Dortmund und seine maroden Schwimmbäder Lässt die Stadt sie mit Absicht verrotten?

Dortmund lässt seine Schwimmbäder verkommen - aus Absicht?
Lesezeit
Dortmund lässt seine Schwimmbäder verkommen - aus Absicht?

„Schwimmbahn Volkspark Dortmund“, steht da in Stein gemeißelt in einer Ecke neben dem Eingang, „erbaut Okt. 1926 - Juli 1927 von der Stadt Dortmund“. Man könnte daneben schreiben: „... knapp 100 Jahre später dann verkommen lassen, so wie fast alle Frei- und Hallenbäder“.

Wer durch das historische Tor geschritten ist, sollte besser direkt nach rechts gucken, auf das Springerbecken, die 50-Meter-Bahn und den Nichtschwimmerbereich dahinter, gerne auch auf das schöne neue Pflaster. Links aber bietet das denkmalgeschützte Gebäude einen traurigen Anblick.

Risse in der Fassade

Offen gelegte, marode Pfeiler, darüber ein Gang, den man besser nicht mehr nutzt. Gegenüber Risse in der Fassade. Ein paar Meter entfernt übrigens vom Zehn-Meter-Sprungturm, der seit Jahrzehnten stillgelegt ist. Immerhin, er soll bald wieder nutzbar sein. Andere Teile aber bleiben abgesperrt.

Kein direktes Problem der Stadt, sagen Sie? Der Betreiber sei ja die Sportwelt? Schon, aber: Den Sanierungsstau kann man der gemeinnützigen GmbH nun wirklich nicht ankreiden. Die wurde vor rund 20 Jahren gegründet, damit der Kreisverband Schwimmen, die DLRG und die Grüne Schule sich fortan um den Betrieb der Bäder kümmern.

Dieses Schild hängt neben dem Eingang des Freibads Volkspark.
Dieses Schild hängt neben dem Eingang des Freibads Volkspark. © Björn Althoff

Stadt betreibt noch zwei Bäder

Wie aber soll dieser Zusammenschluss die teuren und dringend anstehenden Reparaturen finanzieren? Durch die Eintrittsgelder von 4 Euro pro Erwachsenem etwa? Nein: Um die marode Substanz kann sich einzig die Stadt kümmern. Nur: Sie hat ja sehr geschickt die Strukturen geschaffen.

Zwei Bäder betreibt sie noch selbst: das Südbad von 1960, vor mittlerweile auch schon 20 Jahren aufwendig saniert, und das Nordbad, das als dringend sanierungsbedürftig gilt. Das Westbad in Dorstfeld ist mittlerweile dicht, ersetzt durch einen Neubau in Wischlingen, der eben nicht mehr städtisch ist, sondern Teil des Revierparks.

Enten wie Kinder fühlen sich offenbar wohl im Revierpark Wischlingen.
Enten wie Kinder fühlen sich offenbar wohl im Revierpark Wischlingen. © Björn Althoff

Ein Neubau in 40 Jahren

Das Freibad Stockheide, das sich die Stadt irgendwann von der Sportwelt zurückholte, muss ebenfalls generalüberholt werden. Man baut auf Fördergelder und kann froh sein, dass Eichenprozessionsspinner und Corona in den vergangenen Jahren für lange Schließungen und weniger Personalkosten sorgten.

Den ganzen Rest der Bäder in Dortmund hat die Stadt abgegeben: vier Frei- und vier Hallenbäder an die Sportwelt, vier Hallenbäder an Schwimmvereine. Aber: Die Gebäude sind weitestgehend baugleich und alt. Das Wischlinger Sportbad ist der erste Neubau seit 40 Jahren. Kein Wunder also, wenn das Dach undicht wird, wenn Technik ausfällt, wenn große Summen hermüssen, damit der Badbetrieb überall weitergeht.

Warum viele kleine Bäder?

Die Stadt ist in der Pflicht, denn das Schulschwimmen muss gewährleistet bleiben. Das schreibt das Land vor. Nun rächt sich, dass es so viele kleine Bäder im Stadtgebiet gibt. Denkbar wären ja auch weniger, dafür größere, neuere (energie-)effizientere Bäder.

Was also tun? Ohne ein gutes Konzept, ohne große Ausgaben, bleibt nur die finanzielle Trickserei. Kälteres Wasser als in den umliegenden Städten - das spart Heizkosten. Kürzere Öffnungszeiten bedeuten weniger Ausgaben fürs Personal. Das alles verärgert aber die Dortmunder.

Sieht aus der Luft schön aus, die Gebäude aber sind alt und sanierungsbedürftig: das Freibad Stockheide am Hoeschpark.
Sieht aus der Luft schön aus, die Gebäude aber sind alt und sanierungsbedürftig: das Freibad Stockheide am Hoeschpark. © Hans Blossey

Dann irgendwann schließen?

Wieso sollen die irgendwann noch in diese maroden, kalten Bäder gehen in den paar Stunden, die bleiben? Bleiben die Gäste aus, könnte man als Stadt natürlich argumentieren: Seht ihr? Lohnt nicht, viel zu teuer, da haben die anderen wohl schlecht gewirtschaftet. Am besten, wir schließen die Bäder, wo es geht.

Man könnte tatsächlich meinen, dahinter steckt Absicht.

Freibad-Ärger in Dortmund: „Das ist traurig für eine Stadt mit 600.000 Einwohnern“

Alle Freibäder in Dortmund geöffnet – bis auf eins: Öffnungszeiten und Preise für den Sommer 2023

Direkt nach letztem BVB-Spiel: Weg zum Freibad fast den ganzen Sommer dicht