Seit die Bundesbank einen neuen, riesigen Geldspeicher an der B1 in Aplerbeck gebaut und bezogen hat, steht das ehemalige Gebäude am Hiltropwall in der City weitgehend leer. 2023 wurde es an die Kölbl Group, eine Essener Projektentwicklungsgesellschaft, verkauft.
Lange ließ das Unternehmen offen, welche Pläne es für das langjährige Domizil der Bundesbank, das von Architekten als „eines der herausragendsten und architektonisch wertvollsten Häuser in der Innenstadt“ gepriesen wird, hat. Wilde Gerüchte gab es immer mal wieder. Sie reichten vom Einzug einer anderen Bank über den Umbau in ein Hotel und der Ansiedlung des Stadtarchivs bis hin zu einem Mix aus Geschäften, Büros und Wohnungen.
In jedem Fall schien das architektonische Juwel bei der Kölbl Group gut aufgehoben, denn die ist in Dortmund nicht unbekannt. In der Vergangenheit hat sie bereits die Flächen für die Ansiedlung der BIG-Krankenkasse und des Berufsschulzentrums am U-Turm entwickelt oder auch den Umbau des Hammerkopfturms von Minister Stein in Eving samt neuem Bürogebäude geplant.
Ein reines Bürogebäude
Jetzt steht fest: das frühere Bundesbank-Gebäudes wird ziemlich umfangreich erweitert. Es wird einen Um- und Anbau geben. Die Pläne dazu stellte der Gestaltungsbeirat, der Politik und Verwaltung bei Bauvorhaben in der Stadt berät, vor. Aus dem Bankgebäude soll ein reines Bürogebäude werden, mit einer Grundfläche von 13.750 Quadratmetern. Mehrere Mieter sollen hier einziehen. „Es gab bereits ausgiebige Gespräche mit Interessenten. Im Juli soll der Bauantrag gestellt werden“, sagte Planungsdezernent Stefan Szuggat.
Fest steht bereits, dass in dem Haus der Firmenesitz der Thalia Bücher GmbH einziehen soll - es wird damit Zentrale des größten Buchhändlers im deutschsprachigen Raum. Aktuell hat die Thalia GmbH ihren Sitz am Rande von Hagen im Gewerbegebiet Hagen-Bathey.
Der Standort sei strategisch ungünstig gelegen und es fehle ein attraktives Umfeld, begründet das Unternehmen die Suche nach einem neuen Standort. Dabei hat man sich lange Zeit in Hagen umgeschaut, wo man allerdings nicht fündig wurde. Deshalb will man jetzt in die Dortmunder Innenstadt ziehen.

Betont wird seitens der Kölbl Group für den Umbau der „behutsame Umgang“ mit dem 1954 im Stil der Neuen Sachlichkeit erbauten Gebäude. Vor fast 20 Jahren hat der Dortmunder Architekt Peter Kroos das Haus genau unter die Lupe genommen und für das Amt für Denkmalpflege inventarisiert. Dadurch ist ihm das Gebäude, das auch dank seiner Expertise heute unter Denkmalschutz steht, ans Herz gewachsen. „Es hat in 70 Jahren nichts von seiner großartigen Wirkung verloren. Die Proportionen stimmen und die schwere Fassade wird durch das extrem flach auskragende Vordach und die zerbrechlich wirkende Figur vor dem Haupteingang gedämpft“, sagte Peter Kroos nach dem Verkauf des Gebäudes im Sommer 2023.
Entworfen wurde der Bau nach dem Zweiten Weltkrieg von einem der damals namhaftesten deutschen Architekten. Er hieß Wilhelm Kreis. Für den Repräsentationsbau der einstigen Landeszentralbank hatte er sich die konservative Moderne zum Vorbild genommen.
Repräsentativer Vorplatz
Daran knüpfen die Pläne der Hamburger BAID architektur GmbH an. Sie sehen einen eindrucksvollen Erweiterungsbau auf der Rückseite des Gebäudes vor, mit dem der Straßenraum an der Poststraße „eine deutliche Aufwertung“ erfahren soll. Das ist möglich, weil die Halle, die Garage und der im Hof liegende Verbindungsbau nachträglich für die Bedürfnisse errichtet wurden und nicht dem Denkmalschutz unterliegen.

