Keine Präsenzgottesdienste an Ostern - ein Symbol des Zusammenhalts, meint unser Autor. © Montage: dpa / Martin Klose
Meinung
Gottesdienst an Ostern? Bitte versammelt euch nicht!
Präsenzgottesdienste an Ostern in Dortmund - sie zu feiern ist unsolidarisch gegenüber allen, die wegen Corona schließen müssen. Zusammenhalt heißt auch Verzicht, meint unser Autor.
Die Theater? Dicht. Konzerte? Fehlanzeige. Restaurants? Bangen um ihre Existenz. Wo man auch hinschaut: Dort, wo sich Menschen versammeln, sich potenziell mit Covid-19 infizieren könnten, sollen sie nicht zusammenkommen.
Eine Sonderstellung nehmen die Kirchen ein. Ihnen kann die Schließung nicht verordnet werden. Aus verfassungsrechtlichen Gründen bleibt es bei Appellen, besser auf Präsenzgottesdienste zu verzichten – insbesondere zu Ostern. Selbst diese dringende Bitte der jüngsten Ministerpräsidenten-Konferenz wurde am Donnerstag (25.3.) zurückgenommen.
Und die Kirche? Der Evangelische Kirchenkreis entscheidet sich gegen Präsenzgottesdienste, wenn auch mit ein wenig Zähneknirschen. Die katholische Kirche zaudert. Sie überlegt, doch einzelne Gottesdienste vor Ort mit Gläubigen stattfinden zu lassen. In Dortmund wird es also in einzelnen Gemeinden aller Voraussicht nach Menschenansammlungen zu Ostern geben.
Diejenigen, die im Kulturbetrieb oder mit ihrem Geschäft selbst auf Öffnung hoffen und um ihre Existenz bangen, könnten dies als einen Schlag ins Gesicht empfinden. Sie öffnen nicht, weil sie es nicht dürfen und keine Privilegien genießen. Sie öffnen auch nicht, weil sie zurückstecken, damit die Pandemie weiter eingedämmt werden kann; damit die dritte Welle bricht. Aber in den Gotteshäusern darf sein, was woanders nicht sein darf.
Keine Feiern aus solidarischen Gründen
Die Gründe für meine Haltung sind noch nicht einmal infektiologisch. Dafür weiß ich schlichtweg – wie die meisten von uns – zu wenig über die Ausbreitung des Coronavirus. Aber eben dieses Nichtwissen gemahnt uns alle zur Vorsicht. Ich meine: Präsenzgottesdienste an Ostern sollte es nicht geben - aus solidarischen Gründen.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich will nicht in Abrede stellen, dass Ostern der höchste Feiertag der Christen ist. Ich verstehe sehr gut: Christen wollen ihn feiern. Am liebsten gemeinsam. Und vielleicht reichen die Konzepte – Abstand, FFP2-Masken, Hygiene – aus, doch genau wissen wir es alle nicht. Aber das Signal, das die Kirche mit der Öffnung ihrer Gotteshäuser aussendet, wirkt auf mich so, als nutze die Kirche eine Sonderstellung aus, als gelte für sie im allgemeinen Zusammenleben ein anderes Regelwerk.
Wie an Weihnachten auch, hat der Kirchgang einen Eventcharakter für viele, weil es ja zu einem gelungen Osterwochenende neben Kaffeetrinken mit der Familie und dem Spaziergang um den Phoenix-See dazugehört. Gefährliches Virus hin oder her.
Ein Verzicht, den wir alle üben müssen
Ich ahne aber auch, wie wichtig es für jemanden sein kann, gerade in der Pandemie einen Ort zum Gebet zu haben, Gemeinschaft zu erfahren, etwas für das Seelenheil zu tun. Für diese Menschen tut es mir unendlich leid, wenn sie auf ihren gewohnten Kirchgang verzichten müssten. Ein Verzicht, wie wir ihn alle in verschiedenen Lebensbereichen seit einem Jahr üben und noch weiter üben werden müssen. Um unser aller Gesundheit willen.
Doch ich glaube, dass diese Gemeinschaft auch in einem Videogottesdienst oder über das Fernsehen, ja sogar durch Gedanken empfunden werden kann. Christen sind durch die Passion Christi, die Idee der Wiederauferstehung, die Hoffnung auf Erlösung miteinander verbunden. Dazu braucht es keine Versammlung.
Und ich möchte nicht wissen, was es mit dem Seelenheil macht, wenn plötzlich doch der Nachbar in der Kirchenbank schwer erkrankt. Und eine gemeinsame Feier wirkt schal, wenn ich weiß, dass diese in anderen Zusammenhängen – Theater, Konzert, Zuhause – aus guten Gründen nicht sein darf.
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