Müll- und Parkchaos in Dortmunder Neubausiedlung Anke Bohle (56) und ihre Nachbarn verzweifeln

Müll- und Parkchaos im Linnenweg lässt Haus-Eigentümer verzweifeln
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Ihren Traum vom Eigenheim haben sich die Dortmunder Anke und Thomas Bohle 2019 erfüllt. Fast vier Jahre liegt ihr Einzug zurück. Nach und nach sind auch die anderen Nachbarn in ihre Häuser in der kleinen Neubau-Siedlung in Lütgendortmund eingezogen – bis auf einen. Und dieser Käufer und sein unbebautes Grundstück ziehen jede Menge Ärger im Linnenweg nach sich.

Täglich wird der Frust der Haus-Eigentümer größer. „Nur, weil ein Grundstückskäufer seiner Bauverpflichtung nicht nachkommt, müssen alle hier leiden“, erklärt Anke Bohle. Das größte Ärgernis für die Anwohner ist, dass sie regelmäßig, manchmal wochenlang auf ihrem Müll sitzenbleiben.

Der Zusammenhang zwischen unbebautem Grundstück auf der einen und ausbleibenden Leerungen durch die EDG auf der anderen Seite ist verzwickt. Das Übel sind der noch nicht erfolgte Endausbau und die damit fehlende Widmung der Straße. Die Voraussetzung dafür ist wiederum die Fertigstellung des zwölften und letzten Hauses im Linnenweg.

Jetzt kommt die EDG ins Spiel: Deren Fahrzeuge werden durch Fremdparker, die ihre Pkw regelmäßig in der Zufahrt zum Neubaugebiet direkt am Lütgendortmunder Hellweg abstellen, ausgebremst – mit der Folge, dass die EDG-Mitarbeiter die Mülltonnen nicht erreichen und somit auch nicht leeren können. „Die Nachleerungen müssen wir bezahlen, obwohl die Schuld nicht bei uns liegt“, kritisiert Anke Bohle.

Alle auf Lösungssuche

Helfen könnten an dieser Stelle Parkverbots-Schilder. Doch die Stadt kann erst aktiv werden, sobald die Straße ausgebaut und gewidmet ist. Für die Fremdparker, die aufgrund der nicht geregelten Parksituation keine Knöllchen oder Schlimmeres zu befürchten haben, ist die Situation also seit Monaten komfortabel. Gleichzeitig werden die Nerven der Anwohner immer mehr strapaziert. „Wir wissen nicht mehr weiter“, klagen sie in einem Schreiben an die Bezirksvertretung (BV) Lütgendortmund.

Die Problematik ist bei der Stadt und bei der EDG schon lange bekannt. „Jeder von uns hat in den vergangenen drei bis vier Jahren das Liegenschaftsamt mindestens einmal kontaktiert“, so Anke Bohle. Auch mit der EDG sei man im ständigen Austausch und auf Lösungssuche, so die 56-Jährige. Ihre Befürchtung: Auch für Rettungsfahrzeuge könnte es im Notfall auf der Zufahrt zu eng sein.

Falschparker blockieren einen Teil der Zufahrt zum Neubaugebiet Linnenweg in Lütgendortmund.
Falschparker blockieren einen Teil der Zufahrt zum Neubaugebiet. Für die EDG-Wagen bleibt dadurch zu wenig Platz - und wahrscheinlich auch für Rettungswagen. © privat

Großes Verständnis

Beide Seiten zeigen auch gegenüber unserer Redaktion großes Verständnis für die genervten Anwohner. Bisherige Maßnahmen hätten aber nicht dazu geführt, die Situation zu entschärfen oder das Procedere zu beschleunigen, heißt es unisono.

Der Fachbereich Liegenschaften etwa, so Stadtsprecherin Alexandra Schürmann auf Anfrage, habe alle Sanktionierungsmöglichkeiten, die der Kaufvertrag beinhaltet, ausgeschöpft. „Selbstverständlich haben die Erwerber dieses Grundstückes die gleiche Bauverpflichtung wie alle anderen Käufer*innen“, schreibt sie in ihrer Antwort-Mail.

Stadt: „Berechtigter Unmut“

Ein Baubeginn sei trotzdem nicht erfolgt, was zu berechtigtem Unmut bei den anderen Bauherren führe. „Nur leider ist es so, dass nicht jeder die Verpflichtungen aus seinen Verträgen auch erfüllt. Manchmal verhindern allgemeine oder persönliche Umstände die Vertragserfüllung“, so Alexandra Schürmann.

Gerne würde man seitens der Stadt den endgültigen Ausbau der Erschließungsstraße im Linnenweg vorziehen, was aber bedauerlicherweise nicht möglich sei, führt die Stadtsprecherin aus. „Gründe dafür sind, dass erfahrungsgemäß kostenintensive Folgeschäden an endausgebauten Verkehrsflächen durch nachträgliche Straßenaufbrüche, schwere Baufahrzeuge und Baustelleneinrichtungen etc. entstehen.“ Gerade beim Linnenweg handele es sich um eine kleine Stichstraße, bei der eine abschnittsweise Fertigstellung nicht umsetzbar sei.

