Wo die Geschmacksknospen Karussell fahren Schlemmen im höchstgelegenen Restaurant Dortmunds

Das Syght: Schlemmen im höchstgelegenen Restaurant Dortmunds
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Oh man, ich war skeptisch. Denn der Preis ist eine echte Ansage: 81 Euro für ein Viergänge-Menü mit begleitenden Getränken. Aber, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und wir haben gewonnen, das schon einmal vorweg. Das Restaurant Syght hat eine einmalige Lage in einer einmaligen Location: hoch über dem Ruhrtal in der Spielbank Hohensyburg.

Wer noch nie hier war, der wird sich zunächst erstaunt umschauen. Zum Restaurant, das in der ersten Etage des großen Gebäudes liegt, führt der Weg durch den Haupteingang der Spielbank. Schon das ist beeindruckend. Aufgrund eines Sportunfalls meiner Frau mussten wir allerdings den Fahrstuhl nehmen und auf die weit ausufernden Treppen verzichten.

Oben angekommen fällt der Blick erst einmal in einen großen Automatensaal, in dem die Glücksritter an den Hebeln der einarmigen Automaten ziehen. Dann geht es ins Syght. Vor dem großen Tresen heißt es zunächst kurz warten. Zeit für einen Rundblick. Warme Töne, ein wenig Gold und eine coole Tapete, die an Schlangenhaut erinnert. Die Tische sind nicht zu eng gestellt; es gibt eine offene Küche, die Einblicke in das Kochgeschehen gibt.

Menü mit Fleisch

Man fühlt sich auf Anhieb wohl, wird von einer netten Bedienung an den Tisch geführt und es kann losgehen. Eines kann man sagen: Der Service ist herausragend. Die beiden Damen, die fast lautlos durch das Restaurant wuseln, sind immer zur Stelle. Nicht aufdringlich, immer nett und immer mit einem freundlichen Lächeln.

Wir wählen zweimal das Menü-Karussell. Ich das mit der fleischigen Variante, meine Frau mit Fisch. Auch eine kleine Änderung (dazu später mehr) ist überhaupt kein Problem. Zu dem Menü wählen wir die Wein-Begleitung. Wasser ist selbstverständlich auch mit dabei. Aber kann mich das Essen überzeugen? Der aufgerufene Preis legt die Latte ziemlich hoch.

Los geht es mit frischem Brot (drei verschiedene Sorten), einer Zitronen-Creme und frisch aufgeschlagener Salzbutter. Ein ziemlich guter Start. Dann folgt ein Feuerwerk für die Geschmacksknospen: Kürbis mit Granny Smith und Balsamico. Der Hammer. Es handelt sich dabei um kleine Balsamico-Perlen auf einer Art Kürbis-Talern, dazu die Apfelscheiben in quietschgrün. Das zusammen im Mund ist unfassbar. Und ich gerate schon hier ins Schwärmen.

Vorspeise im Syght
Die Vorspeise, eine völlig neue Geschmackserfahrung © Jörg Bauerfeld

Als Wein dazu gibt es einen Grauen Burgunder aus der Pfalz. Bekanntlich ist alles Geschmacksache, aber der passte wie die Faust aufs Auge. Die Weine zu den einzelnen Gängen werden kurz vor den Speisen serviert, mit einer kurzen Erklärung dazu – klasse Service. Beim zweiten Gang wage ich mich dann an das Kalbsbries. Eine Drüse, in der Gastronomie auch als Königin unter den Innereien gehandelt. Ich hatte so etwas nie zuvor gegessen.

Zwischengang im Syght
Der Mut wurde belohnt: Das Kalbsbries auf Schwarzwurzelgemüse war der Hammer. © Jörg Bauerfeld

Aber aus dem skeptischen ersten Bissen wurde ein genüssliches Schmausen. Zusammen mit dem Schwarzwurzelgemüse und dem Petersilienschaum einfach himmlisch. Meine Frau war nicht so mutig und hatte aus dem vegetarischen Menü den gebackenen Räuchertofu gewählt. Auch der schmeckte tatsächlich ziemlich lecker. Als begleitenden Wein gab es dazu einen Sauvignon Blanc aus Spanien.

Der Hauptgang war dann ein Knaller, aber auch mit einer kleinen Mutprobe. Zum fantastisch gebratenen Rücken vom Weiderind gab es das Herz in einer schaumigen Sauce. Auch das ist für mich eine Premiere und auch hier ist es ein echter Genuss. Dazu gab es einen leckeren Primitivo.

Hauptgang im Syght
Der Rinderrücken war auf den Punkt gebraten, links das Herz in Schaumsoße. © Jörg Bauerfeld

Am Schluss gab es noch ein Dessert zum Niederknien – allerdings auch mit meinem einzigen kleinen Kritikpunkt. Der Riesling dazu war zwar feinherb, mir aber nicht süß genug. Ich bin zwar der Trockene-Weintrinker, aber zu dem sauer-süßen Dessert hätte es ein süßer Tropfen sein dürfen. Das Fazit von meiner Frau und mir: Das Menü-Karussell im Sygth ist jeden Cent wert. Ein toller Abend in einer tollen Location.

Barrierefreier Zugang

Das Restaurant ist barrierefrei und bequem mit einem Fahrstuhl zu erreichen (Haupteingang der Spielbank nehmen). Tagsüber und im Sommer gibt es einen fantastischen Blick über das Ruhrtal, diesmal war es leider schon dunkel. Parkplätze gibt es an der Spielbank zur Genüge. Die kosten 4 Euro, da sie von der Stadt Dortmund bewirtschaftet sind. Wer seinen vierbeinigen Freund mitbringen möchte, kann das tun. Hunde sind im Syght erlaubt.

  • Bei der Aktion Menü-Karussell bieten verschiedene Restaurants in Dortmund und Umgebung verschiedene Menüs an. Alle Menüs gibt es zu einem Festpreis, darin enthalten sind die begleitenden Weine oder Bier und Mineralwasser, nicht enthalten sind Aperitif, Digestif, warme und kalte Getränke.
  • Insgesamt laden 24 Küchenchefs zu Vier-Gang-Menüs in Castrop-Rauxel, Dortmund, Iserlohn, Schwerte, Waltrop und Wickede ein.
  • Wir haben uns bewusst einige Restaurants herausgesucht, die sonst eher weniger in der Öffentlichkeit sind. Wir haben die Menüs getestet als ganz normale, zahlende Gäste.
  • Alle Informationen zur Aktion finden Sie hier: www.mnkl.de

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