Mordanschlag auf Lehrer „Jetzt kriegst du was auf die Mappe“

Mordanschlag auf Lehrer: „Jetzt kriegst du einen auf die Mappe“
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Mit der Vernehmung des Lehrers Wolfgang Wittchow ist am Landgericht der Prozess um den geplanten Mordanschlag an der Martin-Luther-King-Gesamtschule fortgesetzt worden. Drei Jugendliche sollen im Mai 2019 beschlossen haben, den Lehrer in einen Hinterhalt zu locken und dort mit Hämmern zu erschlagen.

Der Initiator des Plans war ein Schüler, der immer wieder Probleme mit Wittchow gehabt haben soll. Er habe sich von dem Lehrer ungerecht behandelt gefühlt und Angst um seine Zeugnisnoten gehabt, soll dieser seinen Mitschülern berichtet haben.

Angst um Zeugnisnoten

Lehrer Wittchow bestätigte in seiner Aussage vor Gericht, dass es zwischen ihm und dem Jungen häufiger mal Reibereien gegeben habe. „Es hat auch mal geknallt“, sagte der 55-Jährige. Dennoch habe er sich natürlich niemals vorstellen können, dass der Schüler einen Anschlag auf sein Leben planen könnte.

Am 9. Mai 2019 habe er deshalb auch zunächst nichts befürchtet, als der Schüler ihn zusammen mit einem Freund auf dem Lehrerparkplatz ansprach und aufforderte, zu einem Garagenhof mitzukommen. „Da ist einer zusammengeklappt und braucht Ihre Hilfe“, sollen die Jugendlichen gesagt haben.

Zu Garagenhof gelockt

Schon auf dem Weg zum Garagenhof will der Lehrer aber stutzig geworden sein. „Die Situation war irgendwie merkwürdig“, erinnerte er sich vor Gericht. Es habe überhaupt keinen Sinn, ihn anzusprechen. „Die Jungs hätten viel schneller im Sekretariat Hilfe holen können.“

Wittchow war deshalb irgendwann sicher, dass es sich bei der ganzen Aktion um eine Falle handelte. Er habe ja gewusst, dass der Schüler sauer auf ihn war. „Deshalb war mir klar: Jetzt kriegst du was auf die Mappe“, so der Lehrer. An einen Anschlag auf sein Leben habe er da aber natürlich immer noch nicht gedacht.

Situation war merkwürdig

Wie ernst es damals wirklich war, registrierte der heute 55-Jährige wohl erst wesentlich später. Und das war auch der Moment, als er zum ersten Mal von seinen Gefühlen überwältigt wurde. „Aber richtig krankgeschrieben war ich nach der Sache nicht“, sagte der Zeuge den Richtern.

Auf die Frage, ob ihn der Vorfall heute noch beeinträchtige, antwortete Wolfgang Wittchow: „Ja, das tut es.“ Er habe etwa vor einem halben Jahr gemerkt, dass ihn die Erinnerungen tatsächlich noch einmal einholen würden. Daher habe er auch wieder therapeutische Hilfe in Anspruch genommen.

„Das hat mich einigermaßen überrascht“, so Wittchow. Er habe eigentlich gedacht, schon mehr mit der Sache abgeschlossen zu haben.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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