Seit 2007 produziert die Albonair GmbH auf Phoenix-West sehr erfolgreich Systeme zur Abgasreinigung von Dieselmotoren. Wo die Hoesch AG bis in die 1990er-Jahre hinein Stahl für den Weltmarkt produzierte, haben sich viele innovative Unternehmen angesiedelt. Auch innovative ausländische Unternehmen. Albonair ist eines davon.
Die Firma mit rund 130 Beschäftigten in Dortmund gehört zur indischen Hinduja Gruppe. Neben dem Hauptsitz in Dortmund gibt es weitere Standorte in China und Indien.
Vor allem für den indischen Markt werden Systeme entwickelt und gefertigt, die die Abgase von Motoren sauber machen. Auf die Frage, warum der indische Konzern ausgerechnet in Dortmund investierte, antwortet der Albonair-Geschäftsführer Dr. Georg Hüthwohl: „Das Ruhrgebiet bietet sehr gute Fachkräfte, auch durch die vielen Universitäten und Fachhochschulen. Zudem sind die Lebenshaltungskosten in Dortmund niedriger als in Automotive-Metropolen wie Stuttgart oder München.“
Diese Beweggründe, die er nennt, erklären im Wesentlichen das Ergebnis einer Studie der Industrie- und Handelskammern (IHKs) im Ruhrgebiet, die nun vorgestellt wurde. Die Studie zeigt, dass trotz verstärkter globaler Unsicherheiten, zwei Jahren Pandemie, gestörter Lieferketten und Brexit das Ruhrgebiet ein starker und wettbewerbsfähiger Standort ist, der immer internationaler wird.
Mehr als 31.000 ausländische Firmen, Gewerbetreibende und Investoren aus 154 Ländern haben im Ruhrgebiet aktuell eine zweite Heimat gefunden. Das bedeutet im Vergleich zur letzten Studie von 2016 einen deutlichen Zuwachs von 23 Prozent.
Zahlreiche Hochschulen
„Europas viertgrößte Metropolregion ist im Herzen des Kontinents beheimatet und kann mit einer Einwohnerzahl von gut fünf Millionen Menschen und der hohen Wirtschaftskraft von 172 Milliarden Euro aufwarten. Dazu bietet das Ruhrgebiet zahlreiche Hochschulen sowie Forschungseinrichtungen und hervorragende Verkehrsanbindungen. Diese Faktoren sind starke Pluspunkte im internationalen Wettbewerb“, erläutert Wulf-Christian Ehrich, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund.
Vor allem zwei Stränge haben sich entwickelt, die sich seit 2016 auf die Internationalisierung der Wirtschaft im Ruhrgebiet ausgewirkt haben:
Zum einen ist da der Brexit., zum anderen der Flüchtlingsstrom. Mit dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union sind 78 Unternehmen von der Insel neu ins Ruhrgebiet gekommen. „Der Brexit hat viele britische Unternehmen dazu veranlasst, einen Sitz in Europa zu suchen, um so weiterhin besseren Marktzugang zu genießen“, erklärt der Außenwirtschaftsexperte Wulf-Christian Ehrich.

Selbst zu seiner Überraschung ging dieser Briten-Sturm ins Ruhrgebiet allerdings an Dortmund vorbei. Hier gibt es sogar eine gegensätzliche Tendenz: gab es 2016 genau 43 im Handelsregister eingetragene Unternehmen aus Großbritannien, so sind es derzeit nur noch 28. Erklären konnte man sich das bei der IHK während der Pressekonferenz nicht.
Im Ruhrgebiet auf jeden Fall rangieren Unternehmen aus Großbritannien auf Platz 2. Die meisten ausländischen Unternehmen stellen weiterhin mit deutlichem Abstand die Niederlande. 532 Betriebe bedeuten einen Gesamtanteil von knapp 15 Prozent.
Mitbürger aus 152 Ländern
Stark zugenommen hat die Anzahl von ausländischen Kleingewerben. Diese ist im Vergleich zu 2016 um 23 Prozent gewachsen. So gibt es aktuell 27.846 ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger aus 152 Ländern, die sich im Ruhrgebiet eine eigene Existenz aufgebaut haben.
Klassische Branchen für ausländische Kleingewerbe sind der Einzelhandel sowie die Gastronomie. „Damit beleben die ausländischen Kleingewerbetreibenden nicht nur die Innenstädte, sondern bilden den Kern der Unternehmerschaft vor Ort“, so IHK-Referatsleiter Dominik Stute.
Das stärkste Wachstum in den vergangenen sechs Jahren haben die syrischen Kleingewerbebetriebe erfahren, ihre Anzahl im Ruhrgebiet hat sich nahezu verzwanzigfacht (2.438). Hier zeigen sich Auswirkungen der massenhaften Flucht aus dem Bürgerkriegsland. Syrien belegt mittlerweile den dritten Platz der Top-10-Herkunftsländer hinter der Türkei (7.523) und Polen (3.400).
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