Ein inzwischen 22 Jahre alter Mann aus Lütgendortmund soll im April 2022 in einer Mietwohnung an der Steinhammerstraße in Marten einen flüchtigen Bekannten (21) aus Bochum ermordet haben. Die Anklage skizziert nicht nur eine Tat wie im Blutrausch - sie lässt auch durchblicken, dass die Tötung wohl am Telefon mitangehört worden ist.
Zum Prozessauftakt am Dortmunder Schwurgericht wollte sich der Angeklagte am Dienstag (25.10.) noch nicht zu den Vorwürfen äußern.
Telefonat als Auslöser?
Als der mutmaßliche Mörder (blaues T-Shirt, blaue Jogginghose) kurz vor Prozessbeginn um 9.15 Uhr von vier Wachmeistern in den Saal geführt wurde, verdeckte er sein Gesicht mit einem roten Aktendeckel. Erst als Kamerateams und Fotografen das Filmen eingestellt hatten, legte der 22-Jährige den Sichtschutz wieder ab. Dann hörte sich der Lütgendortmunder äußerlich völlig reglos die gegen ihn erhobene Mordanklage an.
Am 23. April sollen der Angeklagte, seine Lebensgefährtin und das spätere Opfer in der Wohnung der Frau an der Steinhammerstraße bereits seit Stunden mit Alkohol und Kokain gefeiert haben. Gegen 15.30 Uhr soll sich der 22-Jährige dann spontan zur Tötung des Bekannten entschlossen haben. Auslöser soll angeblich eine Äußerung in einem Telefonat gewesen sein.
„Mit großer Wucht“
Während der flüchtige Bekannte aus Bochum auf der Wohnzimmercouch gelegen und nach einer durchzechten Party-Nacht gerade mit seiner besorgten Mutter telefoniert haben soll, ergriff der Angeklagte laut Anklage ein großes Küchenmesser (mit einer Klingenlänge von 15 Zentimetern) und stach damit von hinten „mit großer Wucht“ mindestens viermal auf seinen Bekannten ein.
Wie bekannt wurde, soll bei dem Telefonat angeblich ein Satz über die Lebensgefährtin des Angeklagten gefallen sein, der eigenes (sexuelles) Interesse an der Frau erkennen ließ - und der den mithörenden 22-Jährigen rasend wütend gemacht haben soll.
Halsschlagader durchtrennt
Der erste Stich traf laut Staatsanwaltschaft die Halswirbelsäule im Nackenbereich. Der letzte Stich die linke Halsseite des Opfers, durchtrennte dabei die Halsschlagader. Der 21-Jährige hatte keine Überlebenschance, er verblutete am Tatort.
Die Mutter des Getöteten war offenbar nach dem abrupten Abbruch des Telefonates mit ihrem Sohn in Aufregung geraten und später mit zahlreichen Angehörigen am Tatort an der Steinhammerstraße erschienen. Der Angeklagte soll jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Flucht und untergetaucht gewesen sein. Am Tag nach dem mutmaßlichen Mord hatte er sich dann freiwillig bei der Polizei gestellt.
Im Falle einer Verurteilung wegen Mordes droht dem Mann lebenslange Haft. Für den Prozess sind noch fünf Termine bis zum 29. November anberaumt.
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