Die Distanz zwischen Bochum und Venlo auf dem Fahrrad zurückzulegen, kommt vermutlich nicht den allermeisten in den Sinn. Das Ganze aber auf einem Leih-Fahrrad zu absolvieren, das ist scheinbar erst einmal 2024 geschehen. „Wer es war, das wissen wir nicht, aber das war die weiteste Fahrt mit einem Metropolradruhr bisher“, sagt Alexander Kettermann, Regional-Manager bei Nextbike in Dortmund. Seit 15 Jahren betreibt der deutsche Leih-Fahrrad-Anbieter das ruhrgebietsweite „Metropolradruhr“. Die Werkstatt-Zentrale in Dortmund-Eving ist für knapp 1.200 Fahrräder im östlichen Ruhrgebiet zuständig. Unter anderem die Räder in Bochum, und jenes, das es bis nach Venlo geschafft hat.
„Das mussten wir von dort auch wieder zurückholen, denn scheinbar war da etwas kaputt und die Kundin oder der Kunde haben den Zug zurückgenommen“, sagt Kettermann.

2010 wurde das Metropolradruhr erstmals vom Regionalverband Ruhr (RVR) eingeführt. Mit Leih-Fahrrädern für die berühmte „letzte Meile“ wurde ein Netz aus festen Stationen entworfen, zwischen denen die Kunden hin- und herfahren können. „Zunächst konzentrierte sich das Projekt auf die vier größten Städte, Duisburg, Essen, Bochum und Dortmund“, erklärt Philipp Kleinschnittger von Nextbike. „Von da an sind wir weiter gewachsen.“ Mittlerweile werden die silber-orangenen Fahrräder in zwölf Städten angeboten. Laut eigenen Zahlen werden die Räder um die eine Millionen Mal pro Jahr genutzt. „Jedes Rad wird durchschnittlich 1,5 bis drei Mal am Tag ausgeliehen“, sagt Alexander Kettermann. Dortmund sei aktuell Spitzenreiter, gefolgt von Duisburg, Essen und Bochum.
Weniger Vandalismus, viel Glas
In der Evinger Basis landet jedes der 1200 Fahrräder mindestens einmal im Jahr. „Die meisten sind auch häufiger hier, je nachdem was mit den Rädern passiert ist“, erklärt Kettermann. „Meist sind es Dinge wie platte Reifen durch Glasscherben, die in der Werkstatt repariert werden müssen, da merkt man den Großstadtcharakter.“
Glücklicherweise seien die Vandalismus-Vorfälle seltener geworden, sagt er. „Früher war es viel ausgeprägter, da wurden die Reifen mit Messern aufgeschlitzt oder Sättel geklaut, manchmal wurden sie vollständig auseinandergenommen oder sogar angezündet.“ Das sei mittlerweile nur noch die absolute Ausnahme.
Nextbike nimmt neuen Anlauf
Die fünfzehn Jahre Metropolradruhr scheinen auch wirtschaftlich lukrativ genug gewesen zu sein, denn Nextbike bereitet aktuell seine Bewerbung für das neue Ausschreibungsverfahren vor. Seit Januar 2025 läuft das Verfahren, ab Sommer dieses Jahres liefe der neue Vertrag. Das Rad-Unternehmen mit Sitz in Leipzig setzt im Wettbewerb auf seine Flexibilität. „Wir folgen dem Konzept der maximalen Anpassung an den Vertragspartner, die Region und die Marke, unter der unsere Räder fahren sollen“, sagt Philipp Kleinschnittger. „Für das Metropolrad wollen wir in Zukunft mehr flexible Stationen einführen. Derzeit sind es 475 feste Stationen und nur 55 flexible Stationen im ganzen Ruhrgebiet.“
Für das Metropolradruhr nimmt Nextbike auch an verschiedenen Arbeitsgruppen im Regionalverband teil. „Dadurch haben wir bereits viele Connections und Partner gewonnen, mit denen wir das Metropolradruhr attraktiver machen wollen.“
In Eving ist Platz für mehr
Besonders erfolgreich war laut Kleinschnittger die Kooperation mit den Hochschulen im Ruhrgebiet. „Sie sind im Jahr 2017 und 2018 dazugekommen und haben für ein starkes Wachstum gesorgt.“ Als sogenanntes „Campus-Bikes“ können Studierende günstigere Preise für die Metropolräder erhalten.
In der neuen Ausschreibung erwarten Philipp Kleinschnittger und Alexander Kettermann ein noch größeres Angebot. Vorbereitet darauf wären Sie. „Wir könnten bis zu 3000 Räder in unserer Werkstatt betreuen“, sagt Kettermann. Die derzeit drei Mechaniker und acht Fahrer, die die Räder einsammeln, würden in diesem Fall einige weitere Kollegen in ihren Reihen begrüßen. Vielleicht wird einer von ihnen ja erneut nach Venlo fahren müssen. Vielleicht aber auch noch weiter?