Medikamentenmangel in Dortmund „Es gibt immer viel zu wenig“

Medikamentenmangel in Dortmund: „Es gibt immer viel zu wenig“
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Das Thema Medikamentenmangel beschäftigt Dortmunds Apotheken fast schon dauerhaft. Besonders in der kalten Jahreszeit, wenn viele Menschen krank sind, stellen die knappen Arzneimittel Patienten und Apotheken vor Probleme.

Dortmunds Apothekensprecher Dr. Felix Tenbieg von der Patroklus Apotheke in Kirchhörde beklagt auch Mitte Dezember viele fehlende Medikamente. Eine Krankheitswelle hat Dortmund zurzeit fest im Griff. „Es gibt immer viel zu wenig“, sagt Tenbieg.

Viele Medikamente fehlen

Der Apotheker listet auf, was bei seiner Apotheke gerade knapp ist: Augensalben, verschiedene Antibiotika und vor allem Diabetes-Medikamente. „Die sind ein großes Problem“, so Tenbieg. Besonders das Mittel Ozempic, das auch als Abnehmspritze genutzt wird, ist derzeit knapp.

Aber auch andere Mittel fehlen. Diabetes-Patienten müssen oft auf andere Hersteller ausweichen. Und damit auch auf einen anderen Wirkstoff. Jeder Hersteller verwendet seinen eigenen. Die Umstellung sei aus medizinischer Sicht nicht gravierend, so Tenbieg.

Neben Diabetes-Medikamenten fehlen aber auch Blutdruck- und Cholesterinsenker. Dort gebe es Alternativen von unterschiedlichen Herstellern. Oft sei der Wirkstoff derselbe.

Auch verschiedene Antibiotika fehlen derzeit häufig. Nicht nur Kindersäfte, sondern auch bei Mitteln für Erwachsene sind die Regale oft leer. „Zum Beispiel an Metronidazol war gar nichts zu kriegen“, beklagt Tenbieg. Das Antibiotikum wird häufig bei Infektionen im Magen-Darm-Trakt, dem HNO- und Mund-Zahn-Kiefer-Bereich und den weiblichen Geschlechtsorganen angewendet.

Unterschiedliche Gründe

Oft fehlen Medikamente zwar nicht komplett, „es gibt aber immer viel zu wenig“. Tenbieg schickt seine Kunden dann teilweise zu den Kollegen – und umgekehrt. Den Grund für den fehlenden Bestand einzelner Präparate kann Felix Tenbieg oft nur erahnen.

„Es ist meist so, dass ein Medikament an nur einem Ort am anderen Ende der Welt produziert wird“, erklärt er. Lieferschwierigkeiten, ausgelöst durch Krisen wie der Corona-Pandemie oder Kriegen, wirken sich dann wochenlang aus. Die Gründe für den Medikamentenmangel sind verschieden und wohl auch wirtschaftlicher Natur.

„Deutschland ist nicht mehr der wirtschaftlich stärkste Markt für die Hersteller“, sagt Tenbieg. Die Hersteller würden betonen, regelmäßig an die Großhändler auszuliefern. Sein Großhändler sagt aber, dass er viel zu wenig Mittel geliefert bekomme. „Oft kann ich aber gar nicht sagen, was bei welchem Präparat das Problem ist“, berichtet der Apotheker.

Es gebe Phasen, da habe er das Gefühl, dass sich die Lage verbessert. „Wenige Tage später fehlt dann wieder sehr viel“. Eine nachhaltige Besserung der Versorgungslage könne sich Tenbieg nicht vorstellen. „Die Änderungen im System dauern“, sagt er. Immerhin: Fiebersäfte für Kinder, die häufig ganz oben auf der Liste fehlender Medikamente stehen, gibt es momentan genug.

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