Haftbefehl gegen Friedrich-Wilhelm Göbel In der Szene gilt er als „Paradiesvogel“

Dortmunder Unternehmer droht Gefängnis: Er gilt als „Paradiesvogel“
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„Er ist manchmal vielleicht ein bisschen grob – aber verkehrt ist er nicht.“ So äußerte sich unlängst ein Immobilienmakler über den Dortmunder Unternehmer Friedrich-Wilhelm Göbel. Wer ist der umtriebige Geschäftsmann, den viele innerhalb der Szene mal abwertend, mal halb bewundernd, als „Paradiesvogel“ betrachten und der nun die Justiz an den Hacken hat?

Wer dieser Tage bei der TEH Textilhandel GmbH mit Sitz in einem schicken Einfamilienhaus in Aplerbeck anruft, stößt auf eine Mitarbeiterin, die nichts sagen will. Nein, sie wisse nicht, wo ihr Chef sei, gibt sie an. „Und wenn, würde ich es nicht sagen.“ Handyanrufe sind ebenfalls zwecklos – Göbel ist aktuell nicht zu erreichen. Er hat Ärger mit der Justiz, wird wegen mehrerer Delikte per Haftbefehl gesucht. Die TEH in Dortmund ist seine jüngste Unternehmensgründung.

Er hat sie Ende 2021 aus der Taufe gehoben und betreibt mit ihr die Modekette „Aachener“, die bereits bestehende Modehäuser übernommen hat und inzwischen sieben Filialen betreibt, meist im Süddeutschen. Zudem hat Göbel eine Handvoll Galeria-Häuser gekauft, darunter das an der Zeil in Frankfurt. Seiner eigenen Auskunft zufolge hätte er im Falle der Schließung auch das Dortmunder Karstadthaus übernommen – eine Ankündigung, die Insider nur milde belächelt haben. Es sei völlig unklar, wie er die Finanzierung hinbekommen wolle, hieß es.

Wie es mit seinen Geschäften weitergeht, sollte Göbel tatsächlich in Haft, ist völlig offen. Das gilt auch für das Fahrrad- und Sportartikel-Outlet, das er unter dem Namen „Aachener“ im August im früheren Kaufhof am Westenhellweg eröffnet hat. Den Standort kennt Göbel nur zu gut: 2021 sorgte er für eine Überraschung, als er mitten in der Corona-Pandemie und völlig entgegen dem allgemeinen Trend das Modehaus Sinn mit einem „Red Store“ im Ex-Kaufhof ansiedelte. Damals war Göbel noch der führende Kopf im Hagener Modehaus, das seiner damaligen Frau, der Wirtschaftswissenschaftlerin und Kunsthistorikerin Dr. Isabella Göbel, gehört.

Viele Gründungen, viele Flops.

Inzwischen ist das Paar geschieden – Göbel musste bei Sinn seinen Hut nehmen. Einige Medien sprechen sogar von einem „Rosenkrieg“, den sich die Geschiedenen geleistet hätten. Der Rauswurf habe ihn „damals wie ein Keulenschlag getroffen“, gestand er einmal. In der Folge bekam Sinn eine neue Unternehmensführung, die sich prompt entschied, die Filiale am Westenhellweg wieder zu schließen. Begründung: Die Miete sei zu hoch, die Verkaufsfläche zu groß. In anderen Worten: die von Göbel betriebene Expansion galt als „unwirtschaftlich“.

Tatsächlich verkalkuliert hatte sich Göbel lange vorher – als Geschäftsführer der Dortmunder Süßigkeitenfabrik van Netten setzte er 2012 bis 2013 auf Expansion. Der Schrumpfkurs seines Vorgängers sei „betriebswirtschaftlicher Humbug“, gab er damals zu Protokoll. 2013 ging van Netten in die Insolvenz.

Seine berufliche Vita ist ebenso schillernd wie das Privatleben des gebürtigen Remscheiders. Göbel soll rund 20 Firmen mitgegründet haben, von denen etliche floppten. Als Banker saß er seit Beginn der 2000er Jahre lange Zeit im Vorstand des Wertpapierhändlers Viscardi AG mit Sitz in München, der etwa den Dortmunder Chiphersteller Elmos an die Börse führte. Zu Beginn seiner Karriere, schreibt das Branchenmagazin „Textilwirtschaft“, habe Göbel unter anderem sogar für Banken in New York gearbeitet.

In der Textilbranche selbst gelte er als „knallharter Kostendrücker mit unkonventionellen Ideen“. Göbel „verwaltet nicht, er hobelt“, heißt es. Was nun aus seinen Firmen wird? Sagen kann das derzeit wohl niemand. „Es geht um unsere Arbeitsplätze“, sagt seine Mitarbeiterin bei TEH in Aplerbeck am Telefon. Göbel hatte sie damals nach seinem Ausscheiden bei Sinn abgeworben.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 3. November 2023.

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