Nach jedem Regen geht für ein paar Anwohner der Baedecker Straße der erste Blick in ihren Garten, oder genauer gesagt, das, was sich im besten Falle dahinter und nicht darüber befindet. Der Wickeder Waldsee ist auch nach den vergangenen Regenfällen der vergangenen Tage mal wieder angestiegen und überschwemmt die Gärten einiger Anwohner teilweise.
„Wir schauen jeden Tag darauf, ob das Wasser angestiegen ist oder nicht“, sagt einer der Anwohner. Namentlich genannt werden oder auf ein Bild möchte er nicht. „Unsere Gartenhütte wird je nach Wasserstand komplett umspült, ob das auf Dauer gut geht, oder ob sie nicht absinkt, das wissen wir nicht.“
Angst um das Wohnhaus habe er allerdings nicht, fügt er hinzu. Bisher reicht das Wasser nur etwa ein bis zwei Meter weiter als der Gartenzaun. Da das Gelände in Richtung Wickeder Ostholz abfällt, ragen von seinem Zaun allerdings nur noch die oberen Enden heraus.

Einige sehen auch Vorteile im neuen See
Ein paar Häuser nebenan wohnt Ewa Falcke. Auch sie und ihr Mann haben gesehen, dass der See auch nach den kürzlichen Regenfällen erneut angestiegen ist, auch mit tierischen Folgen. „Als es so trocken war, ist das Wasser merklich zurückgegangen, aber seit zwei Tagen ist es wieder gestiegen und wir haben wieder eine ganze Menge Molche und Grasfrösche in unserem Graben zu sehen“, sagt Ewa Falcke.
Es ist ein wenig frustrierend, fügt sie hinzu, denn durch die Wassermengen gleiche ein Stück ihres Gartens eher einem Moor. Meist sind die Sträucher und ihr Kompost nach Regenfällen überschwemmt. „Ich hätte nach den zwei Tagen nicht damit gerechnet, dass es wieder so viel ist“, gibt sie zu. Ein Gutes hätte es aber, sagt sie: „Dadurch wird es schwerer für Einbrecher, von hinten in den Garten zu kommen.“
Wie geht es weiter?
Wie es auf Dauer weitergehen soll, fragt sich auch die Bezirksvertretung, insbesondere der Namensgeber des so unerwartet auftretenden Sees. Utz Kowalewski kennt die Bedenken und die Einstellung der Wickeder Anwohner zu gut. „Grundsätzlich nehmen die meisten den See hin, solange er nur im Garten und nicht plötzlich in ihren Kellern auftaucht.“
Aber auch er sieht einen handfesten Vorteil. „Ein solcher See ist für die angedachte Umgehungsstraße Gift, das schützt natürlich die Menschen, an denen sie möglicherweise direkt vorbeiführen könnte.“
Was den zukünftigen Umgang mit dem See angeht, gebe es noch einige Dinge zu klären. „Dadurch, dass der Weg in das Wickeder Ostholz vollständig überflutet ist, entstehen gerade Trampelfade um den See herum, das ist natürlich nicht Sinn der Sache, denn solche Pfade sind auch nicht das Beste für die Natur.“ Und auch die Steuerung des Wasserpegels wird auf Dauer bedacht werden müssen. „Es gibt die Idee, eine Art Überlauf in den Heimbach anzulegen, der wäre zwar etwas lang, aber das ist derzeit im Gespräch“, so Kowalewski.
Am Rand des Wickeder Ostholzes entstand im März 2024 ein neuer See, dessen Name von Kowalewski geprägt wurde. Er brachte den Vorschlag Wickeder Waldsee ein und plädierte für den Schutz des Gewässers. Der Name rührt daher, dass der See teilweise Auenwaldcharakter hat. Die umliegende Vegetation verändert sich seit Jahren: Statt der im Ostholz üblichen Eichen und Buchen dominieren nun feuchtigkeitsliebende Weiden.
Die Stadt Dortmund entschied sich dagegen, das Wasser abzupumpen. Im vergangenen Jahr ging die Stadt noch davon aus, dass das Gewässer im Sommer wieder austrocknen könnte, doch das stellte sich als Fehleinschätzung heraus. Wie sich herausstellte, ist der Boden an dieser Stelle nicht sehr wasserdurchlässig, ein Versickern also unwahrscheinlich.
Für die Anwohner ist noch nicht klar, inwiefern Bezirk und Stadt sie vor der Gefahr der Überschwemmung schützen könnten. Grundsätzlich seien die Eigentümer selbst dafür verantwortlich, „doch dagegen haben wir einen Eilantrag für den Anwohnerschutz eingereicht.“