
Wann fängt Bildung an? In Klasse 1, beim Rechnen, Lesen, Schreiben? Wenn das so wäre und alles vorher nur nettes, aber sinnfreies Spielen von Kleinkindern – dann würde ich es ja verstehen. Aber so.
Zwischen Kita und Schule ziehen wir innerlich eine Grenze, allzu oft: Erst wenn die Lehrerinnen und Lehrer ins Spiel kommen, wird es wichtig. Der Ernst des Lebens, Sie wissen schon. Dabei beginnt Bildung viel, viel früher.
Zukunft der Gesellschaft
Diejenigen, die sich vorher um die Mädchen und Jungen kümmern, bekommen immer noch zu wenig Aufmerksamkeit und Respekt – ebenso wenig übrigens wie die Erzieherinnen und Erzieher im Offenen Ganztag an den Grundschulen. Dabei sind sie diejenigen, die die Zukunft der Gesellschaft maßgeblich beeinflussen. Beziehungsweise: Es könnten, wenn denn die Arbeitsbedingungen stimmen würden.
Zu wenig Personal, zu schlechte Ausstattung – all das, was für die Schulen gilt, lässt sich auch auf Kindertagesstätten anwenden. Wobei, lassen Sie uns doch wieder mal den alten Begriff „Kindergarten“ benutzen: Kleine Menschen schlagen Wurzeln, wachsen und blühen auf – in einer Umgebung, die sie fördert, in der der Nährboden für Wissen, Kreativität und sozialen Fähigkeiten stimmt.
Eine 24-Stunden-Kita?
Deshalb brauchen die Kitas erstens mehr Personal, was einhergeht mit guter Bezahlung und mehr Respekt für diesen wichtigen Beruf. Zweitens müssen sich die Kindergärten den Bedürfnissen der Familien anpassen, nicht umgekehrt. Es ist schon kurios:
Im Sommer 2018 gab es die Meldung, das Land NRW plane erste 24-Stunden-Kitas – Einrichtungen vor allem für Eltern mit Schichtarbeit. Braucht doch kaum jemand, meinen Sie? Da gebe ich Ihnen zwar Recht.
Gegen Fachkräftemangel
Aber: Solche Neuerungen würden anzeigen, dass die Verantwortlichen es ehrlich meinen mit mehreren Dingen. Aus Elternsicht mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf – schon eine Kita oder OGS, die bis 18, 19 oder 20 Uhr geöffnet wäre, würde das Leben vieler gestresster Familien vereinfachen. Aus Sicht der Gesellschaft schließlich steht eine solche Vision für eine echte Chance.
Orte, in denen Kinder gefördert werden, damit sie ihre Talente entdecken und entwickeln können. Völlig gleich, ob es das konzentrierte Zeichnen und Malen ist, das Experimentieren mit Wasser und Luft, das Schreinern in einer Werkstatt, der Gesang oder das kreative Rollenspiel.
Wann wollen wir denn anfangen, gegenzusteuern beim branchenübergreifenden Fachkräftemangel? Ab Klasse 10, Klasse 8, Klasse 5 oder Klasse 1 erst? Oder doch noch früher bei den Menschen, die am allerneugierigsten von allen sind?
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