Mandy hatte sich gut vorbereitet. Ein Schal und eine dicke Jacke schützen sie vor Wind und Kälte. So wartet die 25-jährige Dortmunderin am Dienstagvormittag (2.5.) auf Einlass ins DSW21-Kundencenter an der Kampstraße.
Geduld ist gefragt, denn mit Mandy stehen hier Dutzende Dortmunderinnen und Dortmunder. Die Warteschlange erstreckt sich vom Eingang ins Kundencenter bis auf den Westenhellweg. Die Passanten auf der Einkaufsstraße umkurven das Ende der Schlange in einem kleinen Bogen.
Das Gros der Wartenden ist wegen des Deutschland-Tickets, auch 49-Euro-Ticket genannt, gekommen. Seit Monatsbeginn ist es gültig, seit Anfang April bereits im Verkauf. DSW21-Pressesprecher Frank Fligge sagt angesprochen auf die lange Schlange vor dem Kundencenter, dass es für diese zwei Gründe gebe. Zum einen seien die Kunden da, die in der Regel jeweils zum Monatswechsel kämen, um ihr Abo-Ticket zu aktualisieren. Zum anderen seien Kunden gekommen, die das Deutschland-Ticket kaufen möchten.
Ticket zum Pendeln
Der Dortmunder Dietmar Kompa gehört zur ersten Gruppe. Mehr als zwei Stunden wartet er, bevor er dran ist. Kompa sagt, dass sein Anliegen schnell bearbeitet worden sei. Die lange Wartezeit, vermutet er, resultiere daher, dass nicht genug Personal vorhanden sei.

Mandy, die ihren Nachnamen für sich behalten möchte, gehört zur zweiten Gruppe. Die 25-Jährige benötigt das Deutschland-Ticket, um zwischen ihrem Wohnort Huckarde und ihrer Arbeitsstelle in der City zu pendeln. Über das 49-Euro-Ticket sagt sie: „Ich bin froh, dass es das gibt.“ Es sei die günstigere Alternative zu den Einzeltickets, die sie bisher gekauft habe.
Ursprünglich wollte sich die Dortmunderin das Ticket als Handyticket sichern, doch dabei sei etwas schiefgelaufen, erzählt sie unserem Reporter. Letztlich sei das Abo gekündigt worden. Man habe ihr gesagt, sie müsse ins Büro kommen und das Ticket dort abholen.
Sauer ist sie wegen der langen Wartezeit aber nicht, sondern bleibt gelassen. „Es war halt kalt“, sagt Mandy, als sie ihr Ticket endlich in den Händen hält.
Mehr als 13.000 neue Abos
„Das Interesse ist groß“, sagt DSW21-Sprecher Frank Fligge über den Andrang auf das Deutschland-Ticket. Bereits am Freitag (26.4.) meldete DSW21 knapp 11.000 Neu-Abonnenten. Fligge betont: „Am Samstag haben wir noch mal ordentlich verkauft.“ Am Dienstagnachmittag betrug die Zahl der Neu-Abonnenten durch das Deutschland-Ticket laut DSW21 13.170.
Zum Start des Deutschland-Tickets am 1. Mai habe man feiertagsbedingt kein besonders erhöhtes Fahrgastaufkommen in Bahnen und Bussen registriert, so der Sprecher. Am Dienstagmorgen mit Schüler- und Berufspendler-Verkehr sei es „gewohnt voll“ gewesen.
Fligge geht aber davon aus, dass sich das erhöhte Fahrgastaufkommen wegen des 49-Euro-Tickets eher im Regionalverkehr bemerkbar machen werde als auf lokaler Ebene. Beim 9-Euro-Ticket sei das auch schon so gewesen.
Wer jedoch zwischen Dortmund und Dillenburg in Mittelhessen pendelt, sollte sich genau überlegen, ob er schon jetzt aufs Deutschland-Ticket umsteigt. Hintergrund ist eine Sonderregelung, die IC-Züge auf dieser Strecke betrifft. Freigegebene Züge sind wegen der Sperrung der A45 aufgrund der maroden Rahmedetalbrücke bisweilen auch mit einem Nahverkehrsticket nutzbar. Allerdings nicht mit dem Deutschland-Ticket, wie der WDR berichtet.
Es geht ums Geld: Laut dem Bericht möchte die Bahn einen finanziellen Ausgleich für die Sonderregelung, weil weniger IC-Tickets verkauft werden. Verhandlungen mit dem Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) laufen. Ein Sprecher des Verbands sagte dem WDR, er rechne mit einer Lösung in diesem Jahr.
Ein Video zum Thema gibt es unter rn.de/dortmund
Zum Start des Deutschlandtickets: Lange Schlange vor DSW21-Kundencenter in Dortmund
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