
© Robin Albers
Mein erster Tag mit der neuen Corona-Warn-App in Dortmund
Coronavirus
Die deutsche Corona-Warn-App wurde in der Nacht zu Dienstag um 2 Uhr freigeschaltet. Die Pandemie mit dem Handy bekämpfen - da will ich dabei sein. Der erste Tag eines Selbstversuchs.
Irgendwie klingt die erste Botschaft der Corona-Warn-App auf meinem Smartphone beunruhigend. „Unbekanntes Risiko“ ist da zu lesen. Der Mann neben mir am Frühstückstisch ist mir – nicht erst seit Corona – nie als Risiko vorgekommen.
Doch eine Zeile weiter Entwarnung in kleinerer Schrift, die den Blutdruck wieder sinken lässt: „Da Sie Ihre Begegnungsaufzeichnung noch nicht lange genug aktiviert haben, konnten wir für Sie kein Infektionsrisiko berechnen“. Ach so. In 24 Stunden werde mein Infektionsrisiko aktualisiert, teilt die App mir mit. Es dauert also noch, bis ich mehr weiß.
Seit Dienstag (16.6.), 2 Uhr in der Früh, kann man sich die App herunterladen. Da habe ich noch geschlafen. Erst beim Frühstück um 7.30 Uhr klicke ich in den App-Store meines iPhone 8. Und werde schon ausgebremst. Ich muss erst ein Software-Update machen; denn das aktuelle Betriebssystem iOS 13.5 ist Mindestvoraussetzung. Okay.
Der Download als Akt der Solidarität
Nach einer Viertelstunde ist es so weit, ich kann die App laden. Schließlich will ich Gutes tun und helfen, Infektionsketten leichter nachzuvollziehen, um die Verbreitung des Coronavirus einzugrenzen. Ein Akt der Solidarität und eine Möglichkeit für mich, einen Corona-Test zu machen, sollte die App mir ein Infektionsrisiko anzeigen. Ich glaube, dass ich mich bisher nicht angesteckt habe.
Im App-Store gibt es mehrere Corona-Apps. Die offizielle des Robert-Koch-Instituts nennt sich Corona-Warn-App, Version 1.0.0 und wird durch ein blau-rotes „C“ als Logo gekennzeichnet. Bis mittags, so ist in dem Live-Stream zur Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zu erfahren, haben für Android-Smartphones bereits 100.000 bis 105.000 Nutzer die App heruntergeladen. Für Apple wusste er es noch nicht.
Meinen Risikostatus soll ich überblicken
Nach dem Download lande ich auf dem Begrüßungsbildschirm, der mich mit den Grundfunktionen vertraut macht: „Überblicken Sie Ihren Risikostatus und erfahren Sie, ob in den letzten 14 Tagen Corona-positiv getestete Personen in Ihrer Nähe waren“, sagt die App.
Und wer es genauer wissen will, wie das funktioniert, erfährt, dass die App sich Begegnungen zwischen Menschen merkt, indem ihre Smartphones verschlüsselte Zufallscodes austauschen, wenn sie sich 15 Minuten lang näher als 1,50 Meter kommen – ohne dabei auf persönliche Daten zuzugreifen.
Mehr will ich gar nicht wissen, etwa über den Akku-schonenden „Bluetooth Low Energy“-Standard. Für mich Nebensache. Mein „Unbekanntes Risiko“ zu Hause lädt mein Handy jeden Abend auf.
Doch zurück zur App. Nach einem Klick auf „Los geht’s“ muss ich die zwölf Punkte umfassende Datenschutzerklärung akzeptieren. Vor allem die Freiwilligkeit der Nutzung wird darin betont. Das Lesen dauert einige Minuten. Nach der Zustimmung zu allen Anforderungen zeigt sich endlich der Startbildschirm der App mit drei Karteikarten.
Noch ist das Risiko grau
Ganz oben steht die Aktivierung der Risiko-Ermittlung. Diesen Dienst, die Kernfunktion der App, muss ich aktivieren, um zu erkennen, ob für mich ein Ansteckungsrisiko vorliegt. Natürlich mache ich das. Die beiden anderen Teilbereiche des Programms widmen sich dem Infektionsrisiko selbst und der Benachrichtigung anderer.
Sollte ich zum Beispiel positiv getestet werden und gebe das in die App ein, bekommen andere, denen ich zu nahe gekommen bin, eine Warnmeldung und können sich testen lassen, bevor bei ihnen Covid-19 ausbricht und sie wiederum in der Inkubationszeit andere angesteckt haben. Damit wären ein paar Tage gewonnen. Wäre mein Test positiv, müsste ich natürlich in Quarantäne.
Das Infektionsrisiko wird in drei Farben dargestellt: Rot für ein erhöhtes, Grün für ein niedriges Risiko. Wegen des unbekannten Risikos ist bei mir noch alles grau.
Jetzt kann die App auf meinem Smartphone ihre Aufgabe erfüllen und Corona bekämpfen. Zur Ermittlung meines Infektionsrisikos lädt sie mehrmals täglich oder auf Abfrage eine Liste mit den Zufalls-IDs aller anderen Nutzer, die ihre nachgewiesene Infektion mit dem Coronavirus in der App geteilt haben.
In der Mittagspause gehe ich mit meinem Smartphone Daten und Risiken einsammeln für eine ausreichende Bewertung, die mir die App hoffentlich am nächsten Morgen liefert. Mal sehen, ob ich einem Corona-Infizierten begegne. Hoffentlich nicht unter den Mitarbeitern, mit denen ich die meiste Zeit des Tages verbracht habe. Ob es ein Kollege oder eine Kollegin war, dem oder der ich möglicherweise zu nahe gekommen bin, sagt die App aber nicht. Ich möchte morgen Grün sehen beim Infektionsrisiko.
Fortsetzung folgt.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
