Maher Khalil bangt nach Erdbeben um seine Schwester „Schlimm, wenn ich gar nichts erfahren kann“

Dortmunder Maher Khalil bangt nach Erdbeben um seine Familie
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Als Maher Khalil am Montagmittag (6.2.) in Dortmund ans Telefon geht, hat in seiner Heimat kurz vorher die Erde gebebt. „Ich kann dir nicht sagen, wie es meiner Familie geht. Ich erreiche sie nicht.“ Das erste Beben, das aus der Nacht, sei in der Region, aus der Khalil stammt, nicht so schlimm gewesen. Nach dem zweiten vom Mittag gibt es aber keinen Handyempfang mehr, das Internet ist tot. Khalil erreicht seine Familie nicht mehr.

Zwischendurch klappt es dann noch wieder. Khalils Schwester und ihren vier Kindern geht es immer noch gut. „Sie dürfen nicht in ihre Wohnung zurück“, sagt er, denn noch immer gebe es keine Entwarnung. Wie Maher Khalils Schwester Maiya erfahren haben will, sind die nächsten Erschütterungen für den Nachmittag angesagt. Sie könnten heftig werden.

Maher Khalil, der als Frisör in Dortmund arbeitet, kann wenig tun. Nur hoffen, dass er seine Familie erreicht. „Es ist schlimm, wenn ich gar nichts erfahren kann“, sagt er. 4000 Kilometer sitzt er von dem Ort, aus dem er stammt, entfernt. Qameshlo in Syrien liegt direkt an der Grenze zur Türkei. Und es ist das Grenzgebiet, das das Beben hart getroffen hat.

Die Zahl der Menschen, die nur tot aus Trümmern geborgen werden können, steigt beständig. Am Montagnachmittag war von 2300 Menschen die Rede. Viele seien verletzt.

Familie kann nicht in Wohnung

Qameshlo gehört nicht zu der am stärksten betroffenen Region, doch aufatmen können Maher Khalil und seine Familie noch nicht. Ist die Wohnung sicher? Wird es weitere Beben geben? Auch das Warten auf die Entwarnung sei für die Familie schlimm.

„Es ist dort Winter, es regnet und es ist kalt.“ Für die Familie mit den kleinen Kindern sei es nicht leicht, dort auszuharren, bis es wieder in die Wohnung gehe. Auch mache sich die Familie Sorgen um den Bruder, der sich noch gar nicht gemeldet habe. Allerdings seien auch Freunde und Bekannte aus der Region ebenfalls nicht zu erreichen. Der Handyempfang sei zu schlecht.

Sowohl auf türkischer Seite als auch in Syrien versuchten die Rettungskräfte am Montag, Menschen aus eingestürzten Gebäuden zu befreien. Viele Gebäude seien nicht mehr zu betreten, berichten Nachrichtenagenturen. Hinzu kommen die Nachwirkungen des Krieges in Syrien, der viele Menschen in große Armut gestürzt hat. Wer schon wenig hatte, muss nun noch mehr entbehren, weil es das Erdbeben zerstört hat.

Wie Maher Khalil gibt es in Dortmund viele Menschen aus Syrien und der Türkei, die nun um ihre Angehörigen bangen. Um ihre Familien, Freunde und Bekannte zu erreichen, können sie nur immer wieder die Wahlwiederholungstaste drücken. Mit der Hoffnung, dass jemand rangeht und dem Wunsch, dass sich die Erde in der Region wieder beruhigt.

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