„Die Volumina des Neubaus sind mit Rücksicht auf das Denkmal und die umliegende Bebauung entwickelt. Der Baukörper nimmt Bezüge aus der Fassade des Denkmals und den Raumkanten der Nachbarn auf und entwickelt gleichzeitig seine eigenständige Präsenz“, heißt es seitens der Architekten. Und: „Der Baukörper tritt an der Ecke Luisenstraße/Poststraße von der Grundstücksgrenze zurück, um eine freie Sichtachse auf das Denkmal mit Blick aus der Luisenstraße zu schaffen. Diese Aufweitung des Straßenraums entsteht auf eigenem Grund und erzeugt einen repräsentativen Vorplatz als Adressbildung des Haupteingangs am Neubau.“

Insgesamt erhält der Neubau wie das Hauptgebäude drei Eingänge. Im Erdgeschoss können beide Gebäude ebenerdig miteinander verknüpft werden. Im 1. und 2. Obergeschoss werden die Gebäudeteile über Brücken miteinander verbunden. Das ganze Vorhaben ist beeindruckend. „Wir begrüßen dieses Projekt sehr. Man sollte aber über die außen geplante, wuchtige Podesttreppe noch einmal nachdenken“, sagt Landschaftsarchitektin Ina Bimberg als Mitglied des Gestaltungsbeirats.
Sachliche Formensprache
Mit den Plänen für ein reines Bürogebäude endet für die Immobilie am Hiltropwall die Ära als Bank-Standort. Es war zu Beginn der 50er-Jahre als der damals in Deutschland renommierte Baumeister Wilhelm Kreis mit dem Neubau der Landeszentralbank auf dem Grundstück des im Krieg fast völlig zerstörten, ältesten Filial-Gebäudes der Reichsbank im Ruhrgebiet beauftragt wurde. Kreis hatte in den 20er-Jahren mit seiner sachlichen Formensprache und dem Streben nach Monumentalität unter anderem das Hygiene-Museum in Dresden geplant. Das Bankgebäude in Dortmund wurde sein Vermächtnis. Er starb 1955. Ein Jahr nach der Einweihung am Hiltropwall.
Stilvolles Treppenhaus
Die nach außen dargestellte kühle Schönheit und strenge Form des mit Sellenberger Muschelkalkkernstein verkleideten Baus in Stahlbetonskelettbauweise setzt sich innen im lichten, stilvollen Treppenhaus fort und passte über Jahrzehnte zur genormten Gründlichkeit des Bankwesens. Hier wurde bis zum Auszug 2021 die Bargeldversorgung der Region gewährleistet. 75 Männer und Frauen waren für die Geldannahme, das Verbuchen von Bargeld, das Bestücken von Geldautomaten und das Verpacken von Münzen und Scheinen zuständig. 12 Wohnungen gab es für Mitarbeiter und die Direktoren. Lange wohnten in dem Bau unter anderem einige Pensionäre. Heute wohnt in dem Gebäude fast niemand mehr, seit 2019 wurde bereits keine Wohnung mehr neu vermietet.

Im Innern wird das Gebäude aufwendig saniert und neu zugeschnitten. Das Ziel: hochmoderne Büroräume in bester Citylage mit Begegnungsflächen und einem grünen Innenhof mit Terrasse als Erholungsraum. Das entspricht genau dem, was gerade auf dem Dortmunder Büromarkt gesucht wird. „Die Innenstadt wird als Bürostandort immer attraktiver, da etwa für die Mitarbeitergewinnung zentrale Lagen von immer größerer Bedeutung sind. Rund 34.000 Quadratmeter des gesamten Flächenumsatzes von gut 100.000 Quadratmetern im vergangenen Jahr fielen alleine auf die Anmietung von Büroflächen im City-Kern“, sagt Christian Hansmann, Geschäftsführer von Ruhr Real, einer Agentur für Gewerbeimmobilien in Essen.

Die Kölbl-Group will möglichst noch in diesem Jahr mit dem Um- und Neubau am Hiltropwall beginnen. Offen ist noch, was mit dem zweistöckigen Tresorraum im Keller passieren soll. Die Bronze-Statue „Fortuna“, die vor dem Gebäude steht, soll auf jeden Fall dort stehen bleiben.
Einer der 25 bemerkenswertesten Bauten in Dortmund
In ihrem Buch „Das neue Dortmund nach 50 Jahren“ zählte Kaja Fischer 1999 das Bankgebäude am Hiltropwall zu den 25 bemerkenswertesten Bauten, die in Dortmund entstanden. Die meisten wurden in der Zeit des Neubeginns nach dem Zweiten Weltkrieg in den 50er-Jahren errichtet. Einige davon wurden inzwischen abgerissen - wie das 1996 gesprengte Haus der Bibliotheken am Alten Markt.
Die Bundesbank-Filiale am Hiltropwall hat ein Volumen von 28.000 Kubikmeter umbauten Raum. Sie gliedert sich in einen Hauptbau mit einer Frontlänge am Hiltropwall von 63 Metern und einer Tiefe von 17,5 Metern sowie in je einen Seitenflügel mit Anbauten an der Luisen- und Johannesstraße. Die Höhe des Hauses beträgt 18 Meter.
Neben dem Standort am Hiltropwall gab die Bundesbank für den Neubau an der B1 in Aplerbeck weitere Filialen in NRW auf: in Hagen, Bochum, Essen und Düsseldorf