So will Dortmund künftig Obdachlosen helfen

Mehr Plätze in den Notunterkünften

Immer mehr obdachlose Menschen halten sich länger als vorgesehen in den Notunterkünften auf. Das geht am eigentlichen Zweck dieser kurzfristigen Einrichtungen vorbei. Die Verwaltung reagiert darauf mit neuen Angeboten für Wohnungslose.

Dortmund

, 03.05.2018 / Lesedauer: 3 min

Die Stadt hat ein neues Konzept, um Obdachlosen zu helfen. © Oliver Schaper

1. Mehr Plätze in den kurzfristigen Notschlafstellen

Die Männer- und die Frauenübernachtungsstelle als etablierte Notunterbringungseinrichtungen sollen sich in erster Linie auf ihre eigentliche Funktion als kurzfristige Notschlafstellen konzentrieren. Die Plätze dort werden auf höchstens 70 in der Männerübernachtungsstelle festgelegt und von 30 auf 50 in der Frauenübernachtungsstelle erweitert. Für Letztere wird ein neuer Standort gesucht.

Darüber hinaus werden die Übernachtungsstellen zur Koordinierungsstelle (Clearingsstelle) weiterentwickelt, um den Menschen, die sie als Dauereinrichtung betrachten, andere Angebote zu machen.

2. 25 Dauerschlafplätze für Obdachlose mit psychiatrischer Diagnose

Für die neuen – zusätzlichen Angebote – werden in der Männerübernachtungsstelle 25 Plätze in kleinen Wohneinheiten (zwei bis höchstens vier Personen) für Menschen mit einer speziellen psychiatrischen Diagnose als Dauerschlafplätze reserviert. Bei Bedarf ist das im Einzelfall auch in der Frauenübernachtungsstelle vorgesehen.

3. Bis zu 70 Plätze in vom Sozialamt betreuten Wohnungen

Es gibt langjährig obdachlose Menschen mit schwersten und chronischen gesundheitlichen und sozialen Problemen, die das Hilfesystem der Stadt verweigern. Sie sind aber in der Lage, Absprachen zu treffen. Diese Menschen möchte die Stadt in geeigneten Wohnungen unterbringen und vom Sozialamt betreuen lassen. In ihrem sogenannten Wohnraumvorhalteprogramm hat die Stadt dafür bis zu 70 Plätze, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt liegen sollen. Nicht die Betroffenen wären Mieter, sondern die Stadt.

4. 25 Unterbringungsplätze für schwer Drogenabhängige

25 Unterbringungsplätze für schwer drogenabhängige Männer und Frauen (illegale Drogen) will die Stadt schaffen und an das örtlich etablierte Drogenhilfesystem anbinden – wie bei den Notschlafplätzen in Form einer Clearingstelle. Den Betroffenen sollen Perspektiven aufgezeigt werden. Es geht auch um Hilfeplanung und die Überleitung in Wohntrainingsangebote. Der Start ist aber noch nicht absehbar.

5. 25 Plätze für „Pension plus“

Darüber hinaus planen die Stadt und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe ein Wohnangebot für Menschen mit gleich mehreren Problemlagen. Die 25 Plätze mit der Bezeichnung „Pension plus“ bieten zunächst niederschwellige, persönliche Hilfen und gehen dann flexibel in hochschwellige Hilfen am Ort über. Ziel sei der Wechsel in den allgemeinen Wohnungsmarkt, erläuterte am Mittwoch Sozialdezernentin Birgit Zoerner nach der Sitzung des Verwaltungsvorstands.

6. Verlängerte Öffnungszeiten bei Tagesaufenthalt

Auch beim Tagesaufenthalt verändert sich etwas. Das „Gast-Haus“ wird – wie vom Rat beschlossen – mit jährlich 100.000 Euro gefördert und hat bereits die Öffnungszeiten verlängert. Für Verlängerungen der Öffnungszeiten des Brückentreffs führt die Stadt Verhandlungen mit dem Diakonischen Werk ak Betreiber. Es geht um einen Bedarf von jährlich 30.000 Euro.

7. Erweiterte Beratung im „Gast-Haus“

Im „Gast-Haus“ erweitern das Jobcenter Dortmund und die Beratungsstelle für Wohnungslose (ZBS) des Diakonischen Werkes ihre Beratungen. Das Sozialamt erprobt seit dem 1. Mai eine Beratung bei Wohnraumkündigung und -sicherung im „Gast-Haus“.

8. Zuverdienstmöglichkeit für Obdachlose

Die Stadt beabsichtigt, eine freiwillige Zuverdienstmöglichkeit für Menschen zu schaffen, die sich in den Notunterkünften aufhalten. Die Bewohner sollen zum Beispiel das Gelände und die umliegenden Gehwege reinigen und erhalten dafür 1,50 Euro pro Stunde. Das orientiert sich an den Bezahlstrukturen im Bereich der Arbeitsgelegenheiten. Die Stadt geht davon aus, dass zunächst nur wenige Personen für wenige Stunden dafür in Frage kommen. Bewähren sich die Betroffenen aber, soll ihnen die Mitarbeit in der Stadtteilwerkstatt in Aussicht gestellt werden.

9. Neuauflage der Broschüre „Kompass“

Es wird eine Neuauflage der Broschüre „Kompass“ als Taschenausgabe geben. Zudem ist eine Seite für Smartphone und Tablet geplant, mit der sich Betroffene und Helfende besser informieren können.