Sie gehört unzweifelhaft zu den ungemütlicheren Ecken der Nordstadt: die Kreuzung Prior-/Zimmerstraße, gelegen zwischen Dietrich-Keuning-Park und Münsterstraße. Regelmäßig berichtete die Polizei in den vergangenen Monaten über Raub-, Drogen- und Gewaltdelikte an diesem Ort. Darunter war auch eine Schießerei im Oktober 2022, die als versuchte Tötung gewertet wurde. Jüngst hatte ein Mann seinen Hund auf Ordnungskräfte gehetzt. Bei der Attacke Ende April wurde ein Mitarbeiter der Stadt verletzt.
An der Kreuzung gibt es einige Geschäfte, einen Parkplatz und einen großzügigen Spielplatz, der sich zwischen Leopoldstraße und Zimmerstraße erstreckt. Am Samstagmorgen (28.6.) war dieser Spielplatz Kulisse eines brutalen Angriffs auf einen 42-jährigen Dortmunder. Er hatte sich gegen 7 Uhr mit einem 21-Jährigen dort aufgehalten, als eine vierköpfige Gruppe dazustieß.
42-Jähriger schwer verletzt
Nach Erkenntnissen der Polizei hatte ein Mann aus der Gruppe unvermittelt mit einer Machete auf den 42-Jährigen eingeschlagen. Dessen 21-Jähriger Begleiter sei mit Pfefferspray attackiert und verletzt worden, heißt es in der Polizei-Mitteilung. Der 42-Jährige kam mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Lebensgefahr bestand aber nicht. Der Täter flüchtete.
Dienstag (27.6.), gegen 13 Uhr am Mittag: Sonnenstrahlen schimmern durch das dichte Blattwerk der Bäume auf den Spielplatz. Gerade eben sind mehrere ausgelassen-fröhliche Kinder zum Klettergerüst gestürmt und toben sich jetzt beim Hangeln an den Seilen aus.
Die Kinder gehören zu einer Nachhilfe-Gruppe, die Yacob Marwan und seine Frau ins Leben gerufen haben. „Das ist ein Angebot für Kinder aus Migrantenfamilien, die noch nicht so gut Deutsch sprechen können“, sagt er. Die beiden Erwachsenen sitzen auf einer Steinmauer und sehen den Kindern zu.

Gefragt nach seinem Eindruck von dem Spielplatz sagt Marwan: „Ich habe mich zuerst gewundert, dass an den Geräten Reste von Flatterband sind.“ Das habe seinen Gesamteindruck jedoch keineswegs getrübt. „Es ist sehr angenehm, optimal“, sagt Yacob Marwan. Und die Kinder bevorzugten diesen Spielplatz gegenüber anderen in der Umgebung. „Schauen Sie doch“, sagt Marwan und deutet aufs Klettergerüst, „wie viel Spaß die hier haben“
„Nichts Neues in der Nordstadt“
Unter der Woche kommen sie jeweils um die Mittagszeit mit den Nachhilfe-Kindern hierher, ergänzt Yacob Marwan. Von gewalttätigen Auseinandersetzungen oder Drogenkriminalität habe er noch nie etwas mitbekommen. „Außen herum sind zwar viele Leute unterwegs, aber hier auf dem Spielplatz ist es ruhig.“
An diesem Dienstag sind einige Elternpaare mit ihren Kindern da, die nicht in Dortmund wohnen, aber etwas in der Nähe zu erledigen hatten. Ein Pärchen aus Münster zum Beispiel. Die Frau ist sichtlich erschrocken, als sie von dem Macheten-Angriff hört. „Da bekomme ich Gänsehaut“, sagt sie. Und: „So etwas passiert überall.“
Ein 37-Jähriger aus Balve ist mit seiner Frau und den zwei Kindern gekommen. Er kenne die Gegend, sagt er. Seinen Namen möchte er nicht veröffentlicht wissen. Angesprochen auf den Macheten-Angriff, sagt er: „Das ist nichts Neues in der Nordstadt. Ich würde hier nicht mit meinen Kindern wohnen wollen.“ Er spekuliert, dass es sich bei der Attacke am Samstagmorgen um Beschaffungskriminalität gehandelt haben könnte. „7 Uhr ist eine Uhrzeit, zu der sich Junkies neuen Stoff besorgen.“
Der Mann - etwas untersetzt, aber muskulös - sagt: „Wenn ich diesen Angriff gesehen hätte, wäre ich dazwischengegangen. Ich kann nicht wegsehen. Zivilcourage ist sehr wichtig.“
Dealer auf dem Spielplatz
Drogenhandel sei ein großes Problem an der Ecke Prior-/Zimmerstraße, sagt einer der Gewerbetreibenden aus der Nachbarschaft, der anonym bleiben will. „Abends stehen hier immer die Dealer.“ Manchmal an der Straße, manchmal auch mitten auf dem Spielplatz.

Der Mann erzählt, er habe am Wochenende mal wieder Blutspuren vor seinem Laden entdeckt, aber diese nicht bei der Polizei gemeldet. Ob sie die Folge des Macheten-Angriffs waren? Unklar. Von der Auseinandersetzung am Samstagmorgen habe er nichts mitbekommen, ergänzt der Ladeninhaber. Zur Gesamtsituation meint er: „Es ändert sich sowieso nichts. Ich habe sowas von die Schnauze voll.“
Zeugen gesucht
Nach dem Macheten-Angriff von Samstagmorgen sucht die Polizei Dortmund nach Zeugen, die möglicherweise etwas mitbekommen haben und Hinweise auf den Täter geben können. Der Täter wird wie folgt beschrieben: schwarze Hautfarbe, schwarze Hose, schwarzes T-Shirt. Hinweise nimmt die Polizei unter Tel. 0231 132-7441 entgegen.
Angriff mit Machete auf Spielplatz: Dortmunder schwer verletzt - Täter flüchtig
Schüsse in der Nordstadt: Streit zwischen zehn Menschen - Polizei fahndet
Polizisten tasern Hund in Dortmund: Halter (23) hetzt Tier auf Ordnungskräfte