Mietnomaden in Barop Wilhelm O. bleibt auf Müllbergen und 20.000 Euro Schaden sitzen

Mietnomaden: Familie verschwindet und hinterlässt Berge von Müll
Lesezeit

Als Wilhelm O. (72) die rumänische Familie mit zwei Kindern in sein Mietshaus in Dortmund-Barop einziehen ließ, war er guter Dinge. Miete und Nebenkosten übernahm das Jobcenter, die monatliche Überweisung ging direkt an ihn. „Ich dachte, damit bin ich auf der sicheren Seite“, sagt er. Doch heute steht er vor einem riesigen Haufen Müll und Schulden.

Vor gut einem Jahr seien die Zahlungen plötzlich ausgeblieben, nachdem die Familie mit zwei Kindern zweieinhalb Jahre in der Erdgeschosswohnung des Mietshauses gelebt hatte. Inzwischen sind die Mieter spurlos verschwunden.

Bei Nacht und Nebel sei ein Kleinbus aus Rumänien vorgefahren und habe sie eingeladen, berichtet Wilhelm O., Zeugen wollen beobachtet haben, dass die Mutter sogar noch im Nachthemd war.

Schrott und Sperrmüll

Ihre Privatsachen haben die Ex-Mieter mitgenommen, Schrott und Sperrmüll blieben laut Wilhelm O. zurück. Und das bergeweise. Es soll sogar noch ein Fahrzeug angefahren sein und zusätzlichen Müll abgeladen haben, berichtet er. Terrasse, Seitenbereiche und Garten stehen voll mit Elektrogeräten, Kübeln, Lampen, Schrottmöbeln und sogar abgerissenen Stoßstangen.

Auch Beschädigungen an der Wohnung gehören laut O. zu den Hinterlassenschaften der Mietnomaden – zerkratzte Holzböden, ein abgerissener WC-Deckel, ein Loch in der Wand. Die schrottreifen Möbel aus der Wohnung haben Wilhelm O. und seine Frau bereits bei der EDG entsorgt, sagen sie. Die Müllberge im Garten und rund ums Haus werden aber noch etliche weitere Fuhren erfordern.

Schrott und Müllberge
Den Schrott und Müll möchte der Vermieter kurzfristig beseitigen, um die Wohnung neu vermieten zu können. © Susanne Riese

Insgesamt schätzt der Vermieter den finanziellen Schaden auf 15.000 bis 20.000 Euro. „Inklusive Mietausfall“, denn seit 13 Monaten sei kein Geld mehr geflossen –auch nicht für die Nebenkosten. Der Rentner, der sich durch Jobs in der Wagenpflege etwas dazuverdient, muss allein 600 Euro an Heizkosten aus eigener Tasche für die vierköpfige Familie nachzahlen, wie er sagt.

Inzwischen hat er die Zwangsräumung der großen Wohnung in der Baroper Schulstraße erwirkt. „Das hat mich 500 Euro gekostet, aber zumindest muss ich den Schrott jetzt nicht einlagern.“

Fluchtartiges Verschwinden

Wilhelm O. hat das Haus gemeinsam mit seinem Bruder vor drei Jahren vom Vater geerbt. Er selbst wohnt in Unna. Er hatte den Eindruck, dass die Eltern mit ihren beiden Kindern, 2 und 17 Jahre alt, schon länger auf dem Absprung waren. Ob sie zurück nach Rumänien gegangen oder innerhalb der Stadt umgezogen sind, weiß er nicht. Auch Recherchen durch einen Rechtsanwalt hätten nichts ergeben, sagt der 72-Jährige.

„Wir hatten nie Streit, ich verstehe das nicht.“ Der Frau habe er sogar noch 300 Euro geliehen, bevor sie sich davongemacht hat. Auch einen Anhänger, mit dem er vor längerer Zeit ausgeholfen hat, habe er nie wiedergesehen.

Nun ist der Rentner schwer enttäuscht und wütend. Er habe ohnehin hohe Abzahlungen zu stemmen für das Haus. Und nun der Mietausfall und die Reparaturkosten. „Ich muss bis 80 arbeiten, schreiben Sie das.“

Müll neben einem Haus
Auch neben dem Haus stapelt sich der Müll. © Susanne Riese

Dabei hatte er gedacht, im Falle seiner rumänischen Mieter sei die Zahlung durch das „Arbeitsamt“ garantiert. Ein Irrtum, wie das Jobcenter auf Anfrage mitteilt. Auch wenn eine Zeitlang die Direktzahlung an den Vermieter erfolgt, ist eine Information über die Einstellung der Überweisungen nicht vorgesehen. „Das Jobcenter steht in keinerlei rechtlichem Verhältnis zu dem Vermieter“, stellt Sprecherin Vitalia Seidel klar.

„Wenn Leistungsbeziehende die Mietzahlung wieder auf sich selbst anstelle des Vermieters umstellen, erfolgt keine Benachrichtigung durch uns an den Vermieter.“ Das Jobcenter sei nicht verpflichtet, Änderungen mitzuteilen und dürfe es auch nicht. „Allein aus Datenschutzgründen kann keine Meldung erfolgen. Viele unserer Kunden wollen nicht, dass der Vermieter weiß, wie sie ihren Lebensunterhalt sichern.“

Überweisung eingestellt

Nur unter bestimmten Bedingungen überweise das Jobcenter die Miete direkt an den Vermieter und stelle das auch auf Wunsch der dort Wohnenden nicht um. Das sei der Fall, „wenn die Miete nachweisbar nicht zweckentsprechend verwendet wurde“, so die Sprecherin.

„Wenn die Mietzahlung zum Beispiel nicht an den Vermieter gezahlt wird und deshalb Mietschulden entstehen, würden wir die Mietzahlung an den Vermieter umstellen. In solchen Fällen würde das Jobcenter die Zahlung an den Vermieter auch auf Wunsch des Kunden nicht stoppen.“

Im vorliegenden Fall sei das aber kaum relevant, da die Direktüberweisung offensichtlich eingestellt wurde. Über die Gründe dafür lässt sich nur spekulieren (s. Info). Wilhelm O. wird also sein Geld vermutlich nicht wiedersehen. Bei der Neuvermietung aber wird er wohl genauer hinschauen.

Mietzahlung durch das Jobcenter:

Das Jobcenter zahlt in der Regel an den Leistungsbezieher aus. Direktzahlungen an den Vermieter sind möglich, wenn nicht sicher ist, dass das Geld tatsächlich für die Zahlung der Miete verwendet wird. Für die Einstellung der Zahlungen kommen laut Jobcenter Dortmund folgende Gründe infrage:

  • Wegfall der Hilfebedürftigkeit, zum Beispiel durch Aufnahme einer Beschäftigung oder den Bezug anderer Sozialleistungen.
  • Wegzug in eine andere Stadt, wodurch das dortige Jobcenter zuständig ist.
  • Es besteht kein Bedarf beziehungsweise keine Zahlungsverpflichtung mehr, zum Beispiel durch mietfreies Wohnen. Oder es wurde kein gültiger Mietvertrag vorgelegt.
  • Mangelnde Mitwirkung: Wenn die Person sich nicht mehr beim Jobcenter meldet, beziehungsweise ihr Verbleib unklar ist.

Winterglühen in Hombruch: Heißluftballone starten am verzauberten Marktplatz

Gefangen in der eigenen Wohnung: Aufzug in Wohnkomplex am Clarenberg ist seit Wochen defekt

Nach Straßenausbau Am Hombruchsfeld: ADFC kritisiert Maßnahmen als „vertane Chance“