Lockt der „LogPoint Ruhr“ Prostituierte und Kriminelle? Anwohner kritisieren Einrichtungen für Trucker

Anwohner besorgt: „LogPoint Ruhr“ Treffpunkt für Trucker und Prostituierte?
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Jahrelang waren es nur Pläne und Diskussionen – im Frühjahr 2024 soll der Bau beginnen: Die ersten Logistik-Hallen des künftigen „LogPoint Ruhr“ an der Stadtgrenze von Dortmund und Castrop-Rauxel werden entstehen – sobald die Baugenehmigungen der Stadt Dortmund für die ersten 50.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche vorliegen.

Bis zur späteren Inbetriebnahme muss die Verkehrssituation entsprechend der Pläne angepasst sein. Das haben die in der LogPoint Ruhr zusammengeschlossenen Unternehmen Segro und Hagedorn Revital mit den Städten Dortmund und Castrop-Rauxel in städtebaulichen Verträgen vereinbart. Daran beteiligt waren auch die Autobahn GmbH und Straßen.NRW.

Denn bei der äußeren Erschließung geht es auch um den Ausbau der Autobahn-Anschlussstelle Bodelschwingh und der Landesstraße Königshalt. Autobahn-Auffahrt und -Abfahrt erhalten je eine zusätzliche Fahrspur, der Königshalt zusätzliche Abbiegespuren.

Die Abstimmungen mit Landes- und Bundesbetrieben seien abgeschlossen, erklärte Verkehrsplaner Lothar Bondzio bei einer Bürgerinformation Ende Oktober. Bondzio hatte auch das Verkehrsgutachten zum LogPoint Ruhr erstellt. 190 Anwohner informierten sich über die weiteren Pläne. Sie äußerten aber auch ihre Sorgen über den großen Gewerbe- und Logistikpark.

Breiter Straßen-Querschnitt

Den Ausbau der Straße Langenacker auf Dortmunder Stadtgebiet finanziere Hagedorn Revital als einer der Investoren des „LogPoints Ruhr“, erklärte dessen Geschäftsführer Rick Mädel. Dem Unternehmen obliegt auch die innere Erschließung des künftigen knapp 60 Hektar großen Gewerbe- und Logistikparks. Und damit ist zuallererst die derzeit noch sogenannte Planstraße gemeint.

Sie verbindet auf rund 1,2 Kilometern Länge die frühere südliche Kraftwerkszufahrt am Langenacker mit der Landesstraße 657 (Oststraße/Nierhausstraße) im Norden. Im südlichen Bereich verläuft sie zunächst in einer S-Kurve hinter dem bestehenden Lärmschutzwall.

In Höhe der Bushaltestelle Am Kreuzloh der Linie 361 reicht sie am nächsten an die Oestricher Straße heran. Beide Straßen soll ein kurzer Fuß-/Radweg verbinden. In etwa ab Höhe der Oestricher Straße 46 führt die Planstraße geradeaus nach Norden.

Wegen des Schwerlastverkehrs ist die Fahrbahn 7,5 Meter breit. Daran schließt sich nordöstlich ein 2,5 Meter breiter Grünstreifen an. Er trennt den motorisierten Verkehr von einem vier Meter breiten Geh- und Radweg. Mit dem großzügig dimensionierten Grünstreifen sowie Fuß-/Radweg folge man einer Forderung der Stadt Dortmund, erklärte Verkehrsplaner Bondzio.

Ausschnitt des Plans mit dem nordwestlichen Bereich des "LogPoints Ruhr".
Zwei große Wendehämmer und ein Parkhaus kennzeichnen den nördlichen Anschluss der Planstraße an die Oststraße und Nierhausstraße. © Segro

Es ist nicht die einzige Auflage. Wie bereits mehrfach berichtet, ist der Anschluss der Planstraße an die L657 allein Fahrzeugen mit einem Gesamtgewicht unter 3,5 Tonnen vorbehalten. Eine straßenbauliche Sperre soll verhindern, dass Lastzüge von den Autobahnen zum Logistikpark über Castrop-Rauxeler Stadtgebiet fahren. Der Schwerlastverkehr zum und vom Gewerbe- und Logistikpark soll allein vom Langenacker aus auf die Planstraße führen.

