Dieckmann‘s ist eine bekannte Größe in Dortmund, Restaurant und Hotelbetrieb in einem. Hier am Ende der B54 werden besondere Anlässe gefeiert, Geburtstage, Taufen, Hochzeiten.
Das Haus ist bekannt für sein gutbürgerliches Essen. Küchenchef Oliver Isphording interpretiert dieses aber nicht nur traditionell. Bei Dieckmann‘s stehen auch viele moderne Kreationen auf der Karte. 2025 feiert das Restaurant nach sieben Jahren sein Comeback im Menükarussell. Wird das Traditionslokal seinem Ruf gerecht? Der Test.
Die Menüs
Das klassische Menü:
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Vorspeise:
Gebeizter Wacholderlachs mit Avocado, Romana, Senf und Orange -
Zwischengang:
Consommé Asia mit Koriander, Shiitake, Frühlingslauch und Enten Dim Sum -
Hauptgang:
Ochsenbäckchen, 48 Stunden gegart, mit Oliven, Chorizo und geschmorten Kartoffeln in Rotweinjus
oder
Winterkabeljau mit Kartoffeln, Fenchel, Crème fraîche, Zitrone und Safran -
Dessert:
Lime Cake mit Mascarpone, Himbeer-Sorbet und Crunch
Das vegetarische Menü:
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Vorspeise:
Gebackener Ziegenkäse mit Roter Beete, Orange und Kernen -
Zwischengang:
Consommé Asia mit Koriander, Shiitake, Frühlingslauch und Gemüse Dim Sum -
Hauptgang:
Lamm-Kebab von Redefine mit Kartoffeln, Fenchel, Crème fraîche, Zitrone und Safran -
Dessert:
Lime Cake mit Mascarpone, Himbeer-Sorbet und Crunch
Speisen
Wir gehen zu zweit ins Restaurant und wählen jeweils das klassische Menü. Nur den Zwischengang tauschen wir einmal gegen die vegetarische Option aus. Zunächst gibt es für uns also den gebeizten Lachs. Die Vorspeise vereint so viele Geschmacksrichtungen in sich, wie es dem Koch offenbar möglich erschien. Die Süße der Orange und die Schärfe der Zwiebel (obwohl sie kleiner hätte gewürfelt werden dürfen) ergeben mit den feinen Lachsscheiben einen Salat, den man zurecht spannend nennen darf. Auch dank des eisgekühlten, herben Grauburgunders, der dazu serviert wird.
Ein Manko gibt es allerdings: Die einzelnen Komponenten liegen geschichtet auf dem Teller und die Avocado leider auf einem Haufen ganz unten. Die Zutaten zu mischen und so das Geschmackserlebnis zu erzeugen, bleibt also unsere Aufgabe.

Im klassischen Menü serviert Dieckmann’s Enten Dim Sum zur Consommé. Das Sprichwort „harte Schale, weicher Kern“ scheint für die beiden Röllchen aus Teig wie gemacht. Die Hülle ist kross und kein bisschen fettig, das Fleisch so saftig und zart, wie man es sich nur wünschen kann. Eine kleine Wucht!
Die vegetarische Consommé wird ebenfalls mit kleinen Shiitakepilzen gereicht, kommt aber eher lauwarm als heiß bei uns an. Statt der Röllchen neben dem Teller schwimmen in der Brühe zwei Teigtaschen. Der Teig ist hauchdünn und zart, die Füllung passend zur Consommé. Für Korinader-Fans hätte ruhig mehr davon in der Schale landen dürfen. Stattdessen dominieren als Einlage Lauchzwiebeln.

Zur Hauptspeise wählt eine von uns den Winterkabeljau, die andere die Ochsenbäckchen. 48 Stunden wurde deren Fleisch gegart. Das merkt man, denn das Messer rutscht nur so hindurch. Die Chorizowürfel hätte es aus meiner Sicht aber nicht gebraucht. Kombiniert mit den Oliven, bringt die Wurst nämlich fast zu viel Salz auf den Teller. Ein Glück, dass die Süße der restlichen Zutaten das ausgleichen kann, das gilt vor allem für die geschmorten Kartoffeln und die Schalotten.

Der Winterkabeljau ist scharf angebraten und gut gegart. Insgesamt ein solides Gericht und eine Empfehlung für Menschen, die beim Essen nicht gerne experimentieren. Von der hellen Sauce ist reichlich vorhanden. Die Kartoffelspalten sind nicht zu weich und haben einen angenehmen Biss.
Geschmacklich hätte ich mir mehr Mut gewünscht. Die einzelnen Geschmackskomponenten gehen in der dicken Sauce unter. Der Weißburgunder ist leicht, angenehm gekühlt und passt zum Essen.

