Müll-Chaos bei Dortmund Olé: Stadt könnte Pfandsystem vorschreiben - tut es aber nicht

© Stephan Schuetze

Müll-Chaos bei Dortmund Olé: Stadt könnte Pfandsystem vorschreiben - tut es aber nicht

rnSchlager-Festival

Der Müllberg nach dem Schlager-Festival Dortmund Olé im Revierpark Wischlingen sorgt weiter für Wirbel. Dortmunder üben Kritik. Die Stadt erklärt sich.

Dortmund

, 21.08.2019, 11:23 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nach dem großen Schlagerfest Dortmund Olé blieb der Müll zwei Tage lang im Revierpark Wischlingen liegen. Das löste Kritik von Parkbesuchern aus, die sich vor allem in Sozialen Netzwerken im Internet artikulierte. Revierpark-Chef Bernd Kruse und Sven Luckner vom Festival-Veranstalter hatten die Gründe für die verzögerte Reinigung erklärt - und der Veranstalter hatte sein Einwegsystem verteidigt.

Der Revierpark hatte am Montag erklärt, Dortmund Olé sei das einzige Festival, das bisher noch kein Pfandsystem eingeführt habe – und kündigte an, den Druck auf den Veranstalter erhöhen zu wollen.

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Diese Erklärungen und Willensbekundungen kommen nicht bei allen Dortmundern gut an. „Ich habe mich maßlos darüber aufgeregt“, schreibt Park-Besucherin Beate Gramsch in einer E-Mail an diese Redaktion. Sie sei entsetzt über die Menge an Müll, den man innerhalb von zehn Stunden produzieren kann.

„Überall Becher und andere Müllreste. Vor allem liegen auf der Wiese direkt vor dem Kinderspielplatz und in den Büschen Scherben und Metalldeckel von Kleiner-Feigling-Flaschen. Die Gewerbetreibenden lassen Ihre Pommes-Frittes-Tüten sowie Plastikeimer auch einfach liegen, Konfettischnipsel sind überall im Rasen verteilt“, so ihre Beobachtung.

Dortmunderin schlägt Pfandsystem für Einwegbecher vor

Beate Gramsch bezweifelt, dass alle festgetretenen Metallverschlüsse, Schnipsel und Scherben aus dem Rasen und den Büschen entfernt werden. „Ich denke, es muss insgesamt ein Umdenken stattfinden.“ Ihr Vorschlag: ein Pfandsystem für die Einwegbecher mit Rückgabestellen.

„Traurig“ findet die Dortmunderin den Anblick des Naturschutz- und Naherholungsgebietes in einem solchen Zustand. Unser RN+-Leser „Fuchs 21“ hat in einem Kommentar unter dem Artikel zum Müll-Chaos auf RN.de eine ganz klare Meinung zur Sache: „Ein Festival wie Dortmund Olé sollte im Reviepark Wischlingen überhaupt nicht stattfinden, da der Park ein ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet ist.“ Zur Erklärung: Der Revierpark grenzt an das Naturschutzgebiet Hallerey, hat aber selbst nicht diesen Status.

Kann die Stadt die Müllproduktion nicht verbieten?

Es stellt sich die Frage: Kann ein nachhaltiges Müllkonzept vorgeschrieben werden? „Grundsätzlich ja“, antwortet darauf die Stadt Dortmund in Person von Sprecher Christian Schön. Jede Veranstaltung müsse genehmigt werden: „Es ist allerdings fraglich, ob der Veranstalter unter diesen Voraussetzungen gewillt ist, die Veranstaltung tatsächlich durchzuführen“, so Schön.

Der Rat der Stadt habe schon 1990 beschlossen, im Rahmen von Veranstaltungsgenehmigungen auf Mehrwegsysteme zu setzen. In den „Hinweisen zur Genehmigung“ stehe beschrieben, dass Mehrweg- oder Pfandsysteme zu bevorzugen sind.

Würde man ein Mehrwegsystem aber zur festen Auflage machen, berge dies das Risko, dass insbesondere kleinere Veranstaltungen nicht stattfinden könnten. „Man muss abwägen, ob Publikumsandrang und Besucherstruktur ein Pfand- oder Mehrwegsystem erlauben.“ Es gebe trotz vieler Erfahrungen keine wissenschaftlich fundierte Erkenntnis darüber, welches System tatsächlich die bessere Ökobilanz aufweise.

Als erfolgreiches Beispiel für eine nachhaltige Großveranstaltung nennt Christian Schön den Evangelischen Kirchentag. Beim Stadtfest Dortbunt wurde 2018 dagegen das Pfandsystem durch mitgebrachten Alkohol in Glasflaschen unterlaufen.

Der Dortmund-Olé-Veranstalter berichtet davon, dass in anderen Bundesländern wie Bayern die Behörden ein Mehrwegsystem streng vorschreiben und Veranstaltungen ohne nicht genehmigen.