Auf beiden Seiten der nördlichen Sperre entstehen große Wendehämmer. Lastwagenfahrer, die sich verfahren haben, können dort problemlos wenden. In Höhe der Wendehämmer planen die Investoren auf Dortmunder Stadtgebiet zudem ein Parkhaus für die Autos der Beschäftigten.

Zwei Zufahrten im Norden und Süden der Planstraße führen zu den Docks der vier Hallenkomplexe für Logistik. Die insgesamt 161 Laderampen sind aus Lärmschutzgründen auf der von den Wohnsiedlungen abgewandten Seite der Hallen.

Lothar Bondzio
Verkehrsplaner und Verkehrsgutachter Lothar Bondzio erläuterte die innere und äußere Erschließung des Gewerbe- und Logistikparks. © Uwe von Schirp

Auf große Vorbehalte stößt bei den Anwohnern eine Parkfläche mit 35 Stellplätzen für Lastzüge an der südlichen Hallen-Zufahrt. Dabei sorgt nicht der erwartete Lärm für Unbehagen. Eine zusätzliche 1,60 Meter dicke und sechs Meter hohe Schutzwand soll Motorengeräusche fernhalten. Die Wand ist zwischen Stellplätzen und Planstraße, zusätzlich zum Lärmschutzwall hinter den Kreuzloh-Gärten geplant.

Unbehagen löst der Plan aus, für die Trucker Service-Einrichtungen mit Sanitäranlagen und Duschen zu errichten – aus Sicht der Anwohner „Wohlfühleinrichtungen“. Es handele sich um „eine Auflage der Stadt Dortmund“, erklärte Segro-Manager Carsten Lümkemann. Und betonte: „Komfortable Serviceanlagen sind nicht unser Ziel.“ Die Entwickler des Logistikparks hätten diese Problematik selbst früh erkannt.

Dabei geht es den Anwohnern nicht darum, Berufskraftfahrern eine Dusche oder ein WC zu verweigern. „Wie wollen Sie verhindern, dass nicht noch zusätzliche Trucker angelockt werden, die mit dem ‚LogPont‘ nichts zu tun haben?“, fragte Jörg Sandmeier. Schließlich sei der Autobahnanschluss nicht weit und Standplätze für Lastzüge schon jetzt knapp.

Ausschnitt des Plans mit den LKW-Stellplätzen im südlichen Bereich des "LogPoints Ruhr".
Der Plan sieht 35 Stellplätze für Lastzüge an der südlichen Zufahrt zu den Hallen vor. Die Anwohner befürchten, dass der Parkplatz und seine Serviceeinrichtungen Prostituierte und Kriminelle anlocken. Die Häuser und Gärten der Anrainer liegen direkt hinter dem grünmarkierten Lärmschutzwall. © Uwe von Schirp

Die Befürchtungen gehen noch weiter. „Wie wollen Sie verhindern, dass sich daraus eine ‚Rotlichtmeile‘ mit der entsprechenden Begleitkriminalität wie Drogen und Wohnungseinbrüche entwickelt?“ Den Anwohnern sei es schon wichtig, weiter sicher in ihren Häusern leben zu können.

Ausräumen konnten die Investoren der „LogPoint Ruhr GmbH“ diese Vorbehalte nicht. Schließlich ist Prostitution auf und im Umfeld von Rastplätzen des Berufskraftverkehrs weithin bekannt.

Hagedorn-Revital-Geschäftsführer Rick Mädel versuchte, auch mit Blick auf die Verkehrsführung und das Verkehrsaufkommen die Gemüter zu beruhigen. „Man wird bei den ersten Nutzern schon sehen, ob es Probleme gibt“, erklärte er. „Ich rufe zur Ruhe auf, dass die Sache eine Chance hat.“

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