Mutmaßlicher Garagenmörder äußert sich in Video „Eure Leopard-II-Panzer sind auf meinem Boden“

„Hass auf Deutsche“: Mutmaßlicher Garagenmörder wettert in Handyvideo
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Im „Garagenmord-Prozess“ gegen einen Pizzakurier aus der Nordstadt hat das Bochumer Schwurgericht öffentlich ein Handyvideo abgespielt, das durchaus Hinweise auf dessen verfestigten Fremdenhass liefern kann. Vor zwei Jahren war der 27-Jährige im Hamm in einem Lieferwagen wegen überhöhten Tempos kritisiert worden – und hatte dabei ein Anwohnerpaar unter anderem mit Hasstiraden über deutsche Panzer überschüttet.

Der Pizzakurier war seinerzeit am 21. September 2021 noch als Paketbote unterwegs und von dem Ehepaar auf seine rasante Tempofahrt in einer Spielstraße erst angesprochen und dann videografiert worden. „Dieser Herr hier ist hier eben mit 30 Sachen durchgefahren“, ist von dem Mann zu hören, der den Angeklagten mit seinem Handy filmt.

Die zwei Männer diskutieren, die Frau mischt sich ein. Auf der einen Seite heißt es mehrfach „Schrittgeschwindigkeit“ und „Spielstraße“, aufseiten des Angeklagten ist demonstrative Gelassenheit zu beobachten.

„Eure Leopard II Panzer...“

Der 27-Jährige beleidigt und provoziert das Ehepaar („Sie haben doch psychische Probleme“), notiert sich vom Klingelschild deren Namen, wartet anschließend kühl lächelnd auf die von den Anwohnern alarmierte Polizei. Dann bezeichnet er das Paar als „ausländerfeindlich“, vergleicht sie mit Rechtspopulisten, gibt ihnen pauschal die Schuld für Kriegszustände in Teilgebieten seiner Heimat: „Eure Leopard-II-Panzer sind auf meinem Boden.“

Dass er als Auslieferungsfahrer einen Fehler gemacht haben könnte, kommt dem 27-Jährigen offensichtlich nicht in den Sinn. Stattdessen wettert er gegen das Anwohnerpaar, das ihn nach seiner Wahrnehmung angeblich nur zur Rede gestellt hat, weil er Ausländer ist. Kurz vor Eintreffen der Polizei endet das Handyvideo abrupt.

Vermeintliches Handyfoto

Die Staatsanwaltschaft wertet das Handyvideo als eine von mehreren Säulen des in der Mordanklage genannten Hass-Motives.

Fest steht wohl: Auch der am 7. März mutmaßlich von dem Pizzakurier erschossene Telekom-Mitarbeiter hatte wenige Tage vor seinem Gewalttod einen Konflikt mit dem Angeklagten. Auslöser soll ein Verkehrsstreit in der Nordstadt und ein vermeintlich von dem späteren Opfer gefertigtes Handyfoto gewesen sein, das der Pizzakurier unbedingt gelöscht wissen wollte.

Beim Prozessauftakt um den „Garagenmord“ am 12. September 2023 schwieg der verdächtige Pizzakurier aus der Nordstadt (vorne in der Mitte). Links daneben: Verteidigerin Gesine Ickert. Rechts daneben: Verteidiger Ralf Bleicher.
Beim Prozessauftakt um den „Garagenmord“ am 12. September 2023 schwieg der verdächtige Pizzakurier aus der Nordstadt (vorne in der Mitte). Links daneben: Verteidigerin Gesine Ickert. Rechts daneben: Verteidiger Ralf Bleicher. © Werner von Braunschweig

Der 27-Jährige soll dem Telekom-Mitarbeiter bis zu dessen Arbeitsstelle an die Schützenstraße gefolgt sein, dort – offenbar ähnlich demonstrativ gelassen und provokant wie in Hamm – mit diesem diskutiert und auch selbst die Polizei angerufen haben.

Fünf Tage nach dem Vorfall soll der Pizzakurier den Telekom-Mitarbeiter, der soeben in seiner Bochumer Tiefgarage in seinen Audi TT gestiegen war, kaltblütig erschossen haben. „Um sein Gesicht zu wahren und wegen seines Hasses auf deutsche Staatsangehörige“, heißt es in der Anklage. Die letzten zwei von sieben Pistolenschüssen sollen Kopfschüsse gewesen sein. Rechtsmediziner stellten später auch einen Herzdurchschuss fest.

Autoraub mitangeklagt

Die Ermittler waren dem Pizzakurier letztlich über seinen eigenen Beschwerdeanruf bei der Polizei, Funkzellenabgleiche und auch Untersuchungen an den Projektilen auf die Spur gekommen.

Mitangeklagt ist auch ein Raubüberfall auf einen Dortmunder Unternehmer im Dezember 2022 an der Hellerstraße, bei dem der Pizzakurier dieselbe Schusswaffe wie bei dem späteren „Garagenmord“ verwendet und zweimal auf das Handy des ausgeraubten Porschefahrers gefeuert haben soll.

Der Türke aus Dortmund sitzt seit dem 24. Mai in U-Haft. Bereits Wochen vor seiner Festnahme hatten die Ermittler eine Telefonüberwachung geschaltet und dabei auch zahlreiche Passagen mit scheinbar unbändigem „Hass auf Deutsche“ mitangehört.

Unter anderem soll der 27-Jährige bei Gesprächen mehrfach seinen Rassenhass regelrecht beschworen haben. Der Prozess wird fortgesetzt.

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