Wohnung versteigert: Mutter und Sohn machen ein Schnäppchen

© Carlo Czichowski

Wohnung versteigert: Mutter und Sohn machen ein Schnäppchen

rnImmobilien in Holzwickede

Zwangsversteigerungen können riskant sein. Denn Bieter dürfen die Immobilie oft nicht vorher sehen. Eine Frau aus Holzwickede hat mit ihrem Sohn eine Katze im Sack gekauft – und hat es nicht bereut.

Holzwickede

, 11.04.2022, 05:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Bei einer Zwangsversteigerung haben im Amtsgericht Unna kürzlich mehrere Interessenten für eine Wohnung in Holzwickede geboten. Der Verkehrswert der 56 Quadratmeter großen Dachgeschosswohnung, die sich an der Nordstraße 41 befindet, wurde zuvor auf 55.000 Euro beziffert. Den Zuschlag bekamen am Ende eine Frau aus Holzwickede, die gemeinsam mit ihrem Sohn 71.500 Euro geboten hat – und damit ihre Konkurrenten ausstach.

Die Wohnung wird auf 105.000 Euro geschätzt

Der Deal hat sich inzwischen als Schnäppchen entpuppt. Denn wie sich herausstellte, ist die Wohnung in einem guten Zustand. Das berichtet die Frau, die aber lieber anonym bleiben möchte, wenige Tage später auf Nachfrage. Sie und ihr Sohn haben gewissermaßen die Katze im Sack gekauft, durften sich das Objekt vor dem Termin im Amtsgericht nicht anschauen. Dennoch sind sie am Ende zufrieden, sehen das ersteigerte Objekt als Schnäppchen.

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Nach einer Recherche auf der Internet-Plattform www.scoperty.de kam unsere Redaktion zur gleichen Erkenntnis: Denn unabhängig vom Zustand der Wohnung wird auf der Plattform, auf der man neben der Abwicklung von Kauf und Verkauf von Immobilien auch einen geschätzten Marktwert berechnen kann, der Wert der Holzwickeder Dachgeschoss-Wohnung auf 105.000 Euro beziffert. Das entspricht einer Ersparnis von knapp 30 Prozent.

Mit Blick auf die zuletzt stark gestiegenen Immobilienpreise ist das eine ordentliche Ausbeute, auch wenn das Risiko vor einer Zwangsversteigerung oft nicht absehbar ist. In diesem Fall hatten die Höchstbietenden offenbar ein gutes Händchen. Und das sah nicht von Beginn an so aus.

Die Versteigerung im Amtsgericht Unna war nämlich ein recht langes Rennen mit einem zähen Start. Mehrere Bieter waren beteiligt, trieben mit ihren Geboten die Kaufsumme meist in 500-Euro-Schritten weiter nach oben, ehe überhaupt der Verkehrswert erreicht war.

Zwei Bieter bleiben übrig, dann fällt die Entscheidung

Nachdem die Versteigerung für kurze Zeit ins Stocken geraten war und das höchste Gebot zu diesem Zeitpunkt bei rund 60.000 Euro lag, haben sich dann recht schnell fast alle Bieter verabschiedet – bis auf die Familie aus Holzwickede und ein Mann aus Unna.

Die Bieter kamen nicht nur aus der Region, wie zum Beispiel Unna oder Dortmund. Auch Bieter, die aus Bad Sassendorf oder den Niederlanden stammten, waren im Rennen um die Wohnung in der Emscherquellgemeinde vertreten. Am Ende blieb die Wohnung eben in Holzwickeder Händen.

In Saal 115 des Amtsgerichts Unna fand die Zwangsversteigerung für das Holzwickeder Objekt statt.

In Saal 115 des Amtsgerichts Unna fand die Zwangsversteigerung für das Holzwickeder Objekt statt. © Archiv

Aber wie viel hätten die Frau, ihr Sohn und ihr Ehemann, der ebenfalls anwesend war, letztlich bezahlt? „Das kann ich so nicht ganz genau sagen“, sagt die Frau aus Holzwickede. „Mein Mann hatte eine andere Meinung als ich und auch mein Sohn hatte eine eigene Vorstellung. Wir hätten uns im Zweifel mit Zuzwinkern verständigt, wenn deutlich mehr geboten worden wäre“, erklärt sie.

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Die Familie aus Holzwickede nimmt die Zwangsversteigerung jedenfalls insgesamt als gute Erfahrung mit. Pech hatte etwa ein junges Paar, das wegen einer fehlenden Sicherheitsleistung nicht zur Versteigerung zugelassen wurde. Man muss vor Gericht nämlich eine bestimmte Geldsumme hinterlegen, um mitbieten zu können. Dieses Kapital dient dem Gläubiger des vorherigen Eigentümers, der in diesem Fall die Sparkasse Unna-Kamen ist, als Sicherheit.

„Die jungen Leute, die neben uns saßen, die wären wohl bis 80.000 Euro mitgegangen. Ich habe mich zwischendurch mit denen unterhalten“, sagt die Wohnungseigentümerin aus Holzwickede. Dass die beiden nicht zur Versteigerung zugelassen wurden, war aus ihrer Sicht also eine von mehreren glücklichen Erkenntnissen, die sie aus der Versteigerung mitgenommen hat.