
© Oliver Schaper
Mitten in der Innenstadt von Dortmund: Hunderte demonstrieren gegen Thor-Steinar-Laden
Neonazi-Modemarke
Mehrere hundert Menschen haben am Samstag gegen das Thor-Steinar-Geschäft in der Dortmunder Innenstadt demonstriert. Die Demo gegen den „Naziladen“ sorgte für Einschränkungen in der City.
Aus mehreren Städten in Deutschland waren rund 400 Personen zur zentralen Demonstration gegen das Geschäft „Tønsberg“ der Marke Thor Steinar am Brüderweg zusammengekommen. Veranstalter war die Gruppe „Autonome Antifa 170“ aus Dortmund. „Wir haben heute ein starkes Zeichen gesetzt und deutlich gemacht, dass rechte Raumnahme in Dortmund nicht ungestört passieren kann. Außerdem konnten wir zeigen, dass viele verschiedene Menschen keinen Bock auf rechte Läden haben“, so eine Sprecherin des Veranstalters.
Thor Steinar ist Ziel von Kritik der linken Szene, weil die Marke mit menschenverachtenden und geschichtsrevisionistischen Ideologien spielt. Damit ist die Marke für viele Rechte Ausdruck ihrer Gesinnung. „Wer Thor Steinar trägt, will sich als Teil der rechten Szene erkennbar machen“, heißt es in einem Flugblatt, dass die Demo-Veranstalter in Dortmund verteilten.
Das Thor-Steinar-Geschäft ist seit zwei Monaten Ziel von Protesten
Bereit seit der Eröffnung des Geschäfts der bei Neonazis beliebten Marke vor zwei Monaten gibt es montags wöchentliche Demonstrationen vor dem Geschäft. Es gab bereits zwei Farbattacken auf das Firmenschild. Zuletzt waren Unbekannte in das Geschäft eingedrungen und hatten mit Feuerlöschern eine übel riechende Flüssigkeit versprüht. Der Laden blieb daraufhin eine Woche lang geschlossen.
Die Demo am Samstag führte vom Stadtgarten durch die belebte Innenstadt, am Hauptbahnhof vorbei bis zum Brüderweg. Auf dem Königswall kam zeitweise der Verkehr zum Erliegen. Rund drei Stunden lang zog der Demonstrationszug friedlich und mit Musik durch die Stadt. Es gab es verschiedene Redebeiträge in mehreren Sprachen, etwa über die Dortmunder Neonazi-Szene und Erfahrungen mit Thor-Steinar-Läden in anderen Städten.
Viele Menschen nehmen die Demonstration in der Innenstadt wahr
In der vollen Innenstadt nahmen zwischen Shopping-Samstag zum Monatsanfang, Wochenmarkt und BVB-Heimspiel viele Menschen die Demonstration wahr. Viele hörten interessiert zu und nahmen die Flugblätter entgegen. Vereinzelt gab es auch abfällige Bemerkungen. Gegenaktionen von Rechten blieben aus. Dortmunder Neonazis hatten sich mit dem „Tønsberg“-Laden solidarisiert und waren dort bei den ersten Demos auch präsent.
Die regelmäßigen montäglichen Aktionen gegen das Geschäft sollen laut dem Antifa-Bündnis „Blocka DO“ am 4.11. (18 Uhr) weitergehen.
Stadt Dortmund möchte offenbar weiter gegen den Laden vorgehen
Derweil ist die Stadt Dortmund offenbar bemüht, weitere Schritte gegen das Geschäft am Brüderweg einzuleiten. Das legt zumindest ein Bericht des Magazins „Nordstadtblogger“ nahe. Hierin wird Oberbürgermeister Ullrich Sierau mit der Aussage zitiert, dass der Laden noch vor dem 9. November geschlossen sei. Die Verwaltungsspitze hatte sich darauf in ihrer wöchentlichen Sitzung geeinigt.
Wie das genau funktionieren soll, ist derzeit unklar. Der Vermieter des Hauses am Brüderweg hatte bereits öffentlich erklärt, den politisch fragwürdigen Mieter gerne wieder loswerden zu wollen. Rechtlich besteht dafür aber aktuell keine Handhabe, da die Marke Thor Steinar im Mietvertrag genannt wird. Offenbar gab es schon mehrere Kündigungen von Nachbarn des Geschäfts.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
