Melanie Seinsche, Björn Dröllner und Michaela Meisemer (v.l.) diskutierten beim Mieterfest über das Quartiers-Projekt „Bergmannsgrün“.

Melanie Seinsche, Björn Dröllner und Michaela Meisemer diskutierte beim Mieterfest über das Quartiers-Projekt „Bergmannsgrün“. © Holger Bergmann

Dortmunder Modellquartier: Nicht nur Harmonie beim Mieterfest

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Mit einem Mieterfest hat Vivawest den Beginn der Modernisierung in Häusern seines Modellquartiers gefeiert. Die Stimmung der Besucher schwankt zwischen Wut und Freude. Auch der Name stört manche.

Huckarde

, 24.09.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Anblick des Walkmühlenweg hat sich grundlegend geändert. Im Mai, als Vivawest hier auf einem kleinen Platz die erste Dialog-Veranstaltung für Mieter veranstaltete, hingen in vielen Fenstern und vor vielen Balkonen Protest-Transparente – gegen die geplanten Abriss- und Modernisierungs-Planungen.

Am Freitag (23.9.), bei einem Mieterfest an gleicher Stelle, war von den Transparenten nichts mehr zu sehen. Dafür konnte man an leeren Fenstern erkennen, dass in vielen Wohnungen niemand mehr wohnt.

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„Rund die Hälfte der vom Abriss betroffenen Wohnungen sind leergezogen“, sagt Vivawest-Sprecher Gregor Boldt zu dem Projekt in Dortmund-Huckarde. Die Modernisierungs-Arbeiten an den Häusern, die erhalten bleiben, haben bereits begonnen und der Abriss der ersten Häuser startet im Dezember.

Fest zum Baustart

Obwohl also schon viele Nachbarn weggezogen sind, war das Mieterfest, das Vivawest als Auftakt-Veranstaltung der fünf Jahre dauernden Bauphase für das Quartier Bergmannsgrün gedacht hatte, gut besucht.

Das Mieterfest von Vivawest zum Auftakt der Baumaßnahmen war gut besucht.

Das Mieterfest von Vivawest zum Auftakt der Baumaßnahmen war gut besucht. © Holger Bergmann

Bei kostenlosem Kaffee, Curry-Wurst und dezenter Musik wirkte die Feierzone ruhig und entspannt. Auf den ersten Blick. An den Tischen wurde aber erneut hitzig debattiert.

„Ich bin total sauer“, sagt Michaela Miesemer. Sie wohnt in einem der Häuser, die abgerissen werden. Während einige ihrer Nachbarn bereits weggezogen sind, hat sie ein Problem: „Mit mir spricht keiner. Ich habe da kürzlich angerufen, da sagte man mir, mein Haus sei ja jetzt noch nicht dran“.

Frustrierte Mieterin

Aber solange sie keine Infos bekommt, könne sie nicht planen. Das frustriert sie. Da konnte ihr auch Björn Dröllner nicht helfen, der neben ihr auf der Bank eine Apfelschorle trank.

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Er freut sich über das Projekt Bergmannsgrün: Seine Wohnung wird nicht abgerissen, sondern modernisiert. „Ich habe die Pläne gesehen, ich werde nachher in einer komplett neuen Wohnung leben.“

Der Name könnte sich ändern. Beim Mieterfest konnten die Gäste über insgesamt drei Namensvorschläge abstimmen.

Der Name könnte sich ändern. Beim Mieterfest konnten die Gäste über insgesamt drei Namensvorschläge abstimmen. © Holger Bergmann

Heike und Volker Schröder sind noch neu in der Siedlung, sind vor einem Jahr eingezogen, aber in eine bereits damals frisch renovierte Wohnung. Sie können die Pläne von Vivawest nachvollziehen.

Maßnahme ist notwendig

„In eine Wohnung mit dem alten Zuschnitt aus den 50ern wären wir nicht eingezogen, das kann man heute keinem mehr zumuten“, sagt Volker Schröder. Für ihn ist das Projekt „Bergmannsgrün“ eine notwendige Maßnahme.

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Dabei ist gar nicht sicher, ob Bergmannsgrün weiterhin Bergmannsgrün heißen wird. Das war eine Erkenntnis des Dialogs mit den Mietern in Mai. „Viele Mieter sind ehemalige Eisenbahner“, sagt Gregor Boldt, denen habe der Bahnbezug im Namen gefehlt.

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Deshalb war das Mieterfest auch eine Art Wahlveranstaltung. Denn die Besucher durften über den künftigen Namen abstimmen. Zur Wahl standen neben dem bekannten „Bergmannsgrün“ die nun neuentwickelten Bezeichnungen „Gleis Hansagrün“ und „Emschergrün“. Das Ergebnis der Wahl ist noch nicht bekannt.