Kommen wir zum Dessert. Es gibt Lime Cake. In den Südstaaten der USA ist das eine berühmte Süßspeise. Und wenn wir sagen süß, dann meinen wir das so. Eine Gabel voll reicht schon und im Mund zieht sich alles zusammen.
Umso gespannter sind wir auf den Lime Cake von Dieckmann‘s. Auch der schmeckt süß, ein bisschen künstlich – wie es sein soll –, aber weit weniger zuckrig als sein amerikanisches Pendant. Das ist erfreulich, denn so werden das feine Himbeer-Sorbet und die knusprigen Streusel im Geschmack nicht überlagert. Alles hat seinen Platz, auch auf dem Teller, wo alles so adrette angerichtet ist. Ein schöner Nachtisch und das Highlight des Menüs.
Preis
Für das klassische Menü zahlen wir inklusive Weinbegleitung und Mineralwasser jeweils 75 Euro. Das halten wir für angemessen, zumal wir das Restaurant sehr satt verlassen. Das Essen bei Dieckmann‘s war wie immer reichlich.
Für das vegetarische Menü bezahlen die Gäste 69 Euro, ebenfalls inklusive Weinbegleitung und Mineralwasser. Damit hält das Menükarussell bei Dieckmann‘s, was es verspricht: gehobene Küche bezahlbar zu machen und so den Menschen näherzubringen.
Mehr Infos zur Gastronomie in Dortmund finden Sie in unserer Genussecke.
Atmosphäre
Dieckmann’s befindet sich in einem alten Fachwerkhaus am Waldrand. Der Schankraum besticht durch seinen rustikal-modernen Charme: warmes Licht, Holzdielen, ein Kamin im Foyer. Es ist nicht so steril, wie man es von einem hochpreisigen Lokal wie diesem erwarten könnte, sondern gemütlich. Hier will man bleiben. Auch, weil die mit Leder bezogenen Stühle sehr bequem sind.
Deshalb ist es umso ärgerlicher, dass die Musik so laut aus den Boxen schallt. Bei Dieckmann‘s spielt man Pop. Stimmungsvoller wäre zum Beispiel leise Klaviermusik – oder gar keine, um die Unterhaltungen der Gäste nicht zu stören.

Service
Wenn wir über unseren Besuch bei Dieckmann‘s nachdenken, dann kommt uns vor allem unsere Kellnerin in den Sinn. Fröhlich und dynamisch bedient sie nicht nur uns, sondern auch die Tische um uns herum. Überall nimmt sie sich Zeit für einen Plausch. Es wird viel gelacht. Ihre Hauptaufgabe verliert sie dabei nicht aus den Augen, sondern erkundigt sich fortwährend nach unserem Befinden, dreht an unserem Fensterplatz sogar die Heizung höher. „Ich habe das Gefühl, es zieht bei Ihnen.“
Fast wäre der Service perfekt: Das, was uns fehlt, ist eine Speisekarte bei Tisch, die eine Übersicht über die Menüs und deren Weinbegleitung gibt. Nicht optimal, wenn man bedenkt, dass auch unsere Kellnerin erst nach Aufforderung erklärt, was sie serviert. Außerdem bringt sie kein neues Teelicht, nachdem das alte erloschen ist. Im Zusammenspiel wirkt all das, fröhliche Stimmung hin oder her, ein wenig nachlässig und unausgegoren.
Anfahrt
Dieckmann‘s liegt am südlichen Ende Dortmunds zwischen Holzen, Syburg und dem Ahlenberg. Am besten kommt man also mit dem Auto. Es gibt Parkplätze (nicht asphaltiert) vor der Tür; auch E-Autos können an einer Voltbox aufgeladen werden. Wer mit ÖPNV unterwegs ist, für den hält die Linie 442 am Viermärker Weg.
Netzstimmen
Auf Google zählt das Dieckmann‘s rund 1300 Rezensionen mit durchschnittlich 4,1 von 5 möglichen Sternen. Die Besucher loben im Restaurant vor allem das Personal. „Der Service war extrem zuvorkommend, schnell und top organisiert“, schreibt ein Gast und gibt dem Restaurant 5 Sterne.
Es gibt auch das andere Extrem: Eine Besucherin bemängelt in ihrer Rezension (1 von 5 Sternen), ihr Essen sei lauwarm am Tisch angekommen und die Lautstärke im Restaurant enorm gewesen. „Wenn man sich beim Essen anschreien muss, vergeht einem der Spaß.“
Nach unserem Abend in dem Restaurant können wir beide Urteile nachvollziehen. Unser Fazit: Dieckmann‘s kann man machen, muss man aber nicht. Freunde modern gemachter gutbürgerlicher Küche werden hier glücklich. Das Essen ist vielfältig, es schmeckt, die Portionen sind groß. Auch die Kellner sind überaus bemüht. In manchen Punkten aber wirkt das Konzept des Restaurants nicht vollständig durchdacht. Leider!
Dieckmann‘s – Alle Infos
- Dieckmann‘s, Wittbräucker Straße 980, 44265 Dortmund
- Öffnungszeiten Restaurant: dienstags bis sonntags ab 11.30 Uhr
- Telefon: 02317749440
- E-Mail-Adresse: info@dieckmanns.de
- Reservierung fürs Menükarussels unter www.mnkl.de, ansonsten über www.dieckmanns.de oder telefonisch für denselben Tag