In ihrer Kolumne "Dinner for One" schreibt Charlotte Schuster über Themen, die Singles beschäftigen. © Grafik: Klose

Kolumne „Dinner for One“

Mein Date im Handyladen mit einem merkwürdigen Kaffeehasser

Häufig bleibt es bei einer schönen Begegnung. Sie muss nicht zu einem Happy End führen, wie die Liebesfilme uns vorgaukeln. Der nächste Teil unserer Single-Kolumne „Dinner for One“.

Dortmund

, 04.07.2021 / Lesedauer: 4 min

Im Spätsommer vergangenen Jahres habe ich ein Praktikum bei den Ruhr Nachrichten in Werne gemacht. Um zur Redaktion zu gelangen, bin ich jeden morgen durch das Städtchen gelaufen. In meiner letzten Arbeitswoche hat mich auf diesem Weg ein etwas eigenartiger Mann angesprochen, der mir bis heute in Erinnerung geblieben ist.

Trotz Unpünktlichkeit ist mir ein Mann direkt aufgefallen

An diesem besagten Tag war ich mal wieder recht spät dran. Ich behaupte von mir selbst, dass ich Zeiten schlecht einschätzen kann und daher auch ein unpünktlicher Mensch bin. Hinzu kam noch, dass der Wochenmarkt in Werne stattfand und es dementsprechend voll in der Stadt war.

Doch trotz meiner Unpünktlichkeit und der Menschenmenge, ist mir ein Mann bereits aus der Ferne aufgefallen. Er stach aus der Menge heraus, die sich um ihn tummelte.

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Sicherlich lag das unter anderem an seinem Aussehen und seiner Ausstrahlung. Er war groß, braun gebrannt und war schätzungsweise nur wenige Jahre älter als ich. Es wäre eine Lüge, zu behaupten, dass er nicht gut aussah.

Als er nur noch wenige Meter von mir entfernt war, lachte er mich mit seinem breiten Lachen an. Ich hatte nicht mal die Zeit dazu, freundlich zurück zu lächeln. Denn er hat mich direkt angesprochen und mir ein Kompliment zu meinem Outfit gegeben.

Lustigerweise, habe ich meine Klamotten an diesem Tag als total schrecklich empfunden. Ich hatte eine weiße Bluse an. Jeder, der mich kennt, weiß, wie unwohl ich mich in den viel zu unbequemen Dingern fühle.

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Ein Praktikum in der Eisdiele?

Anschließend fragte er mich, ob ich in Werne wohnen würde. Ich erzählte ihm, dass ich dort ein sechswöchiges Praktikum mache. Im selben Atemzug wies ich aber auch daraufhin, schleunigst weiter zu müssen.

LEBEN UND LIEBENLESEN SIE MEHR ÜBER SINGLES UND BEZIEHUNGSTHEMENAuf der Übersichtsseite „Leben und Lieben“ unserer Zeitungsportale finden Sie Themen rund um Singles, Beziehungen und Liebe Ruhr Nachrichten /Hellweger Anzeiger

Er ließ aber nicht locker. „Wo machst du ein Praktikum? Hier in der Eisdiele?", erkundigte er sich und zeigte auf die Eisdiele. Ehrlich gesagt, war mir diese Aussage etwas suspekt.

Welcher Mensch macht bitte in einer Eisdiele ein Praktikum? Ich glaube, die bieten nicht einmal welche an. Sicherlich wollte er nur das Gespräch weiterführen. Etwas komisch war es trotzdem.

Dennoch erklärte ich ihm kurz, dass ich mein Praktikum bei den Ruhr Nachrichten machen würde und dort jetzt auch schnell hin müsse, damit ich nicht viel zu spät komme.

