Mega-Crash mit Lkw und tödliches Unglück in der Nordstadt Die schwersten Stadtbahn-Unfälle 2023 in Dortmund

Mega-Crash mit Lkw und tödliches Unglück in der Nordstadt: Die schwersten Stadtbahn-Unfälle 2023 in Dortmund
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Es war ein schockierender Anblick, der sich am Vormittag des 27. Juli auf der Kreuzung Münsterstraße / Immermannstraße in Dortmunds Nordstadt bot: Dort standen – demoliert und ineinander verkeilt – ein Lkw und eine entgleiste Stadtbahn der Linie U41. Rein vom Anblick der Unfallstelle aus betrachtet war es der wohl spektakulärste Unfall mit Beteiligung einer Stadtbahn in Dortmund in diesem Jahr.

An dieser Stelle blicken wir auf die bemerkenswertesten Stadtbahn-Unfälle 2023 zurück.

Der Crash an der Nordstadt-Kreuzung im Juli ging glimpflicher aus, als man zunächst hätte erwarten können. Es gab zwei Verletzte.

Der Polizei zufolge hatte der Lkw-Fahrer, als er nach links abbiegen wollte, eine Ampel falsch gedeutet und war losgefahren, obwohl für ihn noch Rot galt. Als er die Gleise überquerte, kam es zum Zusammenstoß mit der Bahn.

Die Zugmaschine des Lkw geriet quer vor die Bahn, der Container-Auflieger befand sich parallel zur U41. Durch den Druck, der so verkeilt bestand, wurde die Bahn aus den Gleisen gehoben und mehrere Meter weit links über die Kreuzung geschoben.

Mit dem Drahtseil eines Abschleppers wurde die Bahn Stunden später wieder ins Gleis gezogen. Sie wurde allerdings schwer beschädigt. Doch dazu später mehr.

Zusammenstöße beim Abbiegen

Die Polizei registrierte bis Mitte Oktober 2023 15 Unfälle mit Beteiligung von Stadtbahnen in Dortmund.

2019 und 2020 waren es 24 und 26 Unfälle gewesen. 2021 und 2022 krachte es erheblich seltener – nämlich sechs beziehungsweise achtmal.

Britta Heydenbluth, Sprecherin des Bus- und Bahnunternehmens DSW21, hatte unserer Redaktion schon im Oktober gesagt, dass die nackten Zahlen „dem Thema nicht gerecht“ würden. Denn erfasst seien sowohl kleinere Blechschäden als auch tödliche Unglücke.

Die meisten dieser Unfälle ereigneten sich in der zweiten Jahreshälfte 2023 – allein zehn zwischen Juli und Mitte Oktober. Gleich am Tag nach dem Crash an der Münsterstraße übersah eine Autofahrerin beim Wenden auf der Evinger Straße eine Stadtbahn. Beim Überqueren der Gleise kam es zum Zusammenstoß. Die Frau wurde leicht verletzt.

So oder so ähnlich kam ein Großteil der Stadtbahn-Unfälle 2023 zustande. DSW21-Sprecherin Britta Heydenbluth sagte, dass in der Regel Autos beteiligt seien – meist in Abbiege-Situationen.

Radfahrer gerät unter Bahn

Anders verhielt es sich bei einem tödlichen Unglück am 10. Oktober an der Bornstraße auf Höhe der Haltestelle Eisenstraße. Ein 62-jähriger Radfahrer war am Morgen unter eine Stadtbahn der Linie U42 geraten. Er hatte die Bornstraße vom westlichen Bürgersteig aus überquert. Der Fahrer der Bahn hatte laut Polizei noch versucht, zu bremsen. Dennoch erfasste die Bahn den Radfahrer und schleifte ihn einige Meter mit. Der Mann starb noch an der Unfallstelle.

DSW21-Sprecherin Britta Heydenbluth wies darauf hin, dass „eine Stadtbahn einen deutlich längeren Bremsweg als beispielsweise ein Pkw hat und auf ihren Fahrweg festgelegt ist“.

Die Bornstraße in Dortmund am 10.10.2023
Am 10. Oktober 2023 geriet ein Mann vormittags auf der Bornstraße unter eine Stadtbahn und starb noch am Unfallort. © Kindel

Anders gelagert – allerdings auch mit verheerenden Folgen – war ein Unfall, der sich am Morgen des 11. November an der oberirdischen Haltestelle Allerstraße/Westfälische Klinik in Aplerbeck ereignet hatte. Ein Mann hatte laut Polizei bereits auf den Gleisen im Haltestellenbereich gelegen, als ihn eine Bahn der Linie U47 überfuhr. Der Mann überlebte den Unfall zwar, verlor jedoch ein Bein.

Bahnen stießen gegeneinander

Weit weniger schwer, aber dafür recht kurios war ein Unfall, der im Sommer an der unterirdischen Haltestelle Stadthaus passiert war. Am 14. August war es zu einem Auffahrunfall mit zwei Stadtbahnen gekommen, der anschließend für Chaos mit Verspätungen auf der Nord-Süd-Strecke führte. Fünf Personen – drei Fahrgäste und die beiden Bahnfahrer – wurden leicht verletzt, hieß es damals.

Die in den Haltstellenbereich einfahrende Bahn war auf die dort wartende Bahn aufgefahren. Die Bahnen waren ineinander verkeilt. Es dauerte Stunden, bis sie abtransportiert werden konnten. Ursache des Zusammenstoßes: „Der Fahrer der wartenden Bahn hat das Signal zum Nachrücken erhalten und ist langsam in die Haltestelle eingefahren, als der Fahrer der ausfahrenden Bahn noch einmal abbremsen musste“, erklärt DSW21-Sprecher Frank Fligge.

Drei Wagen außer Betrieb

Bis heute seien die beiden Bahnen außer Betrieb. Die leichte Kollision habe ausgereicht, um an beiden Fahrzeugen einen „signifikanten Schaden“ zu verursachen, sagt Fligge.

Dem Sprecher zufolge fehlen derzeit drei Hochflurwagen im Stadtbahn-Betrieb. Das sind die beiden vom Unfall an der Station Stadthaus und die Bahn, die bei dem Mega-Crash mit dem Lkw auf der Münsterstraße Ende Juli schwer beschädigt worden war.

Die Schäden sind mit ein Grund dafür, dass der Minutentakt, in dem die Linien U45 und U46 regulär unterwegs sind, zuletzt eingedampft werden musste.

Der DSW-Technik-Chef Ralf Habbes zeigt den Wagen, der beim Zusammenstoß mit dem Lkw schwer beschädigt wurde.
Der DSW-Technik-Chef Ralf Habbes zeigt den Wagen, der beim Zusammenstoß mit dem Lkw schwer beschädigt wurde. © Oliver Volmerich

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