Die Kontoauszüge seines Sparkontos checkt Claude Mathé nur unregelmäßig. Deshalb ist dem 67-jährigen Wahl-Dortmunder der EC-Karten-Betrug zunächst nicht aufgefallen. Erst durch ein Schreiben der Postbank erfuhr der pensionierte Lehrer, dass sich Unbekannte an seinem Konto bedient hatten. Fast 3000 Euro konnten sie abheben, bevor ihre Betrugsmasche auffiel.
Der Huckarder ist ein Skimming-Opfer. Denn der Geldautomat an der Rahmer Straße 3, an dem er Ende Januar seinen Kontoauszug abfragte, war aller Wahrscheinlichkeit nach manipuliert. Bei dieser Methode werden die Daten des Magnetstreifens auf den Geldkarten am Bankautomaten ausgelesen und die dazugehörige Geheimzahl ausgespäht.
Dies gelingt den Betrügern, indem sie am Eingabebereich des Kartenlesers ein Lesegerät mit einer Speichereinheit anbringen. Zusätzlich wird eine Kamera in der Umgebung des Geldautomaten platziert, um die Geheimzahl-Eingabe aufzuzeichnen.
Schon einen Tag nach seinem Besuch am Geldautomaten machten sich die Betrüger über Claude Mathés Ersparnisse her. Im Minutentakt buchten sie viermal hintereinander Beträge zwischen 100 und 800 Euro ab. Am 1. Februar ließen sie Mathés Ersparnisse noch einmal um 1000 Euro schrumpfen. Danach sperrte die Postbank „vorsorglich und aus Sicherheitsgründen“ die Spar-Card des Huckarders. So steht in ihrem Schreiben vom 2.2.23 an Claude Mathé.
Limit bei 2000 Euro pro Monat
„Das Limit liegt bei 2000 Euro monatlich, sonst wäre wahrscheinlich noch mehr Geld weg“, so der betroffene Dortmunder. Nachdem seine Bank ihn auf den „wahrscheinlich manipulierten Geldautomaten“ schriftlich hingewiesen und ihm ein Blick aufs Konto den EC-Karten-Betrug offenbart hatte, erstattete Claude Mathé direkt Anzeige bei der örtlichen Polizeistelle.
Aus internen Polizeikreisen hat der gebürtige Franzose die Information erhalten, dass es im Zusammenhang mit diesem Bankautomaten weitere Skimming-Opfer geben soll. Dafür spricht, dass der Geldautomat an der Rahmer Straße 3 über mehrere Tage gesperrt wurde. „Ich möchte andere warnen, nur deshalb mache ich meinen Fall öffentlich“ betont Mathé.

Die Postbank-Pressestelle antwortet nicht auf unsere Frage, ob weitere Kunden durch den manipulierten Geldautomaten geschädigt wurden. Die Polizei Dortmund teilte gegenüber unserer Redaktion mit, dass stadtweit aktuell in 20 Skimming-Fällen ermittelt wird.
Die zentrale Frage für Claude Mathé ist natürlich, ob die Postbank für seine Verluste haftet und wann er sein Geld zurückbekommt. Darauf habe er von seiner Bank noch keine abschließende Antwort erhalten, so der Geschädigte.
Ein Formular zur Umsatzreklamation hat er bereits ausgefüllt und zurückgeschickt. Seitdem stocke die Kommunikation, sagt er. Telefonisch bleibe man in der Warteschleife hängen, per Mail bekomme man automatisierte Antworten. „Der Service ist schlecht“, sagt Claude Mathé.
Gegenüber unserer Redaktion äußerte sich Postbank-Mediensprecher Hartmut Schlegel zum Thema Haftung so: „Die Postbank erstattet nach vorangegangener Prüfung Beträge, die Kontoinhabern durch Skimming unberechtigt abgebucht wurden“, heißt es in seiner Antwort-Mail.
Überwachung mit Videokamera
Claude Mathé bleibt skeptisch und will sich gegebenenfalls juristische Hilfe holen. Die „Beweislage“ sieht für ihn gut aus. Denn der 67-Jährige kann belegen, dass er sich zum Zeitpunkt der ersten vier Abbuchungen in einer Rehasport-Einrichtung aufgehalten hat. Zudem ist er im Besitz seiner Karte. Andere Personen hätten keinen Zugriff auf seine Karte, versichert er.
Ein weiterer Vorteil für den geschädigten Huckarder: „Der Selbstbedienungsbereich unserer Filiale wird mit einer Videokamera überwacht“, schreibt der Postbank-Mediensprecher. Auch das könnte „Licht ins Dunkel“ bringen.
Der Franzose vermutet, dass er wegen des fehlenden Chips auf seiner Spar-Card ein leichtes Opfer für die Betrüger war. Tatsächlich gelten sogenannte EMV-Chips als wesentlich sicherer als Magnetstreifen, dessen Daten leicht kopiert oder verändert werden können. „Ohne EMV-Chip ist lediglich noch ein Teil unserer SparCards. Diese werden bereits Schritt für Schritt mit EMV-Chips ausgestattet“, schreibt Helmut Schlegel.
Mit weiteren Informationen hält sich der Mediensprecher zurück. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir aus Sicherheitsgründen (Betrugsprävention) öffentlich keine weiteren Angaben zu unseren Sicherheitsvorkehrungen am Geldautomaten und zu Fallzahlen machen.“ Grundsätzlich prüften die Mitarbeitenden in allen Postbank-Filialen täglich die Geräte in den SB-Bereichen auf Veränderungen und Beschädigungen. Auffälligkeiten würden sofort gemeldet und überprüft.
Unsere Frage „Welche Ratschläge und Tipps geben Sie Ihren Kunden zum Schutz vor Skimming und anderen Betrugsmaschen?“ beantwortete Schlegel nicht. Dafür finden sich auf der Postbank-Homepage unter anderem diese allgemeingültigen Anweisungen:
- Decken Sie während der PIN-Eingabe das Tastaturfeld mit der anderen Hand oder einem Gegenstand (z.B. Geldbörse, Blatt Papier) als Sichtschutz vollständig ab. Das erschwert das „Ausspähen“ per Kamera oder Foto-Handy erheblich.
- Benutzen Sie soweit wie möglich immer denselben Geldautomaten für Abhebungen, so dass Ihnen mögliche Veränderungen am Gerät auffallen.
- Nutzen Sie keinen Geldautomaten, an dem Ihnen etwas ungewöhnlich erscheint, z.B. angebrachte Leisten oder Verblendungen, abstehende und vor allem lockere Teile, Spuren von Kleber rund um den Kartenschlitz.
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