Ganz so groß ist die sogenannte „Kreuzloh-Siedlung“ in Dortmund-Oestrich nicht. Und ganz so viele Anwohner leben nicht an der Oestricher Straße in Castrop-Rauxel-Deininghausen. Ein paar Dinge aber verbinden die Anwohner auf beiden Seiten der Stadtgrenze: Sie werden Anrainer des künftigen großen Gewerbe- und Logistikparks „LogPoint Ruhr“.
Und sie leben an einer Verbindungsstraße am Rande des künftigen Logistikareals, die schon heute das Gewerbegebiet Deininghauser Weg und die Autobahn-Anschlussstelle Dortmund-Bodelschwingh verbindet. Für Oestricher Straße und die Straße Langenacker gibt es ein Durchfahrtverbot für Lastwagen über einem Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen.
Noch ein Aspekt verbindet die Anrainer auf beiden Seiten des gemeinsamen Ortseingangs- und -ausgangschilds: Sie fühlen sich schlecht informiert – von den beiden Stadtverwaltungen und vom Betreiber des künftigen Gewerbeparks. Letzteres soll sich nun ändern. Die Unternehmen Hagedorn und Segro, die das ehemalige Kraftwerksgelände entwickeln, haben am 26. Oktober (Donnerstag) zu einer Anwohnerinformation eingeladen.
Deininghauser teilt Kritik
Ungelöste Verkehrsprobleme, mangelnde Kommunikation, Intransparenz und nicht eingelöste Versprechen hatten zuletzt die Anwohner von Kreuzloh und Lagenacker massiv kritisiert: bei einer Monatsversammlung der Mengeder Grünen, in der Einwohnerfragestunde der Bezirksvertretung und bei einem Ortstermin mit unserer Redaktion.
Versprechen und Zusagen bei früheren Informationsveranstaltungen und im Beteiligungsverfahren der Bauleitplanung seien allein „Beruhigungspillen“, monierten sie. Skepsis hat sich breitgemacht. Und offenes Misstrauen gegenüber den Investoren, vor allem aber gegenüber den beiden Städten.
„Was die Nachbarn aus Dortmund kundgetan haben, spricht uns aus der Seele“, sagt Thorsten Perbandt. Er lebt seit 23 Jahren als Eigentümer an der Oestricher Straße in Castrop-Rauxel. Von der Situation auf der Verbindungsstraße sei mittlerweile keine Rede mehr oder sie werde stark runtergespielt, kritisiert er.
Der 52-Jährige widerspricht der Darstellung von Castrop-Rauxels Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann und von Andreas Lesch, Sprecher der Kreispolizei Recklinghausen. Die Kontrolle des Durchfahrtsverbots für Lkw über 7,5 Tonnen sei Sache der Polizei, hatte Hilleringmann erklärt. Lesch betonte gegenüber unserer Redaktion, Beschwerden von Anwohnern über eine Missachtung des Verbots seien der Polizei nicht bekannt. Darum kontrolliere sie dort nicht gezielt.

Thorsten Perbandt verweist indes darauf, schon 2017 und 2018 auf die Probleme mit dem Lkw-Durchfahrtverbot und auf regelmäßige Geschwindigkeitsübertretungen von Autos hingewiesen zu haben. Die E-Mails liegen unserer Redaktion vor. Reaktionen von Stadt und Polizei habe es nur in Sachen Geschwindigkeit gegeben.
2018 verwies Marcel Mittelbach, damals Referent des Castrop-Rauxeler Bürgermeisters, darauf, dass es seit 2006 lediglich zwei Unfälle auf der Oestricher Straße gegeben habe. Er warb um Verständnis, „dass die Kolleginnen und Kollegen der Polizei vor allem dort verstärkt unterwegs sind, wo es in der Vergangenheit deutlich häufiger zu Unfällen kam“.
Thorsten Perbandt sagt: „Im Umkehrschluss ist die Antwort, es ist nichts passiert. Also kann man fahren, wie man möchte.“ Und das bei dem maroden Zustand der Straße. „Wenn Lkw oder Linienbusse durch die Schlaglöcher fahren, wackelt die Duschabtrennung.“ Schon als er im Jahr 2000 in die Oestricher Straße gezogen sei, habe der Eigenbetrieb EUV die Straße sanieren wollen. Passiert sei seitdem nichts.
Viele Hoffnungen der Anwohner ruhten dann auf der Bauleitplanung für das ehemalige Kraftwerks-Areal. Im Zusammenhang mit dem Verkehrsgutachten wurde eine bauliche Absperrung der Oestricher Straße für Lastzüge angekündigt. Zweieinhalb Jahre sind seitdem vergangen.

Eine konkrete Planung gibt es noch nicht. Castrop-Rauxels Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann verweist auf ausstehende Abstimmungsgespräche mit der Stadt Dortmund. Ein Umbau sei unabhängig vom Bebauungsplan für das ehemalige Kraftwerks-Gelände. Und: „Unfertige Ideen bringen der Öffentlichkeit ja keine neuen Erkenntnisse.“ Perbandt wettert sarkastisch: „Letztendlich ist keine Information die beste Wahl, um die Bürger ruhig zu halten.“
Dortmunds Stadtsprecher Christian Schön erklärt auf unsere Anfrage, die Abbindung solle über eine Beschilderung und verstärkte Kontrollen erfolgen. Die Beschilderung gibt es jetzt schon – mit den Problemen auf beiden Seiten der Stadtgrenze.
„Im öffentlichen Dienst dauert es sehr lange, bis Prozesse angestoßen werden“, sagt Thorsten Perbandt, der selbst im öffentlichen Dienst arbeitet. „Bei der Stadt Castrop-Rauxel gibt es das augenscheinlich in Perfektion“, ätzt er. Wie auch die Anwohner auf Dortmunder Seite kritisiert der Deininghauser massiv die zögerliche Informationspolitik der Kommunen.
Ein leiser Funke Hoffnung ruht beiderseits der Stadtgrenze auf der Anwohnerinformations-Veranstaltung am 26. Oktober. „Da bin ich vor Ort und lasse mich überraschen, welche wichtigen Aussagen dort getroffen werden“, sagt Thorsten Perbandt.
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