Der Straßenausbau im Linnenweg in Lütgendortmund lässt seit Jahren auf sich warten.
Der Straßenausbau im Linnenweg in Lütgendortmund lässt seit Jahren auf sich warten. © Beate Dönnewald

Stellplätze und Baumscheiben

In einigen (größeren) Baugebieten in Dortmund stelle sich die Situation günstiger dar, räumt Alexandra Schürmann ein: Hier bestehe logistisch die Möglichkeit, einzelne Straßen oder Straßenabschnitte, an denen die Hochbauarbeiten abgeschlossen sind und eine Nutzung durch Baustellenverkehr nicht mehr zu erwarten ist, endgültig fertigzustellen.

Aktuell prüfe die Stadt im Linnenweg, wie viele öffentliche Stellplätze und Baumscheiben untergebracht werden können. „Das ist abhängig von der tatsächlichen Privatbebauung (Eingänge, Stellplätze etc.) vor Ort“, schreibt die Stadtsprecherin.

EDG sind Hände gebunden

Sie betont: Auch die Tiefbauverwaltung wolle im Sinne der Anwohnerinnen und Anwohner eine schnellstmögliche Verbesserung der Verkehrsverhältnisse durch einen Endausbau herbeiführen – auch aus Gründen der ihr obliegenden Verkehrssicherungspflicht. „Aus diesem Grund ist das Tiefbauamt Ende 2021 dem Wunsch der Anlieger, die fehlende Beleuchtung anzubringen, kurzfristig nachgekommen“, so Alexandra Schürmann.

Bleibt zu guter Letzt noch die EDG, die für Abhilfe sorgen könnte. Doch auch ihrem Unternehmen seien die Hände gebunden, bedauert Sprecherin Petra Hartmann im Gespräch mit dieser Redaktion.

Die Anwohner im Linnenweg wünschen sich auch, dass der Bordstein zur Zufahrt des Neubaugebiets abgesenkt wird.
Die Anwohner im Linnenweg wünschen sich auch, dass der Bordstein zur Zufahrt des Neubaugebiets abgesenkt wird. © Beate Dönnewald

Straße zu eng für EDG-Autos

Der aktuell inoffizielle Sammelplatz für die Mülltonnen (der geplante ist noch nicht fertig) müsse von den EDG-Fahrzeugen rückwärts angefahren werden. Nach Vorgabe der „Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung“ sei dafür eine Durchfahrtsbreite von 3,50 Meter erforderlich. „Wegen der abgestellten Autos fehlen aber rund 50 Zentimeter“, so Petra Hartmann.

Diese Regeln seien für die EDG und ihre Mitarbeiter absolut bindend. Warum, wie von den Anwohnern berichtet, fast immer nur die Restmülltonnen nicht geleert würden, könne nur ein Zufall sein. „Wahrscheinlich war die Zufahrt immer frei, wenn die gelben oder blauen Tonnen an der Reihe waren“, vermutet Hartmann.

Keine Kulanz möglich

Die Satzung lasse es leider auch nicht zu, dass die EDG-Mitarbeiter abseits parken und die zu leerenden Tonnen zu Fuß zum Fahrzeug bringen. „Genauso wenig können wir aus Kulanz auf den Zusatzbeitrag für die Nachleerungen verzichten“, bedauert Petra Hartmann.

Eine EDG-Mitarbeiterin sei schon mehrfach vor Ort gewesen, um sich persönlich um die Probleme zu kümmern. „Sie hat mit den Besitzern der falsch geparkten Autos gesprochen und auf die Problematik hingewiesen.“

Auch Schilder wie diese halten die auswärtigen Autofahrer nicht davon ab, in der Zufahrt zur Neubau-Siedlung am Linnenweg zu parken.
Auch Schilder wie diese halten die auswärtigen Autofahrer nicht davon ab, in der Zufahrt zur Neubau-Siedlung zu parken. © Beate Dönnewald

Gute Nachricht für Anwohner

Petra Hartmann stellt klar: Solange die Straße nicht gewidmet ist, könnten weder die EDG noch die Stadt „ordnungsbehördlich und verkehrsbehördlich eingreifen.“ Man könne nur versuchen, auf die Falschparker einzuwirken.

Die EDG-Sprecherin hat am Ende aber auch eine gute Nachricht. Man wolle den Anwohnern des Linnenwegs anbieten, in „Richtung Lütgendortmunder Hellweg“ einen vorübergehenden Behälterstandort einzurichten. Die Hausbewohner müssten ihre Tonnen dann zu den Leerungszeiten dorthin bringen.

Straßenausbau im Jahr 2023

Die Anwohner selbst wollen nicht mehr mit Kompromissen leben. Sie appellieren in ihrem Schreiben an die Bezirksvertretung Lütgendortmund: „Wir bitten Sie, sich für den Straßenausbau in 2023 ganz im Sinne der Grundstückseigentümer/Anwohner des Linnenweges einzusetzen.“ Schließlich habe man die Erschließungskosten bereits zu 100 Prozent bezahlt.

Und deshalb wünsche man sich nicht nur eine geregelte Parkplatzsituation und regelmäßig geleerte Tonnen, sondern auch eine Straße ohne Kanten und Stolperfallen sowie einen abgesenkten Bordstein an der Zufahrt zu der kleinen Siedlung.

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