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Musik gegen Corona-Frust: Balkone und Fenster in ganz Dortmund sollen Konzert-Bühnen werden
Coronavirus
Mit Lennon und Beethoven gegen das Coronavirus: Mehrere Dortmunder wollen die Negativ-Stimmung rund um die Pandemie mildern. Sie planen Mini-Konzerte - garantiert ohne Ansteckungsgefahr.
Viele Dortmunder verzichten derzeit freiwillig auf Kontakt zu ihren Mitmenschen. In Zeiten des grassierenden Coronavirus wollen sie sich und andere schützen, indem sie so viel wie möglich Zuhause bleiben. Für Experten ist das das beste Mittel, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. Eine vernünftige Entscheidung - aber auch eine, die oft zu Lagerkoller führt.
Gegen diesen Frust wollen nun mehrere Dortmunder etwas unternehmen. Ihre Idee: Möglichst viele Menschen sollen am Wochenende zu einem festen Zeitpunkt an ihr Fenster oder auf ihren Balkon kommen und gemeinsam Musik machen - so wie es viele Italiener und Spanier vorgemacht haben, deren Videos im Internet viral gingen.
Sicily has figured out this whole self-isolation thing.#COVID19 #CoronavirusPandemic pic.twitter.com/93whPVtQcR
— John Nichols (@NicholsUprising) March 13, 2020
Elisabeth Pleß (38) und Lars Wege (43) aus Marten sind zwei von ihnen: „Das ist die Chance zu zeigen, dass man zueinander finden und gleichzeitig Abstand wahren kann“, sagt Pleß. Die freiberufliche Schauspielerin und der Mitarbeiter einer Konzertagentur haben auf Facebook für Samstag, 20 Uhr, zu einem „Fenster/Balkon-Konzert“ aufgerufen.
„Du singst, spielst ein Instrument oder hast laute Kochtöpfe zum drauf herumtrommeln?“, fragen sie im Veranstaltungstext. „Dann lass uns zusammen rocken und Dortmund zum Klingen bringen.“ Die Resonanz ist groß: Über 200 Menschen hatten am Donnerstagabend im sozialen Netzwerk bereits zugesagt, fast 1000 sind interessiert.

Lars Wege und Elisabeth Pleß wollen Dortmund mit möglichst vielen Balkon-Konzerten zum Klingen bringen. © Lars Wege
Wie viele davon am Samstag tatsächlich mitmachen, wissen die beiden nicht. „Wir werden am Samstag Live auf Facebook gehen und Musik machen.“ Sie haben drei Lieder einstudiert, „Imagine“ und „Give Peace A Chance“ von John Lennon und „Blowing in the Wind“ von Bob Dylan. Sie hoffen, dass möglichst viele zur gleichen Zeit dieselben Lieder in der Nordstadt, Hörde, Wickede oder wo auch immer anstimmen.
Eigentlich ist den beiden sogar egal, was die Teilnehmer spielen oder singen. „Wir wollen einfach zum Mitmachen animieren, etwas anderes zu machen als sich nur durch die Nachrichten fertig machen zu lassen“, sagt Wege.
Drei weitere Termine für Balkon-Konzerte am Wochenende
Das gleiche Ziel verfolgt laut der Dortmunder Musikerin Tirzah Haase auch ein Zusammenschluss von Künstlern aus dem Umfeld des Hansa-Theaters. Sie wollen alle am Sonntag um 18 Uhr auf ihre Balkone treten und Beethovens „Ode an die Freude“ („Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium...“) schmettern.
Anderthalb Stunden später wird die Ode nochmals in den Straßen des Kreuzviertels erklingen: Eine Gruppe Anwohner hat sich auf dem sozialen Netzwerk „nebenan.de“ organisiert, um so „unsere Solidarität untereinander und mit den Beschäftigten im Gesundheitswesen“ zu zeigen.
Neben der Europa-Hymne haben die Kreuzviertel-Bewohner ein zweites Lied ausgewählt, bei dem wohl bedeutend mehr Dortmunder textsicher sind: „You‘ll never walk alone“. Für diese Aktion üben können alle BVB-Fans bereits am Samstag um 19.09 Uhr. Dann rufen die Ruhr Nachrichten zu einem Simultan-Singen des Stadion-Krachers auf.
1984 geboren, schreibe ich mich seit 2009 durch die verschiedenen Redaktionen von Lensing Media. Seit 2013 bin ich in der Lokalredaktion Dortmund, was meiner Vorliebe zu Schwarzgelb entgegenkommt. Daneben pflege ich meine Schwächen für Stadtgeschichte (einmal Historiker, immer Historiker), schöne Texte und Tresengespräche.