Wenn ein Kaffe-Junkie auf einen Kaffee-Hater trifft

„Hättest du Lust, dich später mit mir auf einen Tee zu treffen?", warf er noch schnell ein. Die Einladung war sicherlich nett von ihm gemeint, aber ich als absoluter Kaffee-Junkie konnte nicht besonders viel mit ihr anfangen. Also sagte ich ab.

Doch meine Geschichte mit dem etwas seltsamen Unbekannten, dessen Namen ich nie erfahren habe und der anscheinend eher Tee- anstatt Kaffeeliebhaber ist, sollte noch nicht vorbei ist.

Einen Tag später musste ich in meiner Mittagspause dringend ein Mobilfunkgeschäft in Werne aufsuchen, da ich einen neuen Vertrag für mein Smartphone abschließen musste. Angekommen in dem Laden, sah ich ihn direkt - den „Kaffee-Hater", wie ich ihn liebevoll nenne.

Offensichtlich arbeitete er dort. Mir war schnell bewusst, dass ich mir einen guten Vertrag nach meiner Abfuhr am gestrigen Tag abschminken kann. „Jetzt muss ich bestimmt 50 Euro pro Monat für 5 Gigabyte bezahlen und das auch noch aus eigener Dummheit", dachte ich mir.

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Ruhr Nachrichten Kolumne „Dinner for One“

Ich bin lieber allein als in einer miesen Beziehung

„Willst du vielleicht einen Tee?"

Anders als vorerst gedacht, war der „Kaffee-Hater" erstaunlich freundlich zu mir. Er hat mir nicht nur etwas über seine Person erzählt, sondern erwies sich zusätzlich noch als wahrer Experte auf seinem Arbeitsgebiet.

Als Höhepunkt fragte er mich nach einer Zeit: „Das dauert noch ein wenig mit der ganzen Druckerei. Hast du Durst? Willst du vielleicht einen Tee?". Das Lachen konnte ich mir in dem Moment nicht verkneifen. Zudem bestätigte sich noch meine These, dass er ein „Kaffee-Hater" ist.

Diesmal nahm ich den Tee aber an, auch wenn mir ein guter Latte Macchiato lieber gewesen wäre. Während der Drucker seine Arbeit sicherlich schon längst erledigt hatte, quatschten wir noch eine lange Zeit miteinander.

Dabei ist uns aufgefallen, dass zwei Menschen wohl kaum unterschiedlicher sein könnten, als wir es sind: Er ist ein Stadt-Kind - ich ein Dorf-Kind, er liebt die Mathematik - ich das Schreiben, er blüht im Winter auf - ich im Sommer. Doch obwohl wir uns als so gegensätzlich geoutet haben, waren wir auf einer Wellenlänge.

Eine schöne Begegnung, ganz ohne Happy End

Ich möchte an dieser Stelle niemanden enttäuschen, aber unsere Geschichte ging nicht mehr weiter. Ich habe den Vertrag unterschrieben und bin zurück zur Redaktion gelaufen. Kein romantisches Date, kein Kuss, kein Happy End.

Manche mögen sich jetzt wundern, warum wir an unserem guten Gespräch nicht mehr angeknüpft haben. Doch nur weil zwei Menschen sich gut verstehen, müssen sie sich nicht zwanghaft wieder treffen. Menschen essen ja auch nicht jeden Tag Nudelauflauf, nur weil sie das Gericht ganz lecker finden.

Ich bin der Meinung, dass es für uns beide nicht besser hätte laufen können: Er hat sein Date auf einen Tee noch bekommen - wenn auch etwas anders, als er es höchstwahrscheinlich geplant hatte. Ich hatte eine nette Mittagspause in guter Gesellschaft und ging mit einem top Handy-Vertrag aus dem Laden.

Und wer weiß, was passiert wäre, wenn wir uns noch häufiger getroffen hätten. Vielleicht hätte er mir meinen Kaffeekonsum ausgeredet, wodurch ich womöglich nie wieder ganz wach gewesen wäre und morgens noch später dran wäre als ohnehin schon.

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