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Mengederin findet Dogewo-Mieterhöhung in Corona-Krise unsolidarisch
Miet-Ärger
Angelika von Engelmann ärgert sich über ihre Mieterhöhung. Nicht wegen der Höhe, sondern wegen des Zeitpunktes. In der Corona-Krise. Ihr Vermieter, die Dogewo, hält dagegen.
Über eine Mieterhöhung freut sich niemand. Aber Angelika von Engelmann hat sich über die letzten Briefe ihres Vermieters, der Dogewo besonders geärgert. Seit 1983 wohnt sie in einem der Dogewo-Haus an der Solmstraße in Mengede und empfindet die aktuelle Mieterhöhung als Zumutung.
Aktuell wohnt Angelika von Engelmann für 521,31 Euro in ihrer Erdgeschosswohnung. Anfang November kam per Post die erste Ankündigung einer Mieterhöhung. Die Miete sollte auf 530,93 Euro steigen. „Das wäre ja noch gegangen“, meint die ehemalige Vorsitzende der Schützengesellschaft Groppenbruch-Schwieringhausen.
Zwei Mieterhöhungen in einem Monat
Mitte November flatterte ein zweiter Brief ins Haus. Die Nachricht diesmal: Die Miete wird im kommenden Jahr auf 564,62 Euro steigen. Das fand Angelika von Engelmann dann nicht mehr witzig.
Dabei geht es ihr gar nicht um die Höhe der Miete, das Mehr an Geld kann sie stemmen. Ihr geht es um den Zeitpunkt: mitten in der Corona-Krise: „Es gibt so viele Menschen, die gerade wegen Corona in großen finanziellen Schwierigkeiten stecken“, sagt sie. „Da wäre ein wenig Solidarität angebracht“.
Mit einem Anwalt gegen Mieterhöhungen
Sie verweist auf Äußerungen von Dogewo-Chef Klaus Graniki, der zu Beginn der Corona-Krise die soziale Verantwortung seines Unternehmens betont hat. Angelika von Engelmann sieht in der Mieterhöhung ein Bruch dieses Versprechens. Sie hat einen Anwalt eingeschaltet, um gegen die Mieterhöhung vorzugehen.
Auf Anfrage widerspricht eine Dogewo-Sprecherin den Vorwürfen. Man habe während des ersten Lockdowns nicht nur auf Mieterhöhungen bis Juni verzichtet, man habe mit Betroffenen sogar Mietstundungen vereinbart.
80 Mieter nutzten Angebot zur Mietstundung
Dazu gebe es bei der Dogewo extra einen Ansprechpartner. „Bislang haben 66 Mieter und 14 gewerbliche Mieter dieses Angebot genutzt“, sagt die Sprecherin. Auch unabhängig von der Corona-Krise sei man immer gesprächsbereit, wenn es um Probleme rund um die Miete gehe.
Erst jetzt, gegen Ende des Jahres, habe man wieder angefangen, „Mieten anzupassen“. Und die Anhebung der Miete von Angelika von Engelmann sei so eine Anpassung an die ortsüblichen Mieten. Die Miete liege sogar unterhalb des Mengeder Durchschnitts.
Den Vorwurf des unsolidarischen Verhaltens weist die Dogewo zurück. In Angelika von Engelmanns Wohn-Siedlung seien nur zwei Mieter betroffen. Zeitpunkt und Umfang der Mieterhöhung hingen vom Mietvertrag und dessen Alter ab. Für diese Wohnungen habe es seit mehr als 15 Monaten keine Mieterhöhung mehr gegeben.
Holger Bergmann ist seit 1994 als freier Mitarbeiter für die Ruhr Nachrichten im Dortmunder Westen unterweg und wird immer wieder aufs neue davon überrascht, wieviele spannende Geschichten direkt in der Nachbarschaft schlummern.
