Der richtige Mittelpunkt von NRW soll in diesem Garten liegen, aber kann das sein? © Jörg Bauerfeld
Mittelpunkt von NRW
Liegt die Mitte von NRW wirklich in der Aplerbecker Mark? Es gibt Zweifel an dem Ort
Kann es ein Messfehler sein? Eine Bürgerin hat großen Zweifel an der Stelle an der die Mitte von NRW liegen soll - und sie hat sogar Schriftstücke, die das belegen. Aber wie kann das sein?
Am Mittwoch (10. Juli) wird an der Gurlittstraße in der Aplerbecker Mark groß gefeiert. Hier soll er sein, der Mittelpunkt von NRW. Stadt und Land scheinen sich ziemlich sicher, denn die Fläche ist mächtig herausgeputzt worden. Ein kleiner Platz ist entstanden, Bänke und Pflanzen säumen ihn und es gibt ein Kunstwerk, dass die Mitte des Bundeslandes symbolisieren soll.
Gäste aus Politik und Wirtschaft werden zur offiziellen Einweihung erwartet. Doch ist dies überhaupt der Mittelpunkt von NRW? Ursula Zängerlin bestreitet das. Die heute 80-Jährige wohnt an der Huntestraße. Einer Parallelstraße zur Gurlittstraße. Sie gibt an, dass der Mittelpunkt von NRW auf ihrem Grundstück liegt - eben an der Huntestraße und nicht an der Gurlittstraße.
100 Meter liegen beide Punkte auseinander
Rund 100 Meter Luftlinie trennen die beiden Punkte, um die es geht. Aber wie kommt Ursula Zängerlin darauf, den Mittelpunkt an der Huntestraße zu verorten? Nun, wie sagt man so schön im Ruhrgebiet, das Ganze ist nicht auf ihrem Mist gewachsen.
Dieses Schreiben (hier ein Ausschnitt) erhielt die Familie Zängerling. © Repro Jörg Bauerfeld
Das Landesvermessungsamt von Nordrhein-Westfalen ist gewissermaßen der Verantwortliche. Das schickte der Familie Zängerlin am 27. August1996 ein Schreiben, in dem mitgeteilt wurde, dass der Mittelpunkt des Bundeslandes an der Huntestraße 22 liegt. Breite 51 Grad und 28,7 Minute, Länge 7 Grad und 33.3 Minuten.
„Wir waren damals völlig überrascht“, sagt Ursula Zängerlein. Denn eigentlich, so vermutete damals ganz NRW, lag der Mittelpunkt in Berghofen. An der jetzigen Busschleife über dem Südportal des B236-Tunnels. 1980 wurde hier eine Tafel feierlich eingeweiht. Mit Bier, Blaskapelle und dem ehemaligen Bürgermeister Günther Samtlebe.
1980 war hier der offizielle Mittelpunkt von NRW. An einer Busschleife in Berghofen. © Jörg Bauerfeld
Schon 1980 einen Mittelpunkt gefeiert
Dann gab es neue Vermessungen und siehe da, man hatte 1980 umsonst gefeiert. Die Huntestraße 22 war der richtige Ort. Unter einem Kirschbaum in dem großen Garten hinter dem Haus. „Die vom Fernsehen und von der Zeitung haben uns damals die Bude eingerannt“, sagt Ursula Zängerlein und erinnert sich noch genau. „Man wollte den Ort für alle zugänglich machen, aber wir wollten das nicht.“
Es war zu viel Trubel für sie und ihren Mann, der damals noch lebte. „Ich wollte nie gern in die Zeitung und gut zu fotografieren bin ich auch nicht“, sagt die 80-Jährige und weigert sich deshalb auch, noch einmal für ein Foto zur Verfügung zu stehen.
Auf diesem alten Kartenausschnitt sind die beiden "alten Mittelpunkte" von NRW gut zu erkennen. Der eine in Berghofen, der andere an der Huntestraße. © Repro Jörg Bauerfeld
„Ich wollte eigentlich nichts sagen, aber ich habe mich so geärgert, dass jetzt der Mittelpunkt an der Gurlittstraße sein soll und das auch noch gefeiert wird“, sagt Ursula Zängerlein. Aber wie kann es sein, dass sich der Mittelpunkt von NRW nun schon zum dritten Mal verschiebt? Und das eben nicht nur um ein, zwei Meter?
Neue Satelliten geben neue Daten
„Die Daten für die Huntestraße stimmen nicht mehr“, sagt Aplerbecks Verwaltungsstellenleiter Michael Rhode. „Das war mal aktuell, als es eine Umstellung in den Berechnungsmodalitäten gab.“ Der Grund war, dass neue Satelliten zur Vermessung zur Verfügung gestanden hätten, die eine genauere Berechnung ermöglicht hätten. „Das hat uns auch das Katasteramt in Dortmund wie auch das Landesgeo-Zentrum-NRW diese Daten für die Gurlittstraße bekommen“, sagt Rhode.
Der aktuelle Mittelpunkt von NRW an der Gurlittstraße. Hier wird am Mittwoch gefeiert. © Jörg Bauerfeld
Und daher werde am Mittwoch (10. Juli) auch, zumindest wenn man einen kleinen Radius zugrunde lege, auf der Mitte des Bundeslandes gefeiert. „Sagen wir es mal so. Es ist der repräsentative Mittelpunkt von NRW“, sagt Rohde. Die Gäste werden mit einem Shuttleservice vom Amtshaus an die Gurlittstraße gebracht. „Aber nicht mit einem Bus, sondern mit Taxen“, sagt Rohde. Und dann kann der Mittelpunkt von NRW wieder gefeiert werden - vielleicht zum letzten Mal.
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