Seit mehr als vier Jahrzehnten gibt es schräg gegenüber der Margarethenkapelle An der Palmweide in Barop ein Familienunternehmen: den Kfz Servicedienstleister Wenda & Heusinger. Am 1. Juni 1979 eröffnet, ist nun am 30. Juni 2023 Schluss.
Der Pachtvertrag wurde nicht verlängert. Darauf vorbereitet war man im Unternehmen nicht, aber unterkriegen lässt sich Nicole Heusinger nicht. Sie wollte eigentlich die Leitung übernehmen, wenn der Gründer in Rente geht. Nun hat sie sich entschlossen, sich selbstständig zu machen – als „Wenda & Nicole Heusinger Netzwerk-Partner & Beratung“.
Heusinger erklärt: „Das bedeutet, die Kunden rufen weiterhin die bekannte Telefonnummer an, um beraten zu werden oder einen Termin zu vereinbaren. Der Unterschied: Die Fahrzeuge werden in anderen Werkstätten repariert, in Werkstätten, die unter anderem zu unseren langjährigen Partnern gehören.“
Start im Juli
Sie bekomme viel Zuspruch, sagt Heusinger. Der Start in die Selbstständigkeit beginnt für sie am 3. Juli. Zugute komme ihr nun, dass man sich über die Jahre ein Netzwerk aus zuverlässigen Partnern aufgebaut habe, sagt die 42-Jährige.
Heusinger verspricht gute Erreichbarkeit und individuelle Beratung. Kunden können ihre Fahrzeuge demnächst bei ihr abgeben – auf einem Gelände nur ein paar Meter weiter. Anfangs berechnet Nicole Heusinger einen monatlicher Beitrag für 2,99 Euro. Es soll eine Art Starthilfe sein. Später will sie ohne auskommen. Sie will auch einen Bring- und Holdienst für die Autos anbieten.
Kein Kontakt zum Vermieter
Auch wenn der Frust mittlerweile gewichen ist und Aufbruchstimmung herrscht, ein bisschen Trauer bleibt. Es seien „44 aufregende, emotionale und schweißtreibende Jahre“ gewesen. Man habe die Schließung des Kfz-Meisterbetriebes nicht verhindern können, bedauert Heusinger, die Großhandelskauffrau ist.
Warum der Mietvertrag nicht verlängert worden sei, wisse sie bis heute nicht. Einen Kontakt zum Vermieter habe es nicht gegeben. Sie habe von Gerüchten gehört, dass der historische Hof abgerissen werden soll, was die 42-Jährige ebenso wie andere Baroper sehr bedauern würde: „Damit würde Barop einen bedeutenden Teil seines dörflichen Charakters verlieren“, sagt sie.
Besuch der Nachbarn
Vor einigen Tagen war eine ganze Gruppe Baroper zur Palmweide auf den Hof gezogen, um ihr Bedauern auszudrücken, und auch, um sich zu informieren. Darunter auch Ruth Storchmann. Kundin ist die Schönauerin nicht, aber sie bedauert die Schließung sehr. „Ortsnahe Dienstleister sind so kostbar. Und ich bekomme mit, wie viele Freunde und Nachbarn sich der Werkstatt verbunden fühlen.“ Es sei so traurig, dass man der Firma kein Angebot gemacht habe. Das sei „erbärmlich“.
„Rechtlich“, sagt sie, „ist das in Ordnung, menschlich fallen mir keine schönen Worte ein. So was ärgert mich dermaßen, dass ich die Füße nicht stillhalten kann.“

Das ist ein Grund. Der zweite: Storchmann möchte den Charakter des Ortes bewahren. Man habe keine Ahnung, was mit dem Gelände geschehen solle, sagt sie. Untätig waren die Baroper nicht: Sie haben nach Storchmanns Angaben an die Bezirksregierung nach Arnsberg, an die Bezirksvertretung und an den Oberbürgermeister geschrieben. Vom Oberbürgermeister habe man einen „freundlichen Brief“ bekommen.

Aber ohne jeden konkreten Hinweis, so Storchmann. Die Baroperin ist ein bisschen frustriert: Klar, es sei ein privates Gelände und „das geht uns nichts an. Aber letztlich ist es doch unser aller soziales und emotionales Umfeld.“ Sorgen mache sie sich bei einer möglichen Wohnbebauung auch um den zusätzlichen Verkehr. Das sei schon jetzt mit der benachbarten Grundschule problematisch.
Davon abgesehen: Heusinger und ihr Team sind dankbar für viele nette Worte und Zuschriften: „Es war eine Freude, für Sie zu arbeiten.“ Arbeiten wird Nicole Heusinger weiter – nur eben anders. Sie sieht es inzwischen auch pragmatisch: „Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere.“
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