Die Kriminalität in Dortmund steigt. Mit 73.209 Taten im Jahr 2024 sind knapp 3.000 Delikte mehr zur Anzeige gebracht worden, als noch im Jahr 2023 (70.241 Taten). Das geht aus der am Mittwoch (12.3.) veröffentlichten polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) hervor. Der Anstieg der Delikte im Vergleich zum Vorjahr beträgt 4,23 Prozent.
Damit ist der im vergangenen Jahr starke Anstieg in Dortmund leicht ausgebremst worden. Zuvor war die Zahl der Straftaten noch um 12 Prozent gestiegen. Aber: „Nach einer Zeit von vielen, vielen Jahren mit sinkender Kriminalität haben wir es nach dem Ende der Pandemie wieder mit steigender Kriminalität zu tun“, sagte Polizeipräsident Gregor Lange.
In einer Pressekonferenz, die vor der Veröffentlichung der Statistiken stattfand, verdeutlichte Lange, dass die Aufklärungsquote der Polizei 54,79 Prozent betragen habe. Damit war sie um rund 2,4 Prozentpunkte gesunken. Laut Lange bedeute die Aufklärungsquote aber immer noch, dass Dortmund die beste Erfolgsquote unter den großen Städten Nordrhein-Westfalens habe.
Die PKS bildet nicht die gesamte Kriminalität in Dortmund ab, sondern nur die von der Polizei registrierten Fälle, durch die sie durch Anzeigen, Streifen oder Ermittlungen aufmerksam wird. Legt die Polizei Schwerpunkte und ermittelt in bestimmten Bereichen besonders intensiv, zeigt sich das auch in der Statistik mit mehr Fallzahlen.
Lange betonnte, dass die Polizeibeamten 2024 auch durch die Europameisterschaft vor besonderen Herausforderungen gestanden hätten. Über 700.000 Gäste in einem einzigen Monat hätten zwangsläufig zu einem Anstieg der Tatgelegenheiten geführt, sagte der Polizeipräsident. Der Leitende Kriminaldirektor Jörg Ziegler ergänzte, dass in einem Monat in Dortmund durchschnittlich rund 6.100 Straftaten registriert würden. In der Zeit der EM im Juni und Juli seien es jeweils fast 7.000 gewesen.
Große Steigung bei Gewaltkriminalität
Besonders im Bereich der Gewaltkriminalität bestünde weiterhin Bedarf; diese habe um knapp 7 Prozent zugenommen, sagte Lange: „Zwar konnten wir hier den weiteren Anstieg in diesem Deliktsbereich stark abbremsen, aber es besteht hier weiter hoher Handlungsbedarf. Und es zeigt sich auch, dass Konflikte häufig nicht mehr nur mit Worten, sondern auch mit gefährlichen Gegenständen, wie Messern, ausgetragen werden.“
Eine Verschärfung polizeilicher und gesellschaftlicher Maßnahmen sei laut Lange unumgänglich. Neben der personellen Verstärkung im Kriminalkommissariat 32 sei auch die Einrichtung eines „Gewaltkommissariats“ in Planung. Die Maßnahmen zielen darauf ab, Gewaltdelikte konzentriert zu bearbeiten und Mehrfachtäterinnen und Mehrfachtätern auf die Spur zu kommen.
Leicht gestiegene Einbruchszahlen
Ein leichter Anstieg wurde auch bei den Wohnungseinbrüchen verzeichnet, die auf 1.312 Fälle stiegen. Präventive Beratungen und Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger hinsichtlich der Sicherung ihrer Wohnungen hätten dazu beigetragen, dass 45 Prozent der Einbruchsversuche erfolglos blieben.
Straftaten im Bereich der sogenannten Straßenkriminalität stiegen um 19,09 Prozent, wobei vor allem der Diebstahl an Kraftfahrzeugen herausragte.
Die sogenannte PK Fokus, ein Präsenzkonzept der Dortmunder Polizei, habe aus Sicht der Polizei seit Sommer 2023 geholfen, Dunkelfelder der Straßenkriminalität auszuleuchten. Über 38.387 Personalstunden seien dafür eingesetzt worden. Zahlreiche Platzverweise und Strafanzeigen seien erteilt worden. Der Einsatz der Bereitschaftspolizei im PK Fokus laufe bis Ende 2025 weiter.
Weniger Kinderpornografie
Darüber hinaus habe sich auch der Bereich der Kinderpornografie durch intensivere Ermittlungsarbeit verändert. Die Anzahl der Straftaten ging hier zurück, wobei eine Aufklärungsquote von 81,82 Prozent erreicht wurde. Organisatorische Umstrukturierungen sowie verstärkter Personaleinsatz haben aus Sicht der Polizei wesentlich zu den Erfolgen im Umgang mit Straftaten beigetragen.
Abschließend betont Gregor Lange die Wichtigkeit einer starken und sichtbaren Polizei zur Kriminalitätsbekämpfung. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund sei dabei essenziell, um Bürgerinnen, Besuchern und dem Handel eine sichere Perspektive zu bieten. Der Polizeipräsident sieht alle in der Pflicht, daran mitzuwirken. „Ich bin sicher, dass das, was wir im Moment sehen, nichts ist, was allein durch die Polizei gelöst werden kann. Es hängt mit einer gesellschaftlichen Entwicklung zusammen“, sagte Lange.
Er stelle sich die Fragen, ob in der Gesellschaft Dialogfähigkeit, Zusammenhalt und Respekt verloren gegangen sein und ob wir statt Integration mehr Ausgrenzung sehen. Er appellierte, ein „Gegeneinander durch ein stärkeres Miteinander zu ersetzen“.