stadt einquartiert werden. Das Ziel: Die Stadt will Mietkosten sparen.