Mensa-Frust am Goethe-Gymnasium „Die Stadt mauert, verzögert und vertröstet“

Mensa-Frust am Goethe-Gymnasium: „Wer Eliten will, muss Eliten fördern“
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Seit dem Sommer gibt es am Goethe-Gymnasium in Dortmund-Hörde keinen Mensa-Betrieb mehr. Bereits im Dezember hatten wir ausführlich über die Entwicklungen am „Goethe“, die sich nun schon über Jahre hinziehen, berichtet. Fakt ist: Die „Eliteschule des Sports“ kann ihren seinen Schülerinnen und Schülern aktuell keine warme Mahlzeit zu Mittag anbieten. Allerdings werden dort zahlreiche Leistungssportler unterrichtet, die im Nachmittags- und Abendbereich direkt zu ihren Trainingseinheiten aufbrechen.

Für Schulleiter Christof Nattkemper, der im Grunde seit seinem Amtsantritt 2009 um eine tragfähige Lösung für den Mensa-Betrieb an seiner Schule kämpft, ist die Schließung der Mensa die Folge der Entwicklungen der letzten Jahre. Die Bedingungen in der alten Mensa entsprächen nicht den baulichen Voraussetzungen, um derart viele Schüler dort zu verpflegen. Sämtliche Vorschläge, beispielsweise einen ungenutzten Nachbarraum hinzuzuziehen, sowie Gespräche mit der Stadt Dortmund, hätten nicht den gewünschten Erfolg gebracht. „Ich will nichts Tolles, nur eine gesunde und genehmigungsfähige Ausgabemöglichkeit“, erklärte Nattkemper zuletzt.

Auch die Stadt selbst möchte die Situation rund um die Goethe-Mensa zwar „optimieren“, wie es in einer schriftlichen Antwort an unsere Redaktion hieß. Einen grundsätzlichen Anspruch auf eine Mensa, das machte die Stadt Dortmund aber deutlich, habe das Goethe-Gymnasium nicht, da es sich nicht um eine Ganztagsschule handelt. „Natürlich ist es der Stadt Dortmund dennoch wichtig, die Schülerinnen und Schüler am Goethe-Gymnasium bestmöglich zu versorgen“, hieß es in dem Antwortschreiben im Dezember.

„Zustand ist inakzeptabel“

Nun schaltet sich die Elternvertretung der Schule mit ein und stärkt Schulleiter Nattkemper den Rücken. Als Sportschule sei das Goethe-Gymnasium darauf eingestellt, durch Unterricht am Nachmittag vormittägliche Trainingszeiten aufzufangen, die für viele Leistungssportler zum sportlichen Alltag gehören, heißt es in einem Schreiben, das der Redaktion vorliegt. Seit über 13 Jahren, so schreibt die Elternvertretung weiter, warte das Gymnasium auf eine tragfähige Lösung.

Christof Nattkemper, Schulleiter am Goethe-Gymnasium, ärgert sich, dass sich rund um die Mensa-Situation an seiner Schule seit Jahren nichts tut.
Christof Nattkemper, Schulleiter am Goethe-Gymnasium, ärgert sich, dass sich rund um die Mensa-Situation an seiner Schule seit Jahren nichts tut. © Staab

Die Schulpflegschaftsvorsitzende Nicole Fischer ist zutiefst frustriert und wütend: „Die Stadt mauert, verzögert und vertröstet. Es werden Arbeitsgruppen gebildet und Meetings organisiert, aber eine Lösung gibt es nie. Es dauert nur immer länger! Dieser Zustand ist vollkommen inakzeptabel!“ Ihre Stellvertreterin Susanne Dieckmann ergänzt: „Wer bereits vormittags trainiert und dann bis in den Nachmittag Unterricht hat, braucht eine Mittagsverpflegung. An anderen Sportschulen oder Eliteschulen des Sports gibt es auch Mensen, auch wenn es sich nur um Halbtagsschulen handelt!“

Ausschlusskriterium für Familien

Beim Tag der offenen Tür Anfang Dezember habe sich laut Elternvertretung bereits gezeigt, dass sich das Fehlen der Mensa auf die Anmeldungen auswirken wird: für manche Familien sei das ein Ausschlusskriterium.

Dazu komme die Tatsache, dass das Goethe-Gymnasium aus allen Nähten platze. Vom Gebäude her ursprünglich auf Vierzügigkeit ausgelegt, seien die meisten Jahrgänge mittlerweile fünfzügig, so die Elternvertretung. Dazu Britta Röttger, ebenfalls Schulpflegschaft: „Solange Bildung das föderalistische Stiefkind der deutschen Politik bleibt, wird gerade NRW weiterhin am Ende jeder Bildungsstatistik stehen. Wer Eliten will, muss Eliten fördern – und manchmal beginnt das mit einem ordentlichen Mittagessen!“

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